De dicto

"Ein deutliches Wort an alle Nörgler und Bremser: Mehr Netto macht mehr Spaß! Nur so geht die Rechnung auf!"
- Ernst Elitz, BILD-Zeitung vom 24. Juni 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Dass Steuersenkungen und "Mehr Netto vom Brutto" zu schwärmerischen Auslassungen führt, ist ja nicht neu. Und dass Elitz einen Hang zur Esoterik hat, den er in vernünftelnde Worte packt, wussten Beobachter bereits auch schon. Ein solcher Psalm aber, dem man förmlich anmerkt, dass er Menschen bekehren, einlullen, mit blumigen Worten auf die Pfade des wahren Glaubens leiten will, wurde aber bislang eher selten in einer Zeitung angestimmt. Elitz betet geradezu eine Credo auf Steuersenkungen; er taumelt in Rausch und Ekstase und schmettert mit Inbrunst eine Andacht, die geradewegs aus dem Gebetsbüchlein des Thomas-Dehler-Hauses zu entstammen scheint. Überraschend ist nur, dass er vergessen hat, seine fast schon religiöse Verzückung mit einem Amen zu beschließen.

Wie in jeder Religion, die etwas auf sich hält, unterlegt auch Elitz seine quasireligiösen Affekte mit Feinden, die es zu bekämpfen gilt. Dabei geht er, wie jeder Kreuzritter, der etwas auf sich hält, nicht ins Detail, sondern drischt sein Breitschwert ohne lange zu fackeln über die Schädel seiner Feinde. Wie in jedem Gebet, das etwas auf sich hält, werden darin Feinde verteufelt und zu unbelehrbaren Ketzern erklärt. Elitz meditiert, huldigt, missioniert - er schwelgt in Steuersenkungs-Visionen, ergötzt sich an der Aussicht, dass "der Bürger" vielleicht am Ende Dreifuffzig mehr in der Tasche hat - Elitz macht sich esoterisch-religiös scharf, betört sich selbst, geilt sich fanatisch auf.

Elitz ist ein schwärmerischer Arschkriecher, der niemals kritisiert, der im überschwänglichen Feuilleton eine Phalanx für die Interessen von Wirtschaft und deren Politik errichtet. So ist er, seitdem er regelmäßig für Springer schreibt - vormals war er Intendant des Deutschlandradios, was man kaum glauben mag und sich besser nicht vorstellen sollte. Dieser Mann feiert ernsthaft das vage Versprechen steuerlicher Entlastungen, die es für untere Einkommen höchstwahrscheinlich im unteren einstelligen Bereich geben wird. Zudem soll diese Steuersenkung, die nicht Hand in Hand mit höherer Steuerbelastung für Gutverdienende verwirklicht werden soll, als Alibi dienen, als letzter Rettungsversuch für den kleinen Koalitionspartner - mit "mehr Netto vom Brutto" greift Merkel den quasireligiösen Wahlspruch der FDP auf, damit diese ihr Gesicht, das sie nie hatte, nicht komplett verliert. Aber Elitz äußert sich dazu nicht, er feiert seinen Gottesdienst, plappert Parolen nach und wagt nicht, sich seines Verstandes zu bedienen. Er glaubt eben - er weiß nicht...


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