Dazhu Huihai räumt Vorurteile aus

Von Otaku00
Heute darf Meister Dazhu Huihai (?-788) zu Wort kommen. Das ist der weise Meister, der vom "Drehen des illusionären Rades des Gesetzes", vom "Erlangen des illusionären Nirwana" und vom "Transzendieren des illusionären Kreislaufes von Werden und Vergehen" sprach. Auf die Frage eines Schülers, was er machen solle, wenn er nicht erleuchtet würde, erwiderte Dazhu schlau: "Du bist ja freiwillig nicht erleuchtet, niemand hindert dich daran."
Ich hatte Dazhu hier schon mal zitiert, als es um die Definition karmischer Handlungen ging. Dazu zählte er: Die Suche nach dem Eingang ins Nirwana; das Vermeiden von Unreinheit und Festhalten an Reinheit; das Sammeln von Errungenschaften und Nachweisen dafür; das Unvermögen, die völlige Losgelöstheit von allen Regeln und Vorschriften zu erlangen.
Für diejenigen, die es nicht glauben wollen und denen ihrer Lehrer/innen was anderes erzählen, nochmal umformuliert: Am Besten Ihr strebt nicht nach Nirwana, sammelt kein Verdienst an, haltet nicht am reinen Lebenswandel fest und löst euch von Regeln und Vorschriften!
Ja, was ich Euch hier seit einer halben Dekade berichte, das erzählen die Chan-Leute schon seit über einem Jahrtausend, und die sind aus diesem Holz geschnitzt: "Sie reagieren unmittelbar auf die äußeren Dinge, genau so, wie es gerade erforderlich ist, und sind immer im Einklang mit der wahren Natur der Dinge. In einem einzigen Moment erfahren sie die Erleuchtung und sehen den Tathâgata mit eigenen Augen."
Und Dazhu zeterte weiter: "(Manche) wissen nicht, dass die Erscheinungen Manifestationen des unbegrenzten Dharmakâya sind. Erleuchtung und Verblendung, Erreichen und Verlieren dagegen sind Konzepte der gewöhnlichen Menschen. Diese setzen eigenmächtig Begriffe wie Werden und Vergehen und begraben damit die wahre Weisheit. Sowohl das Bekämpfen der niederen Leidenschaften als auch das Streben nach Bodhisattvaschaft stehen in direktem Gegensatz zu dem wahren Prajnâpâramitâ (also zu vollkommener Weisheit)."
Doch bei einer Angelegenheit könnte Dazhu geirrt haben, was meint Ihr? Auf die Frage, ob selbst das Unbeseelte, also die Materie, eine Manifestation Buddhas sei, antwortete er: "Wenn selbst das Unbeseelte ein Buddha wäre, dann wären ja lebende Menschen schlechter dran als tote. Tote Esel und tote Hunde würden ja lebende Menschen noch übertreffen."
Nun, wie ist es? Hat auch die Barbie-Puppe Buddha-Natur? Und der Fels, den das Wasser aushöhlt?
[Quelle: Christian Wittern: Mazu Daoyi, Dazhu Huihai. Grundlegende Reden und Aufzeichnungen des Chan-Buddhismus. Berlin 2011]