Wenn man aus dem Zimmerfenster des Royal Falcon herausblickt, hat man einen schönen Blick über die Flachdächer von Deira. Ich bin erstaunt keine Wolkenkratzer oder Glasbauten zu sehen, die scheinen sich irgendwo in weiter Ferne hinter einem flimmerndem Horizont zu verstecken.
Alles was ich sehe sind hunderte weissgetünchte Flachdächer, welche einerseits mit Wäscheleinen, an denen traurig Kleidungstücke in der Sonne braten, und andererseits mit Satelittenschüsseln zugepflastert sind.
Auch Araber wollen gerne mal Fashion TV gucken oder mal ne blonde Gina Wild in Action bewundern.
Menschen sieht man fast keine da unten, das Hotelfenster lässt sich nicht öffnen, aber man ahnt, dass es heiss da draussen sein muss.
Eine kleine braunhäutige Gestalt, wahrscheinlich ein subkontinentischer Hausangestellter, öffnet die Tür auf dem gegenüberliegenden Hausdach und eilt zu der inzwischen getrockneten Wäsche die erwartungsfroh zurück ins Haus geholt werden will.
Leider hat er vergessen seine Latschen mitzubringen, der Steinboden auf dem er laufen muss scheint wohl von der Morgensonne schon ziemlich aufgeheizt zu sein. Während er die Wäsche abhängt, fängt er an hin und her zu hopsen damit die Füsse bloss nie gleichzeitig den Boden berühren müssen. Zwischen den Gehopse versucht er eilig Wäschestücke herunter zu reissen.
Seine Sohlen müssen wohl schon arg brennen, ab und zu flüchtet er zurück in den Schatten des Treppeneingangs und steht dann ziemlich ratlos da, erst ein paar Wäschestücke hat er ergattert, und er massiert sich missmutig seine Verbrennungen.
Dann hat er eine Idee, er rennt zur Leine, reisst sich ein paar (weisse !) Socken herunter, (obwohl es auch schwarze Socken zur Auswahl gehabt hätte, wie man als interessierter Zuschauer festellen durfte), zieht diese an und ab jetzt geht es schon besser mit dem Wäsche abhängen.
Aber das dauert, nun scheint es ihm auch oben herum heiss zu werden, aber das Kerlchen ist clever, er greift sich nun ein bordeauxrotes Frauenkleid mit schwarzem Blümchenmuster und wickelt es sich als Sonnenschutz um den überhitzten Schädel.
Wie schade, dass ich gestern keine Digicam mit Zoom und Filmfunktion gekauft habe, sonst wäre der kleine braunhäutige und hüpfende Flachdachangestellte mit Frauenkleider auf dem Kopf und weissen Söckchen an den Füsschen nun ein Star auf Youtube.
Nachdem er alle Wäschestücke abgehängt und im Schatten fein säuberlich zu einem Haufen zusammengefaltet hat, das Blümchenkleid als letztes ganz oben, zieht er die mittlerweile nicht mehr ganz so weissen Socken wieder aus, wölbt sie zu einen Knäuel zusammen und wirft sie weit ausholend auf ein weiter entferntes Flachdach, auf dessem sich in naher Zukunft wohl ein anderer Hausangestellter sich Gedanken machen wird wo denn diese verdammten Socken wohl herkommen mögen.
Aber unser kleiner braunhäutiger Diener hat seine Aufgabe gut gelöst, wie ich finde und eilt zurück ins kühle Hausinnere. Gratulation !
Ich bleibe so lange in meinem Zimmer im Royal Falcon wie es mir erlaubt ist, also bis fast 15 Uhr, halte noch ein Schwätzchen mit der Philippina an der Rezeption (How do you like it here in Dubai?-The money is very good) und lasse mir von Ihr den Weg zur nächsten Metrostation erklären (100 Meter zur nächsten Ampelkreuzung, links abbiegen und nochmal 100 Meter, und schon wäre ich an der Union Square Metrostation.
Ob ich denn sicher sei laufen zu wollen, fragt sie noch, sie könne mir auch gerne ein Taxi rufen.
Ach wo, sage ich, ist doch nur um die Ecke, so sehe ich auch noch was von Dubai. Ich Dummerchen, ich.
Und so laufe ich wohlgestimmt los, ist ja nicht weit, vielleicht kriege ich unterwegs ja noch irgendwo was zu essen. Ich Dummerchen, ich.
