Noch heißt es, der "Wehretat sei verabschiedet worden". Wehretat ist das geläufige Wort für die militärische Komponente des Haushaltsplans. In den Jahrzehnten, da die Bundeswehr (sic!) eine reine Verteidigungsarmee sein sollte, konnte man tatsächlich noch bedenkenlos von einem Wehretat sprechen. Heute bleibt der Begriff willentlich erhalten, um damit zu kaschieren, dass hinter der Wehrhaftigkeit Erstürmung lauert - Angriff ist schließlich die beste Verteidigung.
Der Wehretat ist jenes feste Budget, welches es diesem Land ermöglichen sollte, sich zu Wehr zu setzen - bei einem Angriff, bei einem Überfall. Den Wehretat festzusetzen, um selbst anzugreifen, zu überfallen, das steht dem Wortsinn entgegen. Gleichwohl man das Wort nicht austauscht, um weiterhin den Eindruck zu vermitteln, dass der Flankenschutz für Bündnispartner mit geostrategischen Interessen, kein Akt der Aggression ist, sondern lediglich ein besonderer Umstand von Verteidigungsfall. Der Begriff "Wehretat" hat gewisse Gültigkeit, weil Deutschland am Hindukusch verteidigt wird und es diesen nicht überfällt - Sprache, die Realitäten schafft und konjungiert!
Es dürfte kein Wehretat mehr verabschiedet werden - ein Überfalletat wäre schon eher passend. Die Bundeswehr ist letztlich, begrifflich gesehen, ebenso falsch. Sie ist nicht mehr als sich wehrende Truppe des Bundes zu sehen; sie ist eine überfallende, eine angreifende Truppe - keine defensive Verteidigungsarmee mehr, sondern eine offensive Angriffsarmee, was durch die neue und laxe Auslegung, wann ein Verteidigungsfall eintritt und wann nicht, freilich auch andersherum deutbar ist. Denn Angriff ist Verteidigung, Schießbefehl ist Frieden, tote Zivilisten sind gelebte Demokratie. Die einzige Wehrhaftigkeit der Bundeswehr besteht heute darin, dass sie sich gegen Vorwürfe wehren muß, die da lauten, Deutschlands Truppen würden an Angriffskriegen teilnehmen. Natürlich bleibt man sprachlich aber bei der Bundeswehr - denn das treffendere Wort, der Bundessturm nämlich, klänge bedrohlicher und würde an etwas andere deutsche Zeiten erinnern.