Death Wish

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Death Wish

2Action

Falls es etwas Positives an Eli Roths abendfüllender Vigilantismus-Reklame gibt, dann, dass sie Trump ins Unrecht setzt. „Today you can’t make that movie because it’s not politically correct„, deklamierte er im Oktober 2015 in Nashville vor jubelnden Anhängern, die er im Anschluss dazu aufwiegelte, den Namen des besagten Films im Chor zu rufen. Eine riesige Menge blökte: „Death Wish! Death Wish!

Ihr Ruf hallte bis nach Hollywood ans Ohr von Eli Roth, der sein Remake als perfekt getimte Unterstützung der Waffen-Lobby lanciert. Wenige Wochen, bevor mit dem March for Our Lives eine landesweite Demonstration für sicherere Schusswaffengesetze geplant ist, startet der brachiale Action-Thriller in den Kinos, um die Gegenbewegung noch etwas mehr zu mobilisieren.

Mit rockigem Soundtrack untermalte Splatter-Szenen führen vor Augen, was der Schwiegervater des frisch verwitweten Chirurgen Paul Kersey (Bruce Willis) verkündet: „Wenn ein Mann beschützen will, was ihm gehört, muss er es selbst tun.“ Der Overkill an Martialik, Machismo und Atavismus schreit geradezu nach Satire, aber davon ist die rabiat reaktionäre Story weit entfernt. Mit dem US-Präsidenten hat der Hostel-Regisseur mehr gemeinsam, als ein Faible für den Charles Bronson-Klassiker. Wie Trump interpretiert Roth den Plot als Plädoyer für den 2. Zusatzartikel zur Bill of Rights. Eine kritische Reflektion von Vigilantentum und dessen öffentlicher Rezeption findet nicht ansatzweise statt. Der mediale Hype soll den bald als „Grim Reaper“ berühmten Dr. Death nur noch cooler erscheinen lassen.

Während Bronsons Figur im Original von 1974 ansatzweise eine psychologische Wandlung vom Normalbürger zum Mörder durchmachte, schaltet Kersey problemlos auf Killer und wieder zurück. Mit seinem Kampfgeschick und seiner Resilienz fehlt ihm bloß das Kostüm zum Superhelden, an dessen Rechtschaffenheit die Polizei nie zweifelt. Konfliktdynamik und psychologische Spannung werden von vornherein ausgehebelt. Die Inszenierung setzt ganz auf die rassistische und elitäre Aggression des Publikums, das sich seinen sadistischen Überlegenheitsfantasien hingeben kann und in seiner Paranoia bestätigt sieht. Selbst die figurativ und phänotypisch blütenweiße Vorstadt, in der Kersey mit Gattin (Elisabeth Shue) und Tochter Jordan (Camila Morrone) den amerikanischen Traum lebt, ist nicht sicher. Statistisch sterben Schwarze 13 Mal so häufig durch Schusswaffen wie nicht-hispanische Weiße.

Auf der Leinwand sieht die Lage umgekehrt aus. Wenn Kersey mit Hoodie und Knarre Chicago zur Schießbude macht, sind vorrangig Farbige die Zielscheibe. Wenn ein schwarzer Radiomoderator die Taten des „Grim Reaper“ verurteilt, soll das exemplarisch vermitteln, dass Bewegungen wie Black Lives Matter die Gesamtsituation falsch beurteilen würden. Weiße Revolverhelden wollen sogar die lieben Schwarzen retten vor – na klar – den bösen Schwarzen. Zur wandelnden Bedrohung zählen auch Hispanics und tätowierte Unterschicht-Rowdys. Die rückhaltlos glorifizierte Selbstjustiz ist tatsächlich die Eskalation der aufgestauten ängstlichen Wut einer alten weißen patriarchalischen Elite gegen ein jüngeres urbanes nicht-segregiertes Prekariat. Zur Selbstverteidigung gegen diesen Feind ist jedes Mittel von Folter bis Maschinengewehr legitim. Donald Trump hat seine Kinokarte sicher schon vorbestellt.

Regie: Eli Roth, Drehbuch: Joe Carnahan, basierend auf dem Roman von Brian Garfield, Besetzung: Bruce Willis, Vincent D’Onofrio, Elisabeth Shue, Jack Kesy, Kirby Bliss Blanton, Dean Norris, Filmlänge: 109 Minuten, Kinostart: 08.03.2018


Autor

Lida Bach