Dave Gahan and Soulsavers: Mitleider

Dave Gahan and Soulsavers: MitleiderSoulsavers feat. Dave Gahan
„Angels And Ghosts“

(SmiCol/Sony)
Die Rampensau hat also erneut Pause. Dave Gahan, hauptamtlicher Leadsänger bei den Synthpoppern von Depeche Mode, gönnt seinem zweiten Ich mal wieder etwas Auslauf und schließt sich zum wiederholten den Seelenrettern Ian Glover und Rich Machin an, um deren schwerblütigen Elektroblues mit stimmlichem Charisma zu versehen. Thematisch bleibt dabei alles beim alten – nach „The Light The Dead See“ dreht sich diesmal alles um Engel und Geister und man darf vermuten, dass sich Gahan, der ja dem Sensenmann zu früherer Zeit schon einige Male fast die Hand schütteln musste, mit Dämonen und ihren geflügelten Begleitern bestens auskennt. Einzig das Cover führt etwas in die Irre: Das vom Geschrei verzerrte Gesicht des Hauptakteurs legt die Vermutung nahe, dass Geister hier ausgetrieben werden sollen, hört man sich das Album an, ist es dann doch eher eine leidenschaftliche Beschwörung geworden.
Balladeskes ist ja Gahan auch von Depeche Mode nicht fremd, hier gibt’s das Ganze allerdings in geballter Form und so übt sich der Mittfünfziger wieder in einer seiner Spezialdisziplinen – dem Mitleiden. Wir hören also Trostlieder, Liebeslieder, Hoffnungs- und Hingebungsvolles, Ratschläge („Don’t Cry“) und diffuse Stimmungsbilder („One Thing“). Textlich ist das nicht immer die Erfüllung, bei „Lately“ fühlt man sich unangenehm den Jingle einer Bierwerbung erinnert („… sail with me, we can fly away“) und auch der Umstand, dass hinter jeder noch so dunklen Wolke beizeiten die Sonne hervorzulinsen vermag, ist nicht sonderlich originell („My Sun“). Man muss den drei Männern aber zugute halten, dass sie dennoch ein paar schöne, meint gefühlvolle Downtemponummern arrangiert haben, dramatische Bläser-Sets, getragene Streicher, die Beats pluckern sanft und ab und an knirscht auch mal Gitarrenspur vorbei – Gahan bringt dazu an Pathos und Seele alles mit, was für solides Handwerk von Nöten ist. Und wenn dann ein Song wie „The Last Time“ so dunkel dräut, dass man fast die Bad Seeds im Hintergrund vermuten möchte, dann haben sie so viel nicht falsch gemacht. Und nebenbei vielleicht die eine oder andere Seele gerettet … http://www.davegahan.com/
30.10.  Berlin, Tempodrom

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