Schulden und Schuld sind sprachlich und vom Sinngehalt verschwistert. Wer Schulden hat, trägt Schuld mit sich. Bringschuld, die Schuld, die Ausstände zu begleichen. Schulden tragen somit terminologisch eine ethische Klassifizierung mit sich. Der Schuldner hat nicht nur pekuniäre, also materielle Verpflichtungen, die offen sind, sondern steckt letztlich auch moralisch in Kalamitäten. Das Wort Schulden hat auch deshalb einen schlechten Ruf, weil es moralischen Ursprungs, weil es die Zuweisung eines Missstandes ist, der aber in der modernen Gesellschaft unausweichlich, ja notwendig wird. Denn ohne die Aufnahme von Schulden entsteht nicht das Maß an Investitionen, das in der arbeitsteiligen Industriegesellschaft nötig ist.
Fraglich ist jedoch, ob man die Schulden, die Menschen aufhäufen, die in Armutsverhältnissen leben müssen, auch wirklich als Schulden bezeichnen kann. Welche Schuld trägt jemand, der sein Konto nur dafür überzieht, um sich Lebensmittel kaufen zu können? Der sich zwecks Mobilität ein Monatsticket für den Bus zulegt? Der ins Minus geht, um sich neue Schuhe zu erwerben? Wieviel Schuld steckt in Schuldnern, die Schulden haben, weil sie aus Gründen finanzieller Not über Katalog Bestellungen aufgeben, die sie nie werden begleichen können? Sind Schulden da noch mit Schuld verwandt? Macht sich derjenige, der sich die notwendigen Befriedigungen des körperlichen Daseins auf Grundlage von Geld finanziert, das er nicht hat, wirklich schuldig? Kommt nicht erst das Fressen, bevor die Moral wirken kann? Fangen Schulden (der Wortherkunft nach) nicht erst dort an, wo alle menschlichen Bedürfnisse, alle existenziellen Bedarfe abgedeckt sind?
Schulden sind nicht Schulden. Es ist überhaupt zweifelhaft, ob eine Gesellschaft, die Investitionen nur stemmen kann, wenn es die Bereitschaft zum Verleihen von Kapital gibt, Schulden mit dem ethischen Ursprung des Wortes in Verbindung bringen kann. Diese sittliche Einbettung von Verbindlichkeiten ist jedoch dann völlig unangebracht, wenn sie entstehen, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. In einer Mangelgesellschaft, in der man sich auf Pump kleidete oder aß, mag die Schuld mitgeschwungen sein. Denn in ihr ist diese Versorgung auch immer die Nichtversorgung anderer. Aber in Tagen der Überproduktion und der Lebensmittelfülle nimmt niemand mehr Schuld auf sich, wenn er sich Geld vorschießen läßt, weil er es zur Abgeltung seiner Körperlichkeit benötigt. Die Verewigung des Daseinskampfes (Marcuse) bewirkt allerdings, dass das Wort Schulden weiterhin nah an der Schuld gebaut sein kann. Dasein zu wollen ist somit immer noch eine ethische Frage, gleichwohl sie es nicht sein müsste.
Fraglich ist jedoch, ob man die Schulden, die Menschen aufhäufen, die in Armutsverhältnissen leben müssen, auch wirklich als Schulden bezeichnen kann. Welche Schuld trägt jemand, der sein Konto nur dafür überzieht, um sich Lebensmittel kaufen zu können? Der sich zwecks Mobilität ein Monatsticket für den Bus zulegt? Der ins Minus geht, um sich neue Schuhe zu erwerben? Wieviel Schuld steckt in Schuldnern, die Schulden haben, weil sie aus Gründen finanzieller Not über Katalog Bestellungen aufgeben, die sie nie werden begleichen können? Sind Schulden da noch mit Schuld verwandt? Macht sich derjenige, der sich die notwendigen Befriedigungen des körperlichen Daseins auf Grundlage von Geld finanziert, das er nicht hat, wirklich schuldig? Kommt nicht erst das Fressen, bevor die Moral wirken kann? Fangen Schulden (der Wortherkunft nach) nicht erst dort an, wo alle menschlichen Bedürfnisse, alle existenziellen Bedarfe abgedeckt sind?
Schulden sind nicht Schulden. Es ist überhaupt zweifelhaft, ob eine Gesellschaft, die Investitionen nur stemmen kann, wenn es die Bereitschaft zum Verleihen von Kapital gibt, Schulden mit dem ethischen Ursprung des Wortes in Verbindung bringen kann. Diese sittliche Einbettung von Verbindlichkeiten ist jedoch dann völlig unangebracht, wenn sie entstehen, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. In einer Mangelgesellschaft, in der man sich auf Pump kleidete oder aß, mag die Schuld mitgeschwungen sein. Denn in ihr ist diese Versorgung auch immer die Nichtversorgung anderer. Aber in Tagen der Überproduktion und der Lebensmittelfülle nimmt niemand mehr Schuld auf sich, wenn er sich Geld vorschießen läßt, weil er es zur Abgeltung seiner Körperlichkeit benötigt. Die Verewigung des Daseinskampfes (Marcuse) bewirkt allerdings, dass das Wort Schulden weiterhin nah an der Schuld gebaut sein kann. Dasein zu wollen ist somit immer noch eine ethische Frage, gleichwohl sie es nicht sein müsste.