Dattelgebäck "Gazellenfersen" - Kaab El Ghazal

Von Wera Rezepte
Fast überall in Ägypten gibt es Dattelpalmen. Es gibt sehr viele verschiedene Sorten, bei denen es schwer ist den Überblick zu behalten. Es gibt rote, gelbe und braune Datteln, harte und weiche, feuchte und trockene. Manche Datteln können nur frisch gegessen werden, andere eignen sich zum Trocknen. Wieder andere sind weich und klebrig und werden klumpenweise aufbewahrt. Diese weichen, klebrigen Datteln werden für dieses Gebäck benötigt. In Deutschland auch als Dattelpaste erhältlich.
Die Kekse werden in Ägypten gerne zusammen mit Tee als leichtes Frühstück oder am Nachmittag als Teegebäck gereicht. Durch den Fenchel bekommen sie einen besonderen Geschmack und sind magenschonend.

Fenchel oder Anis? Schammar oder Jansun?

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass mir bis heute der Unterschied zwischen Anis und Fenchel nicht ganz klar war, man lernt wirklich nie aus.
Ich kannte seit langem den in Ägypten weit verbreiteten Jansun-Tee und habe ihn 20 Jahre lang für Fencheltee gehalten und das obwohl auf der Packung oft "Anis" (auf Englisch) steht. Fenchel und Anis sind zwar nah verwandt, aber nicht gleich, z.B. blüht Fenchel gelb und Anis weiss. Als meine Schwägerin mir die "geheime" Zutat "Schammar" verriet und sie meinte es wäre etwas in der Art wie Jansun oder Kamun (Kreuzkümmel), stand ich vor einem Rätsel und erst nach längerer Recherche fand ich den Unterschied heraus. Jetzt weiss ich auch, dass Sternanis und Anis botanisch nicht viel miteinander zu tun haben, ausser dem ähnlichen Geschmack und ich weiss auch, dass ich meinen Kindern als Babys immer Anistee zu trinken gegeben habe, während ich dachte ihnen Fencheltee zu geben. Da Fenchel und Anis geschmacklich und von der Wirkung her nicht allzu weit voneinander entfernt sind, macht es bestimmt keinen großen Unterschied, ob man dieses Gebäck mit Anis- oder Fenchelsamen würzt.
Diese beliebten Kekse kommen ganz ohne die Zugabe von Zucker aus, da die Datteln viel Fruchtzucker enthalten.
Ich finde es immer wieder erstaunlich mit welchen einfachen Mitteln die ägyptischen Frauen auf dem Land es schaffen komplexe Sachen herzustellen. Ganz ohne Küchenmaschine, Mixer, Backpapier, Ausstecher und sogar ohne Teigrolle, einfach mit einer Schüssel, den Händen und einem Tablett. Meistens auch noch auf dem Boden einer 5 m² Küche, das hat wirklich Respekt verdient, finde ich.
Auf den Bildern bereitet meine Schwägerin die doppelte Menge zu. 

Zutaten:

350 ml Magarine
150 ml Öl
350 ml Joghurt
1,2 kg Mehl
2 EL Hefe
2 EL Fenchel
2 EL Sesam
1 kg weiche Datteln (entkernt)

Zubereitung:

1. Für den Teig: Magarine schmelzen und abkühlen lassen, Öl zu der flüssigen Margarine hinzufügen und den Joghurt unterrühren.
2. Fenchel mahlen und zusammen mit der Hefe und dem Sesam in die Mischung geben.
3. Die Hälfte des Mehls dazu tun und umrühren. Nach und nach den Rest des Mehls hinzufügen, bis ein elastischer, weicher Teig entsteht. Der Teig soll nicht zu trocken werden, aber auch nicht mehr kleben. Gut durchkneten und zugedeckt etwa 45 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.
4. In der Zwischenzeit die Datteln durch den Fleischwolf drehen. Dabei entsteht eine gut formbare Masse. Wer keinen Fleischwolf hat, kann die Dattelmasse auch mit der Hand weicher kneten und/oder mit dem Messer feiner hacken.
5.Wenn der Teig etwas luftig geworden ist, jeweils eine handvoll nehmen, kneten und zu einer etwa 40 cm langen und 3-4 cm dicken Wurst rollen. Die Wurst auf der Arbeitsplatte platt drücken.
6. Nun etwas Dattelmasse ebenfalls zu einer Schlange rollen, aber nur etwa 1 cm dick. Da die Masse nicht so stabil ist wie der Teig und auch dünner geformt wird, kann man zwei 20 cm lange Schlangen formen und diese dann mittig hintereinander auf den plattgedrückten Teig drücken.
7. Den Teig von beiden Seiten um die Dattelmasse stülpen und verschliessen. Auf der Arbeitsplatte hin- und herrollen, um wieder eine runde Wurst zu bekommen. Diese dann wieder platt drücken.
8. Mit einem Messer 2-4 cm breite Stücke abschneiden und diese auf ein Backblech legen. Backpapier ist in ägyptischen Dörfern unbekannt und die Bleche wurden auch nicht eingefettet, weil der Teig schon ziemlich viel Fett enthält und dadurch nichts anbackt. Die Dattelkekse können ziemlich nah nebeneinander gelegt werden, da sie nicht in die Breite gehen.
9. Im vorgeheizten Backofen bei 175° C auf der mittleren Schiene etwa 20-30 Minuten backen, bis die Kekse Farbe annehmen.
In verschlossenen Dosen halten sich diese Kekse monatelang.

Bilhana wa schifa! Guten Appetit!