Eine Stadt steht auf, um dem menschenverachtenden Menschenzoo-Projekt Google Street View den Garaus zu machen. Angeführt von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados verweigert sich die mitteldeutsche Metropole Halle der Abbildung ihrer großflächigen Ruinenlandschaften als "3D-Film" (Ilse Aigner) im Internet. Szabados, Inhaberin eine iPhone mit Standort-Ortung, läßt derzeit vom städtischen Rechtsamt die Möglichkeit prüfen, städtische Gebäude für die Darstellung in Street View sperren zu lassen. Die SPD-Politikerin, die zuletzt versucht hatte, die Stadtlandschaft mit Flächenabrissen von Barockdenkmälern so umzugestalten, dass Street View nach Scharfschaltung eine völlig andere als die real existierende Stadt zeigt, möchte nach dem neuen Plan ausschließlich Sehenswürdigkeiten wie Händelhaus, Stadtmuseum oder Roten Turm im Internet dargestellt sehen.
Städtische Verwaltungsgebäude, Schulen, Kindergärten oder Kraftwerke hingegen dürfte das kalifornische Datenschutz-Unternehmen nicht zeigen, weil sie habe Probleme damit habe, "dass im Internet jedermann die genauen Begebenheiten und Zugänge ausspionieren kann", sagte sie dem Halleforum. Diesen Service dürfe nur die Verwaltung selbst anbieten. Deshalb habe sie veranlasst, dass eine Webcam ab sofort zur Ablenkung Live-Bilder vom zentralen Marktplatz ins Netz sendet. Von jedem Ort auf der Welt ist über die städtischen Internetseite zu sehen, wer wann bei Subway frühstückt, bei Gurken-Gerlinde ein Töpfchen Sauergurken holt und wie pünktlich die städtischen Straßenbahnen verkehren. Selbst gelegentliche nächtliche Schlägereien, die bisher live nur ins Polizeihauptquartier übertragen wurden, zeigt der neue Datenschutz-Service zur Erstellung umfangreicher Bewegungsprofile aller Marktplatzbesucher ungeschminkt und in Echtzeit. Datenschutzbedenken gibt es nicht. Um den Standort der aufnehmenden Kamera geheim zu halten, soll bei Street View auf jeden Fall auch das Rathaus gepixelt werden.