Ich kannte den Tatort schon, als er ein harmloses Haus war. Denn meine Großmutter hat um die Ecke gewohnt. Ich habe den Mörder, als er noch ein harmloser Rentner war, oft beim Einkaufen gesehen.
Ich habe zufällig die Polizeisirenen gehört, als die Streifenwagen zu seiner Verhaftung rasten, und habe mitbekommen, wie er abtransportiert wurde. Ich bin wochenlang im Gericht gesessen und habe den Prozess verfolgt, habe mir später die Akten besorgt und den Mörder mehrmals im Gefängnis besucht.
Daher konnte ich in seine seltsame Psyche eindringen und seinen grausigen Monolog aufzeichnen. In dem er seine tote Frau der Mittäterschaft bezichtigt. Und ich begriff, dass er keine Reue empfinden kann, weil er sich keiner Schuld bewusst ist. Obwohl er seine Frau nach 30 Jahren Ehe kaltblütig mit einem heißen Bügeleisen ermordet hat, indem er 17 Mal auf sie einschlug.
Ich verstand noch etwas: Wie lebensgefährlich die Existenz der Tausenden deutscher Rentner in ihren Insel-Gettos ist. Durch Fremdheit, Vereinsamung, Erlebnismangel, Nachbarschaftshass, Alterssturheit, durch Sonnenenergie aufgeladene Greisengeilheit und Suff.
Aber ich muss dem Mörder dankbar sein für den tiefen Einblick in das innere Gefüge der unbekannten deutschen Mehrheit auf Mallorca
Dass ich sie ERMORDET habe, daran ist meine FRAU ganz alleine SCHULDDiesen Beitrag / Angebot bewerten