Deadpool

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Veröffentlicht am 20. Juli 2013 | von Marco Rauch

Deadpool, ein bei uns kaum bekannter und sträflich vernachlässigter Superheld, bekommt endlich sein eigenes Spiel. Wie es sich für den schrägen Marvel-Helden gehört, muss auch das Game eine ordentliche Portion Humor und (Selbst)Ironie besitzen.

Die Handlung von Deadpool ist simpel, aber doch erfrischend originell und unterhaltsam. Der gleichnamige Held will endlich den großen Durchbruch in der Medienlandschaft landen, weshalb ein Videospiel über ihn gemacht werden soll. Nach einer kurzen Überarbeitung des Drehbuchs, geht es dann auch ans eingemachte. Deadpool, der sich einerseits in sein neues Abenteuer stürzt und gegen den fiesen Mr. Sinister antreten muss, ist andererseits auch die Hauptfigur in seinem eigenen Spiel – und dessen ist er sich auch durchaus bewusst. Der Spieler steuert also den Superhelden durch die Handlung seines momentanen Auftrags die Welt zu retten, was gleichzeitig die Grundlage für das Spiel an sich ist.

Deadpool ist ein klassisches Action-Adventure, wenn es um das Gameplay an sich geht. Es wird gerannt, geschossen, gekämpft und gehüpft – und hin und wieder auch teleportiert. Soweit also nichts besonderes. Im Gegenteil stellenweise wirkt Deadpool etwas veraltet, die Grafik ist oftmals lieblos und sehr Arm an Details und die Kamera ist an vielen Stellen der größte Feind des Spielers. Was Deadpool jedoch trotz Mängel zu einem unterhaltsamen Spiel macht, ist zum einen der überaus gelungen konvertierte Humor des Superhelden und zum anderen der metafiktionale Aspekt der Handlung.

Deadpool befindet sich im ständigen Dialog mit dem Spieler und den Stimmen in seinem Kopf. Schon in den Comics nimmt er nichts und niemanden ernst und jetzt wird das gesamte Konzept noch eine Stufe weiter getrieben. Gerade durch die Tatsache, dass sich die Figur Deadpool darüber im klaren ist die gesteuerte Figur in dem Game Deadpool zu sein, eröffnet den Entwicklern grandiose Möglichkeiten zu zahlreichen Selbstreferenziellen, Selbstironischen und absolut haarsträubenden Ideen und Scherzen. So verwandelt sich zum Beispiel das Spiel an einer Stelle in ein altes 8-Bit-Game, weil Deadpool zu viel Budget ausgegeben hat und sie nun sparen müssen. Oder man muss sich an einer anderen Stelle selbst erschießen, um der langweiligen (und deutlich als solche gekennzeichneten) Exposition und Handlungserklärung eines anderen Charakters zu entkommen. Solche Kapriolen gibt es zu Genüge und schon alleine deswegen wird es mit Deadpool nie langweilig.

Durch diese humorvolle Kombination aus Game und Figur, die sich über das Spiel und die Steuerung durch jemand anderen bewusst ist, wird man in Deadpool von Anfang an hineingezogen, bis zu dem Punkt, wo es unmöglich wird, die Figur von dem Spiel zu trennen. Überaus erfrischend wirkt zudem der Umstand, dass Deadpool endlich jemand ist, der sich selbst nicht ernst und in weiterer Folge auch das Superhelden-Genre gekonnt auf die Schippe nimmt – und das Ganze zudem auch gekonnt für das Spiel adaptiert wurde. In diesen (doch recht zahlreichen) Momenten entpuppt sich Deadpool als überaus intelligentes und unterhaltsames Spiel.

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Aber auch Deadpool ist nicht gegen Kritik gewappnet – vor allem die unübersichtliche Kamera wird oft zum Ärgernis und Verhängnis, egal ob im Eifer des Gefechts oder bei Sprungpassagen. Dabei bringt es auch nicht viel, dass die Kamera frei beweglich ist, viel zu oft muss man sie nachjustieren und verliert gerade im Kampfgetümmel schnell die Übersicht, wenn die Kamera sich zu sehr von Deadpool angezogen fühlt und ihm so stark auf die Pelle rückt, dass nur mehr er in Großaufnahme zu sehen ist. Seinem Ego dürfte es ohne Zweifel schmeicheln, doch für den Spielspaß wirkt es betrüblich, da der Spieler sich dadurch oft gezwungen sieht, für kurze Zeit blind zu kämpfen, ehe er die Kamera neu ausgerichtet hat. Auch die Sprungpassagen werden damit zu einer ganz eigenen Tücke, da es oft schwierig ist die richtige Distanz abzuschätzen und man öfter in die Tiefe stürzt, als einem lieb ist.

Das Kampfsystem ist ein weiterer Kritikpunkt. Wenngleich nicht komplett misslungen, merkt man hier, ähnlich wie bei der Grafik, dass nicht viele Gedanken darin investiert wurden. Es ist zwar möglich Waffen und Skills zu verbessern, aber die Vielfalt der Kombos ist doch stark begrenzt und führt zu einer gewissen Eintönigkeit bei den actionreicheren Momenten. Die Kämpfe (ebenso die Bosskämpfe) bieten zu wenig Abwechslung und verkommen deswegen recht bald zur Nebensache, die in den schlimmsten Fällen nichts weiter als leidige Zwischenmomente bis zur nächsten originellen und witzigen Idee sind.

Humor und Spaß bietet Deadpool zwar zur Genüge, doch auch das alleine (genau wie nur Action und Explosionen) reicht nicht für ein grandioses Spiel aus. Nach der anfänglichen Euphorie ob der Originalität und des herrlichen Sinns für Ironie, gesellt sich rasch die Ernüchterung dazu, dass Deadpool in seinen Gameplayelementen bestenfalls Mittelmaß ist und sich leider in belanglosen Kämpfen und einer nervenden Kamera verliert. Trotzdem ist Deadpool allein wegen seinem erfrischenden Humor, seiner unverbrauchten Darstellung und der gelungenen, augenzwinkernden Verschmelzung von Spiel und Hauptfigur, zumindest für ein paar unterhaltsame Stunden gut. Es hätte zwar das Potenzial zu mehr, doch es gelingt Deadpool nicht seine Möglichkeiten vollends auszuschöpfen.

Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18,
Release: 28.06.2013,
 www.deadpoolgame.com

Tags:3 von 5ActionActivisionDeadpoolHigh Moon StudiosPS3Superheld(en)TPSXBox 360

Über den Autor

Deadpool

Marco Rauch Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


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