epost oder de-mail. Ich habe beides. Braucht man das? Ich denke (noch) nicht. Ein paar Erfahrungen.
Umweltschonendes Postfahrad in London (Foto: DHL)
Als vor ca. 6 Jahren epost als Freemailer an den Start ging, war das eine Idee wie gmx.de, web.de, Yahoo oder wie die Freemailer alle hießen. Man meldete sich an, bekam eine Postkarte mit einem Freischaltecode und so hatte man eine “geprüfte” e-mail-Adresse. Nun so 100% sicher war das Prüfverfahren nicht, man hätte ja auch in Nachbars Garten einen Briefkasten anschrauben und auf den Postboten warten können, aber in 99% aller Fälle war das gut und es war kostenlos.
Doch der Deutschen Post mangelte es an Know und Geld und somit “verkauften” sie ihren Dienst samt Kunden an lycosmail und die Sache ging unter.
Bis epost wieder aus der Versenkung kam und neue startete, lange bevor die gesetzlich definierte “De-Mail” an den Start gehen konnte. Das Kalkül der Postler: Bevor wir da schon wieder lästige Konkurrenz bekommen, schaffen wir vollendete Tatsachen. Der Aufwand ist gigantisch, der Erfolg bleibt bescheiden. epost funktioniert irgendwie (wenn man von ein paar holprigen Apps für iOS oder Android absieht), aber in den Jahren seit Start habe ich ein oder zwei private “Testmails” erhalten, der Rest ist ein nerviger Newsletter mit wenig brauchbaren Infos.
De-Mail wurde verabschiedet, epost ist bis heute nicht dabei und ziert sich bei De-Mail mitzumachen, weil sie ihr System doch ein wenig umbauen müßten. Post-Ident ein bewährtes Verfahren zur Identitätsfeststellung in der Postfiliale ist angeblich nicht “datensparsam” genug, weswegen, es die Kriterien des de-mail-Gesetzes nicht erfüllen würde. Und außerdem dürfen die Mitbewerber bei De-Mail, nämlich Telekom, 1&1 (GMX/web.de) oder Frankopostalia Post-Ident nicht benutzen.
Zum Freischalten des T-Online-de-mail Kontos mußte ich mich ins Internet begeben, ein Formular ausdrucken und ausfüllen und zum nächsten T-Punkt marschieren. Der ist von mir rund 20 km entfernt, dafür ist es ein Business T-Punkt. Die Dame dort berichtete, daß sie schon einige Anträge aufgenommen habe und versprach zügige Bearbeitung. Nach 5 Wochen rief ich mal die 0800-3301000 an und sagte mutig “de-mail” und oh Wunder: Der Begriff wurde erkannt und gleich zum richtigen Sachbearbeiter durchgestellt. Ja Ihr Antrag ist da und wurde gestern freigegeben, wir melden uns in Kürze. Das war dann auch der Fall.
Die Weboberfläche von http://www.de-mail.t-online.de ist etwas lieblos, erinnert entfernt an das web-email-Design der Telekom/T-Online, kann aber weniger.
Eigene Signaturzeile ? Alarmierung per SMS, wenn neue de-mails da sind. Nichts da.
Also ein paar de-mails ausgetauscht (solange sie noch frei sind) und vergessen. Die Alarmierung über neue de-mails kann man per klassischer e-mail bekommen, wenn man sie extra eingeschaltet hat. Diese e-mail ist aber ziemlich unauffällig und sollte im Spam-Filter “bekannt” sein, damit sie nicht dort ungelesen verschwindet.
Da ich schon ewig ein GMX-Konto habe und GMX in seiner unnachahmlichen Art “so lieb” gebeten hatte, auch de-mailer zu werden, habe ich die Registrierung also doch mal angeschoben. Mir wurde ein Termin mit dem ID-Identifizierer “Sign Today” vorgeschlagen, wunschgemäß am Samstag in einem kleinen Ort fern ab der Ballungszentren.
Doch wie das Leben so spielt: Da veränderte sich meine Terminplanung und ich mußte die Hotline anrufen, um den Termin auf einen andern Ort umzustellen. “Kein Problem. Dienstag 9-12 Uhr?” Gerne. Fast unglaublich: Am Dienstag um 10.35 stand der Mensch von Sign Today auf der Matte, warf einen Blick in den Personalausweis, fühlte einen Bogen aus, zeigte mir meine Handynummer auf dem Dokument “Ist die richtig?”) und ließ mich unterschreiben. Es würde ca. 1 Woche dauern und er habe gut zu tun. Nach 5 Minuten war er wieder weg.
Noch in der gleichen Woche, genau heute am Freitag morgen (ca. 3 Uhr) traf die e-mail von GMX ein, daß meine Identifzierung geklappt habe, man werde sich wieder melden.
Neugierig wie ich bin, habe ich gegen 11 Uhr mal ins GMX-Classic Web-Postfach geblickt und auf das Icon “de-mail” geklickt, da konnte ich den Auftrag erteilen, die verifizierten Daten ins de-mail-Postfach zu übertragen. Getan.
Schon wenige Minuten später: Eine weitere e-mail mit einem PDF-Anhang, worin in verschraubtem Juristen-Deutsch nochmal alles erklärt wurde, was de-mail bedeutet. Zum Beispiel, daß Nachrichten, die der “Schriftform” bedürfen, durch de-mail NICHT ersetzt werden können, es sei denn ich füge eine qualifizierte Signatur bei, die müsste ich mir noch extra besorgen.