Die gute Stimmung hält nicht lange an, was damit zusammenhängen könnte, dass es draussen 43 Grad im Schatten hat, es aber leider keinen Schatten gibt.
Nach ein paar Augenblicken schon ist man nicht nur am japsen und hecheln, sondern auch am zerfliessen. Bäche von Körperflüssigkeiten bahnen sich ihren Weg aus den oberen Körper Regionen in die unteren Körper Regionen. Ich kann nur hoffen, dass kein Blut dabei ist.
Die Strassen sind leergefegt, Geschäfte und Restaurants sind verrammelt und verriegelt. Habe ich schon erwähnt, dass Ramadan ist?
So schleppe ich meinen wohlbeleibten Body und meine 20 Kg Gepäck vom Royal Falcon weg und zur Metrostation hin, und nach einer Weile muss ich mir ernsthaft Gedanken darüber machen, ob ich diese wagemutige Fussexpedition, eine der gefährlichsten und verwegensten, die in der Geschichte der Menscheit je unternommen wurde, gesundheitlich auch nicht unriskant, durch die mörderisch heissen Strassenschluchten Dubai´s wohl überleben werde.
Sollte man hier mit Hitzekoller zusammenbrechen, wird es Ewigkietn dauern bis man gefunden wird, es ist ja niemand auf der Strasse der einem helfen könnte und wegen Ramadan gibt es nicht mal Wasser auf die trockenen Lippen.
Wahrscheinlich wird man des Nachts als übriggebliebener Fettklecks, seiner Unästhetik wegen, von einem emsigen indischen Strassenfeger vom Asphalt weggekratzt werden.
Ob der Helikopter der "Luxembourg Air Rescue" neben Sauerstoff wohl auch eine Klimaanlage an Bord hat?
Als ich an der roten Ampel ankomme bin ich fix und alle, natürlich strahlt sie mich in Rot an, sonst würde sie ja grüne Ampel heissen, aber ein angebrachtes Schild am Pfosten klärt den ungebildeten Passanten zweispraching darüber auf, was er als Neuankömmling an dieser Fussgängerampel zwecks seiner sicheren Überquerung der Strasse zu unternehmen habe.
Ich lese die Instruktionen aufmerksam durch, man will ja nichts falsch machen und keine Stockhiebe auf nackten Fusssohlen riskieren:
1. Push button and wait.
2. neben der Abbildung eines grünen Männchens steht in Grün: Walk !
3. neben der Abbildung eines roten Männchens, steht in Rot: Do not walk !
4. neben der Abbildung eines grünen Männchens, welches aussieht als hätte es eine Erleuchtung, denn es hat viele grüne Pünktchen um den Kopf, steht: Do not start walking !
Hochkonzentriert und mit dem gebotenen Ernst drücke ich hoffnungsfroh den Knopf und warte: rot, rot... rot, ...noch immer rot. Noch eine weitere Minute "Rot" in dieser Bruthitze und ich krepiere.
Ich hebe mit letzte Kraft den Kopf und gucke verzweifelt das Männchen an : Rot. Ich laufe los, besser vom Inder überfahren werden als als gegrillter Fettklops den Märtyrer Tod auf glühendem Asphalt riskieren.
So, nur nóch hundert Meter Qual, in weiter Ferne sehe ich ein Gebäude flimmern, welches aussieht wie ein gelandetes Ufo. Hoffentlich ist es die Metrostation und keine Fata Morgana. Ufo ist auch recht, Hauptsache es hat Aircon. Ich schaffe es fast nicht und ich überlege ernsthaft das Gepäck abzuwerfen, damit ich schneller vorwärtskomme. Nach Ewigkeiten des Martyriums erreiche ich endlich, zusammen mit ein paar anderen Geknechteten und Mittellosen, allesamt Afrikaner und Inder, den lebensrettenden vorauswerfenden Schatten des Ufogebäudes. Geschafft! Überlebt! Diese Expedition muss unbedingt in schriftlicher Form für die Nachwelt als Warnung niedergeschrieben werden. Gute Planung, genügend Wasser, Sonnenschutz und Hut sind für Gelingen und Überleben ein absolutes Muss! Es soll auch so kleine elektronischen Dinger geben, mit welchen man rote Ampeln umgehend auf grün stellen kann.
