jeder kennt es, jeder hat so seine Schwierigkeiten damit. Ich nenne es mein Zauberwort, das Wort: ‘Geduld’.
Bei den wenigsten Menschen gehört die Ausübung dieses Wörtchens zu seinen herausragendsten Eigenschaften.
Wenn ganz spontan entschieden wird, dass eine Veränderung im Leben ansteht, sei es gesundheitlich, privat oder geschäftlich, sollte dieses möglichst sofort geschehen.
Es sollte schon gestern passiert sein, was uns heute einfällt. Eine Idee – sie ist wirklich gut – sollte aber sofort umgesetzt werden. Oder, dieser Entschluss der getroffen wurde, sofort verwirklichen bitte. So viele Beispiele…
Man möchte das Neue sofort leben, haben wollen, mit ihm arbeiten können, eilig eilig – schnell schnell…
Mit dem gesundwerden ist das auch nicht anders. Ich erlebe es oft in der Praxis. Da wird gedanklich schon vorher entschieden, dass eine Störung nach der ersten Behandlung verschwunden sein muss. Bitte gleich, bitte sofort!
Eine Lebensänderung, welcher Art auch immer, sollte schon nach der ersten Sitzung perfekt funktionieren.
Welche Enttäuschung, wenn es das nicht tut. Wenn ich sage: das braucht alles seine Zeit, Veränderung muss sich entwickeln können, der Körper braucht Zeit umzudenken, haben sie Geduld mit sich… sehe ich oftmals zweifelnde Mienen.
Es ist unsere Zeit, die uns keine Zeit lässt. Alles muss immer schnell gehen und wenn es das nicht tut…
Gut Ding braucht Weile… hat meine Oma früher immer gesagt.
Recht hatte sie. Heute weiß ich es und versuche das meinen Klienten zu vermitteln. Ich hab das – Geduld mit mir haben – auch lernen dürfen. Teilweise recht mühsam und mit schmerzhaften Erfahrungen, leider.
Wer krank ist, ob an Körper, Geist oder Seele ist es nicht schlagartig. Das krankwerden schleicht sich ein. Es entwickelt sich ganz subtil, bevor man es schmerzhaft bemerkt. Und dann ist sie da, diese unangenehme Gesundheitsstörung. Macht sich sehr bemerkbar – sie stört, tut vielleicht weh, macht durcheinander, bringt das Gleichmass des Lebens in Unordnung. Bremst das gewohnte Dasein aus. Und nun steht man da – mit dem was man da plötzlich erlebt oder erfährt. Was auch immer.
Und dann? Bitte helfen – aber möglichst sofort. Wo ist der Knopf auf den man drücken kann, dass alles wieder im gewohnten Rhytmus läuft. Ja… leider gibt es den nicht.
Denn so, wie sich eine Störung – in Körper, Geist oder Seele – unbemerkt über die Zeit eingeschlichen hat, so braucht es auch Zeit bis sie wieder geht.
Was immer auch geschieht in einer Veränderungsphase, nichts ist wirklich sofort da – wie ein Donnerschlag. Es hat sich langsam und sehr subtil eingeschlichen. Nichts hat man gemerkt, nichts. Oder doch? Waren da nicht die kleinen Warnhinweise die man geflissentlich übersehen wollte? Ignoriert hat? Sicher, doch, schon… aber das war dann grad’ nicht so wichtig, man hatte etwas anderes zu tun.
Das, was übereilt gehandhabt wird, das wackelt. In der Schnelligkeit übersieht man oft die wichtigen Kleinigkeiten. Auch Entscheidungen brauchen Zeit um zu reifen.
In der persönlichen Lebensumstellung heißt es: Nachsicht mit sich üben. Wie zu Beginn des Artikels schon geschrieben, heißt das Zauberwort: Geduld.
Sich Zeit nehmen – die Dinge reifen lassen – Altes loslassen, dass sich in mir, in meinem Leben etwas verändern kann. Sich Neues, Gutes zeigen kann. Welcher Art auch immer…
Fotos: © Dagmar Hiller