Irgendwann kommt dann doch immer wieder dieser Moment. Der Moment an dem alles zu viel wird und einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Leider kündigt sich dieser Moment nicht gerade mit leuchtender Warmweste oder Vorab-SMS an, sondern kommt rücksichtslos von hinten angeschlichen um einen dann zu überrumpeln.
Die Hand liegt schon länger auf dem “Abwärts”-Knopf. Was fehlt ist der Impuls. Aber der kommt….immer. 4.2.2011 Original ‘Losing Ground’ www.chamailion.wordpress.de
Durch den Beitrag von Anna von BERLINMITTEMOM bin ich auf die Beitragsreihe ‘dear me’ aufmerksam geworden. Darin schreibt sie einen Brief an ihr jüngeres Ich. Und ich denke, es ist an der Zeit, auch an mein Vergangenheits-Ich mal ein paar Worte zu richten.
Liebe Vergangenheits-Ich,
in diesem Jahr werde ich meinen 30. Geburtstag feiern. Für mich ist das nichts besonderes. Ein weiteres Lebensjahr, dass gebührend mit Freunden, Familie, Kuchen und vielleicht auch mit dem ein oder anderen Bier gefeiert wird. Für dich wird diese Nachricht sensationell sein. 30! Wenn wir ehrlich sind, bist du doch der Meinung, dass du es gar nicht soweit schaffst. Für dich ist die Welt dunkel, ohne Hoffnung. Die Menschen egoistisch. Liebe lediglich eine Momentaufnahme – nicht gemacht für die Ewigkeit.
Collage, 2001
Die Welt ist keine gute. Aber du kannst sie zu einem besseren Ort machen. Verliere niemals die Hoffnung. Damit bist du auf einem guten Weg. Und irgendwann kommt der Moment: da verblasst der Schleier und die Glaskuppel, die dich umgibt, verschwindet.
Was dann kommt ist nicht das Paradies, aber auch nicht die Hölle. Das Leben ist wohl irgendwas dazwischen.
Es kommen Wege und die Freiheit sie zu gehen. Herzen, die offenstehen und schon lange auf dich warten. Liebe, Schmerz, Farbe, Licht, Facetten des Lebens, Begegnungen und eine Zukunft.
Es wird viele Menschen geben, die dein Leben erhellen und viele Tränen geben, wenn sie wieder gehen. Aber das alles ist gut so. Das ist Leben!
Du darfst die Wege gehen, auch wenn es sich wie ein Labyrinth anfühlt. Du darfst dich irren – davon geht die Welt nicht unter.
Du darfst lieben und hassen. Sei mutig und du wirst dein Glück finden.
Und wenn du es heute nicht findest: du hast jeden Tag eine neue Chance.
Liebes Vergangenheits-Ich, ich würde dir so gerne sagen, dass es einfach ist. Das Leben ist harte Arbeit. Es wäre falsch dir zu raten: ‘sei fleißig, suche dir einen gut bezahlten Job und lebe dann ein ruhiges Leben’. Wichtig sind die Dinge, die du erlebst, die Menschen die du triffst und das du alles mit einem guten Gefühl machst.
Der Mann und ich, Zeche Carl, 2004
Und hier noch ein paar wichtige Tipps und Ratschläge:
- behalte diesen Mann! Der ist wirklich klasse! <3
-
die Sache mit der Kunst wird wohl eher nichts!
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nervende, mobbende Rentner: einfach aussitzen, diese Probleme lösen sich von selbst
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du kannst Sie nicht retten…
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Haare färben ist eher so: nay!
Liebe Grüße, deine ziemlich zufriedene M. aus der Zukunft
Zum Schluss noch einen kleinen Text aus meinem gelöschten Blog. Er soll für die Momente des Stillstandes stehen. Und für den Moment, wenn Entscheidungen getroffen wurden und das Leben weitergeht.
Es gibt Zeiten, in denen läuft das Leben an einem vorbei. Es ist, als stehe man vor einem Karussell. Es dreht sich, es wirkt zwar langam, aber es ist zu schnell um aufzuspringen Zwar könnte man warten bis es anhält und einen aufsteigen lässt….aber wer weiß, vielleicht ist der Karussellführer ja auch eingeschlafen und lässt es ewig weiterlaufen…
Das Karussell sind die Momente der Entscheidung – luftleerer Raum, Chaos, der ungeordnete Schreibtisch. Zeit, die an mir vorbeizieht, während ich mit meinem schmelzenden Eis in der Hand vor der Maschinen stehe und die Zeit verrinnt.
Es gibt Entscheidungen, die müssen getroffen werden. Für sich, ganz alleine. Auch wenn es schwer fällt, denn jede Entscheidung impliziert einen Massenmord an Möglichkeiten. Denn nur, wenn man sich für eine Richtung entschieden hat, kann man den Weg einschlagen und die Gabelung verlassen. Entscheidungen vor sich her zu schieben heißt auch Zeit zu verlieren. Man möchte alles abwägen, bloß keine Fehler machen…aber der Fehler ist, es nicht zu versuchen. Der Fehler ist Stillstand. Das Eis tropft auf den Asphalt.
Die Entscheidungen sind getroffen. Die Emotionen verpackt. Das Leben geht weiter. Menschen entfernen sich – man selbst distanziert sich. Das Karussell wird langsamer und hält an. Man springt auf und es dreht sich weiter. Runde um Runde, bis plötzlich der Strom ausfällt und die Musik verstummt.Die Pferdchen und Feuerwehrautos halten inne. Der Mensch, der von einer auf die andere Sekunde die Zeit zurückdreht.
Es gibt Zeiten, in denen läuft das Leben an einem vorbei. Esist, als stehe man vor einem Karussell. Es dreht sich, es wikt zwar langam, aber es ist zu schnell um aufzuspringen Zwar könnte man warten bis es anhält und einen aufsteigen lässt….aber wer weiß, vielleicht ist der Karussellführer ja auch eingeschlafen und lässt es ewig weiterlaufen…
Die Hand verkrampft. Das Eis fällt zu Boden. Beinahe geräuschlos. 15.8.2010, ‘supermassive black hole’ von www.chamailion.wordpress.com
In diesem Sinne: Ahoi!
Welche Tipps und Ratschläge würdet ihr eurem Vergangenheits-Ich mit auf den Weg geben?