Das erste was man sich kauft wenn man in Dubai zu Geld gekommen ist, ist wohl ein Auto, selbstverständlich mit Aircon. Anders kann man hier auf Dauer nicht überleben.
In der edlen Metrostation natürlich wohluender Kälteschock, so dass sich das Schwitzwasser, welches sich in den unteren Körperregionen angesammelt hat, zwecks Spermienkühlung auch geschwind gefrieren kann.
Es wurde weder an Marmor noch an genügend Rolltreppen die einen nach unten führen, gespart, was auch nötig ist, weil mir von den Strapazen meiner Strassenexpedition noch die Knie zittern.
Ich muss dringend an meiner Fitness arbeiten, bevor ich in die Emirate zurückkehre, aber warum soll ich auch hierher zurückkehren wollen, denke ich noch, und als ich an den Ticketschalter trete. Dort sehe ich mich einer der schönsten und zauberhaftesten Geschöpfe des Morgenlandes gegenüber und ich bin so hin und weg ob dieser exotischen, arabischen und unverschleierten Schönheit, dass ich für einen Moment nicht weiss was ich sagen soll, als sie mir in melodiösem arabisch eine Frage stellt.
Wahrscheinlich fragt sie mich eher, wohin ich fahren will, als, ob ich sie vielleicht heiraten möchte.
Aber ich antworte mit einen "Yes", und schiebe noch ein bekräftigendes "Yes" hinterher. Ich werde zurück kommen nach Dubai, ich werde als Putze bei 43 Grad im Schatten, aber ohne desselben, Strassen fegen, Taxis fahren, Wäsche abhängen. Ich werde alles machen was auch immer nötig ist, um in iher Nähe sein zu dürfen.
"Yes, to the airport", sagt der Feigling stattdessen, viel zu schnell gibt sie mir eine Fahrkarte für 3 Dirham, ich sage "thank you", sauge ihre Schönheit und ihre Anmut, so lange es geht in mich auf und tipple dann traurig von dannen, man will ja keine Stockhiebe auf nackten Fusssohlen riskieren.
Jedenfalls weiss ich jetzt den Grund warum die Araber Ihre Frauen verschleieren.
Diese egoistische Brut von Chauvi Schweinen haben Schiss, dass man ihre Schönheiten klaut!
Eine weitere Rolltreppe führt eine weitere Etage nach unten, die Knie zittern weiter, dieses Mal aus anderen Gründen.
Ich könnte zurückgehen, heisere Liebesbeschwörungen flüstern und einen auf Omar Sharif machen, meinen Willen zum Islam zu konvertieren, kundtun. Alles kein Problem, ebensowenig die schon angesetzte Beschneidung des kleinen Mazungos weiter unten....
Die intensiven Erlebnisse der letztzen halben Stunden waren ein bisserl viel für mich, ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Das Alter und die Hitze wie ich immer sage.
Auf einer Bank sitzen zwei weibliche Teenager, ich stehe daneben und gemeinsam warten wir auf die Metro. Ein Mädel schaut mich an und redet unablässig auf arabisch, sie scheint mir was erklären zu wollen, ich lächle und sage "thank you", daraufhin kichern beide wie Bolle und ihre Freundin sagt mir auf englisch, dass ihre Freundlin gar nicht mit mir geredet hätte. Ich sage, "okay, but I always smile and say "thank you" if a Lady dares to have a conversation with me", woraufhin die zwei Hühner wieder wie irrsinnig anfangen zu kichern.
Endlich fährt die Metro ein, die Türen öffnen sich, wir steigen gemeinsam ein, die Teenies kichern wieder und ich denke noch, was ist nun schon wieder, da kommt eine Metro Fachangestellte in schmucker grauer Dienstuniform auf mich zu und sagt mir streng, dass ich doch bitte den Waggon zu verlassen hätte.
"This one is for Ladies only". Ein kurzer prüfender Rundumblick, tatsächlich nur Weiber um mich herum und ziemliche attraktive wie ich feststellen darf, aber ich werde mal wieder von der Damenwelt nicht ernst genommen, denn nun kichern fast alle und ich wechsele schleunigst den Waggon, man will ja keine Stockhiebe auf nackten Fusssohlen riskieren. In dem anderen Waggon dann nur noch langweilige Männer vom Subkontinent, die mich ob meines Mutes in den Frauenwagen eingestiegen zu sein, bewundernd angucken.
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