Ich durfte nun auf der GMX-Webseite rechtsverbindlich bestätigen, daß ich das PDF gelesen und verstanden habe, diese Mail wurde auch als Kopie in mein klassische GMX-e-mail Postfach gelegt.
Wieder ein paar Minuten später trudelte eine Mail mit einem Initialisierungspasswort ein. Auf der Startseite wurde sofort ein neues Login-Passwort verlangt, zusätzlich wurde mir das “mTan”-Verfahren empfohlen (sofern ich keinen elektronischen Personalausweis habe). Die mTan wird (wie bei Telekom/T-Online) über eine SMS auf mein Handy realisiert.
Also rein ins Vergnügen, die Oberfläche entspricht in etwa dem “neuen” GMX und erlaubt einige Konfigurationen, Eintrag ins Adressbuch etc. Die erste de-mail von GMX nach T-Online geschickt. Es dauert rund ne halbe Stunde, bis T-Online seine Alarmierungs e-mail geschickt hat.
Hinein in T-Online, Benutzername, PIN, kryptischen Code enträtseln, auf mTan Antwort geklickt, mTan erhalten, eingetippt und endlich drin. Die erste Mail gelesen, beantwortet und weggeschickt, eine Information habe ich bis jetzt noch nicht.
Ob gmx.de-mail.de mir eine e-mail schickt? Oder ob sie darauf vertrauen, daß ich aktiv ins Web-Portal reinschaue? Ich aktualisiere diesen Post, wenn es Neuigkeiten gibt.
epost oder de-mail – braucht man das?
epost in der jetzigen Form halte ich für ziemlich chancenlos. Man bekommt eine zu nichts kompatible “e-mail” Adresse und tief im System versteckt eine echte internet-e-mail Adresse, die aber nirgends beworben wird. epost alarmiert per SMS über neue epost-Nachrichten, bietet neuerdings auch eine sichere Bezahlfunktion (im Prinzip eine gute Idee) und einen (weiteren) Cloud-Speicher für “wichtige” Dokumente. Der epost-Grunddienst ist kostenlos, das Versenden von Nachrichten soll aber 55 Cent das Stück kosten, damit schießen sie sich komplett ins Aus. Knuffig ist höchstens die Versandmöglichkeit einer e-mail, die als Papierbrief beim Empfänger ankommt, hier mögen die 55 Cent gerechtfertig sein. Nur den umgekehrten Weg, der noch-nicht-Internet-Nutzern (z.B. Senioren oder im Ausland) den Weg zur e-mail ebnet, gibt es nicht, ist auch nicht geplant.
Dabei könnte es so einfach sein: Ich schreibe auf einen Papier-Brief [email protected] , klebe eine Briefmarke drauf und werfe ihn in den nächsten Kasten. Die Post würde diese Briefe zentral sammeln von vereidigten Mitarbeitern öffnen und einscannen lassen und per epost zustellen. Das wäre mal eine richtig knuffige Sache.
Nachdem sich das eGovernment-Gesetz nun einzig und alleine auf “De-Mail” konzentriert, hat epost ein Problem. Ich sage, sie müssen früher oder später den Anschluß an zertifizierte “De-Mail” schaffen, andernfalls bleibt ihnen nur ein Inseldasein oder das spätere Einstellen des teuren Dienstes übrig.
Und de-mail?
Drei Anbieter sind im Rennen, die Telekom mit t-online.de-mail.de oder die 1&1 die unter den Namen GMX.de-mail.de und web.de-mail.de Adressen vergibt. 1&1 nutzt die Technik der Telekom hat aber im Moment ein wesentlich schickeres Outfit. Und schließlich noch Franco Postalia, deren Zielgruppe aber eher der Business-Bereich zu sein scheint.
Braucht man das?
Ich sage mal: (Noch!) nicht. Früher oder später aber wäre so eine “sichere” Möglichkeit, Kontakte mit Behörden oder Versicherungen oder dem Handyanbieter per “gesicherter” Kommunikation abwickeln zu können, schon eine feine Sache. Das ginge auch mit der klassischen e-mail, an die ein Zertifikat angehängt oder die Nachricht “verpackt” wird, beispielsweise mit PGP machbar.
Wie gehts weiter?
Im Moment ist die Resonanz relativ gering. Wohl holen sich viele Leute diese de-mail Adresse, “für alle Fälle”, aber deren Nutzung wird gering bleiben, denn jede verschickte de-mail (bis auf gewisse monatliche Freikontingente) soll Geld kosten. Und darum geht es.
Bei jährlich 1.800.000.000.000 (1,8 Billionen) e-mails , träumt die Branche von 1% über de-mail verschickte Nachrichten, das wären immer noch 18.000.000.000 (18 Milliarden) Stück. Pro Stück zu 39 Cent wären das 7 Milliarden Euro. Da ist der Aufwand für Werbung, Login per SMS, Aufbau und Betrieb der Hochsicherheitsserver eigentlich vernachlässigbar.
Bleiben nur die Kunden. Ob denen der Spaß das Wert ist?
Der große Verlierer könnte am Ende die Post sein. Das Briefaufkommen geht unaufhaltsam zurück. Und epost ist derzeit eine teure Insellösung.
P.S. Falls mir jemand eine De-Mail schicken will: [email protected] oder [email protected] Oder gerne auch per epost: [email protected]
Und nicht vergessen: Vom “klassischen” Internet aus sind diese Adressen NICHT erreichbar. Aber das sollte ja jedem hier klein sein, oder?
Schlagwörter: 1&1, de-mail, eGovernment, epost, GMX, t-online