Deana Zinßmeister im Interview

Heute ein Interview mit ….. Deana Zinßmeister……
Deana Zinßmeister
Viel Spaß beim Lesen!

Hallo Deana – vielen Dank, dass Sie mir Rede und Antwort stehen! Würden Sie zu Beginn kurz etwas über sich erzählen?
Ich heiße Deana Zinßmeister und schreibe für den Goldmann Verlag historische Romane. Mit meinem Mann, unseren zwei Kindern und einigen Vierbeinern lebe ich im Saarland. Alles andere ist privat.
Wie lange gehört Ihr Herz schon dem geschriebenen Wort?
Ich habe 1993 mit meinem Erstling ‚Fliegen wie ein Vogel’ begonnen. Der Roman ist aus einer Laune heraus entstanden und sollte nur für mich sein – mehr wollte ich nicht. Deshalb wusste auch niemand (auch nicht die Familie) von meiner Aktivität, zumal ich meist nachts geschrieben habe. Erst habe ich alles von Hand aufgeschrieben, dann in die Schreibmaschine und dann in den PC getippt. Ziemlich umständlich, aber ich hatte ja keinen Abgabedruck. Doch plötzlich merkte ich, dass dieser Roman um Luise meine Zeit und Gedanken in Anspruch nahm – schließlich waren mittlerweile fünf Jahre vergangen, und die Geschichte immer noch nicht zu Ende erzählt. Das wurde mir dann doch zu viel und deshalb wollte ich alle geschriebenen Seiten verbrennen. Als ich dann mit zahlreichen Manuskriptblättern vorm Kamin saß, fragte ich mich, ob das tatsächlich die Lösung sein würde? Würde ich dann frei von der Geschichte oder traurig und enttäuscht sein, weil ich sie nicht beendet hätte? Also beschloss ich sie fertig zu schreiben, was wieder fünf Jahre meines Lebens kostete.
Nach zehn Jahre des Schreibens war ich nun doch neugierig geworden und fragte eine gute Freundin, die Journalistin bei einer großen deutschen Zeitung war, ob sie das Manuskript lesen würde. Dazu muss ich erwähnen, dass sie keine Belletristik liest – d.h.: die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Urteil negativ ausfallen würde, war sehr groß gewesen. Aber ich wollte eine ehrliche Fach – und keine ‚Euphoriemeinung’ seitens meiner Familie haben, denen ich es mittlerweile erzählt hatte.
Die Meinung meiner Freundin lautete damals: „Das Schreiben ist ein Handwerk, das man erlernen kann. Viel wichtiger ist jedoch, dass der Autor in seiner Geschichte Spannung erzeugt und farbenprächtige Bilder erscheinen lässt, so dass der Leser weiter lesen möchte. Und diese Fähigkeit hast du…“
Nach dieser Meinung war klar, dass ich nun wissen wollte wie weit ich mit meinem Roman in der ‚Bücherwelt’ kommen könnte. Ich hatte null Ahnung, geschweige denn Beziehungen in die Buchbranche. Allerdings stand in einem ‚Ratgeber’, dass es am Besten wäre, wenn man sich eine Literaturagentur suchen würde. Ich besorge mir eine Liste mit Agentennamen und kontaktierte eine einzige Agentin (weil mir ihr Name am sympathischsten gewesen war). Ihr bot ich mein Manuskript an. Erst im Nachhinein stelle ich fest, dass sie eine bekannte Literaturagentin war und große Autorennamen vertrat.
Sie war von meinem Erstling begeistert und nahm mich sofort unter Vertrag. Innerhalb weiniger Wochen vermittelte sie das Manuskript an einen Verlag. Zugegeben, es war kein großer Verlag, aber dieser bot mir sofort einen Zweibuchvertrag an – warum sollte ich da nein sagen?
So sind im März 2006 ‚Fliegen wie ein Vogel’ und im September 2006 ‚Der Duft der Erinnerung’ erschienen. Und ich war unbeabsichtigt Schriftstellerin geworden!
