Das zuckerlrosa Kollektiv

The Old Testament According To The Loose Collective

“The Old Testament According To The Loose Collective” (c) David Payr

Im Tanzquartier Wien gab “The loose collective” ihre neueste Produktion “The Old Testament According To The Loose Collective” zum Besten und die kann als kontroversiell angesehen werden. Ganz in zuckerlrosa gewandet machten Alex Deutinger, Alexander Gottfarb, Thomas Kasebacher, Marta Navaridas, Anna Maria Nowak sowie Guenther Berger und Stephan Sperlich, die beiden Letztgenannten auch als 78plus bekannt, ihre schon dadaistische Sicht auf das alte Testament deutlich. Die einstündige Show, oszillierend zwischen Tanzeinlagen, dem modern dance verpflichtet, Showauftritten, wie wir sie aus dem Fernsehen von seichten Musikshows kennen und Rockkonzerten, soll laut Programmheft mehr als Collage verstanden werden denn als durchgehende, tief schürfende Interpretation dieses Welttextes. Und eine solche war es tatsächlich nicht. Dabei verlangte das Konzept von den Agierenden mehr als nur körperliche Fitness ab. Vor allem die vielen Gesangseinlagen legten den Schwerpunkt des Abends auf die stimmlichen Qualitäten des Kollektivs. Das interessante Phänomen daran war, dass vor allem die an den Schluss gesetzte Einlage von Thomas Kasebacher, der beileibe nicht mit einem großartigen Stimmvolumen ausgestattet ist, beim Publikum den allergrößten Anklang fand. Seine Persiflage auf so manchen Fernsehprediger wurde lauthals beklatscht und bejubelt. Wohl, weil es ihm gelang, trotz chaotischem Gebaren die Menschen auf den Zuschauerrängen singend und klatschend in seine Heilsverkündung einzubeziehen. Tanzquartier goes Ballermann – so schnell geht das.

Der Ansatz, Textfragmente aus ihren großen Zusammenhang zu reißen und in einen subjektiv aufgelösten Bühnenkontext zu stellen, ist legitim. Das Endprodukt ist in diesem Fall eine extrem zeitgeistige Aufführung, die den Bildungsstand eines leider großen Bevölkerungsteiles widerspiegeln dürfte. Aus der Sicht jener, die neben einer Bühnenpräsenz auch noch ansatzweise Inhalt erwarten, ist der Abend sicherlich eher enttäuschend verlaufen. Spaß und Klamauk sind, richtig eingesetzt, ein wunderbares Stilmittel, das auch großen Texten wie dem alten Testament gut tut. Niemand hat dies besser vorgeführt als die Gruppe Monty Python mit ihrem Klassiker “Das Leben der Brian”. Wenn man nicht so weit in die Vergangenheit will reicht schon ein kurzer Blick auf die Veranstaltung im WUK zu Beginn dieses Jahres von norton.commander.productions die sich einer famosen künstlerischen Bearbeitung der 10 Gebote angenommen haben. Der Abend im Tanzquartier machte aber auch deutlich, dass die eigenwillige Collage von Texten des Alten Testamentes des losen Kollektivs zu jenen Darbietungen zu zählen ist, welche in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht auf eine durch ihre Vorführung ausgelöste Katharsis sondern auf einfachste Publikumsunterhaltung setzen. Ganz nach dem Motto: nicht zu viel denken, lieber mehr Spaß haben. Der frenetische Applaus gab ihnen in dieser Hinsicht recht.


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