Eine sprachliche Unart unserer Tage, so meint jedenfalls der Kabarettist Helmut Schleich, sei die Erwiderung einer Aussage mit einem undefinierbaren Okay. Dabei ist dieses Okay als Frage intoniert und langgezogen, also vielmehr ein Okaaay? Schleich nennt das ein "Sprachneophyt und linguales Springkraut". Vor einigen Jahren, so erklärt er, habe das noch niemand gesagt. Aber heute ist Okaaay? eine eigentlich stets passende Antwort auf allerlei Erschlagenheiten des täglichen Lebens. Denn dieses irgendwie ironisch unterlegte Okaaay?, auch das hat Schleich ganz richtig erläutert, sei Ausdruck für Überforderung.
Okaaay? ist zugleich der wenig beredte Beleg für die schwindende Kommunikationskompetenz im Alltag. Es ist eine Fragestellung, die quasi ohne Worte auskommt. Ein Was willst du von mir? ohne Satzbau. Okaaay? ist aber mehr. Es tritt als Floskel in Erscheinung, wenn der Gegenüber etwas sagt, was nicht im Rahmen der standardisierten Kommunikation vorgesehen ist. Wenn man kommunikativ aus der Reihe tanzt, beispielsweise sagt, man verabscheue den Sommer - wo doch alle Welt weiß, dass jeder Mensch die Wärme liebt. Das dann folgende Okaaay? klingt dann nicht selten provokativ und herausfordernd. Natürlich auch irgendwie überfordert. Zuweilen gibt sich Überforderung provokant, um nicht sofort ertappt zu werden.
Okaaay? ist ein im Alltag verwendeter Zusatz wie sic! und damit Markierung für unverständliche Stellen in der Matrix standardisierter Kommunikationsrituale. Schleich nennt beispielsweise das Ritual nach einem Einkauf, dem Kunden und Neubesitzer noch viel Spaß zu wünschen, als eine weitere Infantilisierung der Sprache. Antwortet man da nicht pflichtgemäß mit Danke!, sondern pampig, weil man sich auf Kleinkindalter reduziert wähnt, so erntet man mit Wahrscheinlichkeit ein Okaaay? Dieses moderne sic! der alltäglichen Sprache kennzeichnet den Verstoß gegen den Sprachkodex. Es gebietet indirekt den Gebrauch der üblichen Sprachliturgie und mahnt das Abkommen vom Weg der konsumoptimierten Kommunikation an. Insofern ist Okaaay? ein Imperativ mit Fragezeichen, ein durch das Hintertürchen der naiven Frage daherkommender Befehlston, doch bitte wieder so zu kommunizieren, dass alles wieder in geregelten Bahnen läuft.