Was hat Ihr Interesse für die historische Richtung geweckt? Sind Sie vielleicht auch ein Bücherwurm?
Im Nachhinein kann man schlecht nachvollziehen warum und weshalb es so oder so gekommen ist. Als Kind jedoch wollte ich Archäologin werden und Schätze finden. Vielleicht ist das der Grund, warum ich historische Bücher schreibe, denn schließlich kommt die Recherche zu meinen Büchern einer Art des Grabens in der Vergangenheit gleich.
Bücher habe ich schon immer ‚verschlungen’.
Was haben Sie empfunden, als sie ihr erstes eigenes Buch im Laden haben stehen sehen?
Einige Autoren vergleichen das Erscheinen ihres Buchs mit der Geburt eines Kindes. So dramatisch sehe ich das nicht. Aber es ist ganz sicher etwas Besonderes, zumal man dann den Beweis in Händen hält, dass man es geschafft hat.
Hat ihr Erfolg und die positive Resonanz ihr Leben verändert?
Der Erfolg hat mein Leben so weit verändert, dass ich meiner Arbeit gegenüber mehr Selbstbewusstsein entwickelt habe. Ansonsten bin ich die gleiche Deana geblieben wie vor der Veröffentlichung meiner Romane.
Wie kann man sich so einen typischen Tagesablauf von Ihnen vorstellen?
Im ersten Moment ist es natürlich für eine Mutter traumhaft, wenn sie von zuhause aus arbeiten kann. Doch die Wahrheit sieht anders aus! Man kann selten mehrere Stunden an einem schreiben, da immer irgendetwas anderes zu erledigen ist, Anrufe kommen, die Kinder Hunger haben, der Hund Gassi geführt werden muss oder es an der Tür klingelt.
Normalerweise überarbeite ich um 6.00 Uhr früh das Geschriebene vom Vortag und versuche dann so lang und so viel wie möglich zu schreiben. Meist schreibe ich dann nachmittags noch ein paar Sätze – wenn nichts dazwischen kommt.
Ich habe gelesen, dass sie bei der Recherche zum Buch „Das Hexenmal“ u. a. den Fluchtweg ihrer Protagonistin selbst gegangen sind. Wie kamen Sie auf diese Idee und in wieweit hat sie das geprägt?
Als es klar war, dass ich nach meiner Familiensaga historische Romane schreiben werde, habe ich mir selbst das Versprechen abgenommen alles genau zu hinterfragen bzw. zu recherchieren. Ich finde, wenn ich z.B. eine Fluchtgeschichte schreibe, dann muss ich wissen wo die Flüchtigen langgehen, muss ihre Gefühle kennen, auch ihre Ängste spüren. Das alles kann ich aber nicht vom Schreibtisch aus nachempfinden. Ich muss selbst laufen, selbst riechen, selbst Angst spüren. Deshalb bin ich mit einem Förster mitten in der Nacht bei Vollmond durch einen Wald marschiert um die Gefühle ‚echt’ wiedergeben zu können, die einen dann beherrschen. Ich möchte, dass die Leser mir als Autorin vertrauen können. Sie sollen beim Lesen spüren, dass ich weiß von was ich schreibe und alles hinterfragt habe.
Planen Sie jede Recherche für ein neues Buch neu, oder gibt es bei Ihnen bestimmte Abläufe?Ich plane nie irgendetwas bei meinen Büchern. Ich lasse es fließen und entscheide von Augenblick zu Augenblick. Bei ‚Der Gabe der Jungfrau’ war – ebenso wie bei ‚Das Hexenmal’ – eine Geschichte aus der ‚Jetztzeit’ der Auslöser gewesen den Roman zu schreiben. Diese Ereignisse habe ich auseinander gepflückt, sie neu zusammengesetzt und mit der Historie verwebt. Für jeden Roman muss ich neu recherchieren, zumal jede Jahreszahl andere Ereignisse hervor gebracht hat, andere Zustände geherrscht haben und die Menschen sich verändert haben.
