Dead Man’s Badge

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Dead Man’s Badge

Nichts ist leicht – nicht einmal das Sterben. Zumindest war es das für mich nicht.

Mit diesen Zeilen eröffnet Robert E. Dunn seinen düsteren Border-Noir-Roman Dead Man’s Badge. Und der Leser ist bereits mitten drinnen in einer atemlosen Geschichte um Drogenkartells, korrupte Bullen und aufrechte Gauner: Longview Moody ist ein halbseidener Geldtransporteur zwischen der Grenze von Texas und Mexiko. Seine kriminellen Handlungen führen dazu, dass er nachts sein eigenes Grab ausschaufeln muss. Doch diesem Tod entkommt Longview gerade nochmal so. Auf der Flucht durch die Nacht telefoniert er mit seinem Halb-Bruder Paris, der eine gänzlich andere Karriere eingeschlagen hat – Paris ist ein Cop. Als Longview bei seinem Bruder ankommt, findet er ihn jedoch tot vor. Er interpretiert das plötzliche Ableben von Paris als Folge seines eigenen kriminellen Handelns. Nachdem sich die Brüder ziemlich ähnlich sahen, beschließt Longview kurzerhand die Identität seines Bruders anzunehmen. Und damit auch dessen neue Stelle als Polizeichef in der kleinen Grenzstadt Lansdale …

Dead Man’s Badge ist ein finsterer Noir-Beitrag, mit eindeutigem Hang zur Action. Dabei ist der Roman jedoch angenehm clever geschrieben. Eingetretene Genre-Klischees werden immer wieder durchbrochen. So ist Longview/Paris ein ungewöhnlich warmherziger Held, dessen typische Macho-Haltung und Sprüche, immer wieder durch seine Handlungen konterkariert werden. Die Story an sich weist einige Parallelen zur großartigen Fernsehserie Banshee auf, sowie zu anderen Filmen des Genres, wie Sicario oder Hell or High Water. Dennoch ist Dead Man’s Badge keineswegs ein müder Abklatsch genannter Werke, sondern darf höchst eigenständig auf strammen Beinen stehen. Die Erzählung ist äußerst rasant und hetzt von einem Action-Höhepunkt zum nächsten. Teilweise recht hart, ohne jedoch zu übertreiben, peitscht Robert E. Dunn seine Erzählung voran und kennt – ganz dem Noir verpflichtet – wenig Mitleid mit seinen Protagonisten.

Das kannst du nicht machen!, schrie er, während er sich auf die Beine kämpfte. Ich berührte das Gaspedal und das Seil straffte sich wieder. Joaquin wurde, das Gesicht voran, in den Staub geworfen.
Ich kann, rief ich nach hinten. Die Frage ist nur, glaubst du, dass ich es tun werde?

Insgesamt ist der Roman streckenweise vielleicht ein wenig zu sehr in Richtung Verfilmung schielend geschrieben. Außerdem hat das Buch ein hässlich-trashiges Cover bekommen, das auch so gar nicht den Inhalt wiederspiegelt. Was schade ist, denn in der Vorankündigung des Verlags zierte das Buch noch ein gänzlich anderes, und viel passenderes Cover. Doch was soll’s. Das sind kleine Kritikpunkte an einem ansonsten hervorragend unterhaltenden Roman. Auch die Übersetzung darf als durchaus gelungen angesehen werden – was in diesem Roman-Segment keine Selbstverständlichkeit darstellt. Dead Man’s Badge ist jedenfalls ein spannender und rasanter Roman, bei dem auch der Anspruch nicht zu kurz kommt. Obwohl die Geschichte fürs erste Befriedigend auserzählt ist, deutet das Ende eine mögliche Fortsetzung an. Uns soll’s recht sein.

Dead Man’s Badge von Robert E. Dunn, 360 Seiten, erschienen im Luzifer Verlag.