An welcher Geschichte feilen Sie im Moment? Das nächste Buch erscheint ja schon im November 2010.
Mein neues Buch, an dem ich bereits fleißig arbeite, trägt den Titel: ‚Der Hexenturm’ und ist die Fortsetzung von ‚Das Hexenmal’. Man darf also gespannt sein wie es mit Franziska, Johann, Burghard, Katharina und Clemens weiter gehen wird.
Wo kommen Ihre ganzen Geschichten eigentlich her? Wer oder was gibt Ihnen die nötige Inspiration? Und in welcher Situation schreiben Sie am liebsten?
Wie bereits erwähnt, ergeben sich meine Geschichten aus tatsächlichen Geschehnissen. So bildete die Basis von ‚Das Hexenmal’ die Fluchtgeschichte meiner Eltern aus der ehemaligen DDR im Jahr 1961. Die Grundlage von ‚Die Gabe der Jungfrau’ war der tragische Tod eines jungen Mannes. Seine Geschichte habe ich im Prolog aufgegriffen.
Am liebsten schreibe ich natürlich ohne Druck und in entspannter Atmosphäre. Allerdings, wenn ich ehrlich bin, benötige ich einen gewissen Druck um zügig arbeiten zu können.

Wie schnell sind Sie mit Ihren Geschichten an einen Verlag gekommen? War die Suche lang und aufwendig und wie oft wollten Sie aufgeben?Ich habe nie gesucht, sondern immer direkt gefunden. Deshalb beschlich mich nie das Gefühl aufgeben zu wollen oder zu müssen.
Mögen Sie eine von Ihren bisher erschienenen Büchern am liebsten und lesen Sie es nach der Veröffentlichung nochmal?
Jedes meiner Bücher habe ich mit Leidenschaft geschrieben und jedes meiner Bücher liegt mir am Herzen. Doch ich muss gestehen, dass Anna Maria und ‚Die Gabe der Jungfrau’ mir am dichtesten liegen.
Haben Sie schon eine oder mehrere richtig böse Rezensionen kassiert? Ungerechtfertigte Kritik einstecken müssen? Nehmen Sie das eher locker hin und nervt es Sie schon ein wenig, wenn jemand über Ihre Arbeit schimpft und nicht einmal konkrete, angebrachte Kritik bringt?Natürlich möchten keine Autorin und kein Autor Schlechtes über seine Werke hören und natürlich haben auch meine Bücher schon die eine oder andere schlechte Rezension bekommen. Allerdings beeinflussen sie meine Person nicht weiter, denn ich bin mir im Klaren, dass man nicht alle Leser zufrieden stellen kann. Außerdem weiß, was ich geleistet bzw. wie ich gearbeitet habe und bin diesbezüglich mit mir im Reinen. Wenn jemand meine Geschichten nicht mag, dann ist das sein gutes Recht.
Was ist Ihr größter Traum?
Auf der Bestsellerliste zu stehen! Und natürlich, dass eines meiner Bücher verfilmt werden wird.
Wie leicht können Sie Ihre Geschichten beenden und die Figuren „gehen lassen“?
Bei der Familiensaga fiel es mir sehr schwer die Figuren gehen zu lassen, da die Geschichte um Luise und Duncan viele Jahre mein Leben mitbestimmt haben.
Da es vom Hexenmal eine Fortsetzung geben wird, werde Burghard, Katharina, Clemens, Franziska und Johann noch einige Zeit bei mir sein und meine Gedanken beherrschen.
Anna Maria und den Wolfsbanner habe ich ebenfalls schweren Herzens ziehen lassen. Doch mit jedem Vertrag werden neue Figuren in mein Leben treten, denen ich Leben einhauchen muss und deshalb muss man die alten Freunde ziehen lassen.
Ich bedanke mich recht herzlich für das Interview!
Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an meiner Person und meinen Büchern.

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