Es gibt Hoffnung, oder manchmal einfach einen glücklichen Zufall. Wenn man davon profitieren kann, so ist beides gleichwertig gut. Am Donnerstag machte mein Rollstuhl schlapp. Ganz so schlimm war es nicht, die Hupe funktionierte noch, leider NUR DIE. Glaub mir, ich habe panisch alle anderen Knöpfe mehrmals gedrückt, und nichts. Wenn es nicht vorher kaputt gewesen wäre, wären die Chancen sehr gut gewesen, dass ich es damit kaputt gemacht hätte. Welche Tageszeit eignet sich dafür besser als der Abend. Sogar mein Rollstuhl ist vorausschauend und scheint abzuwägen. Also Freitagmorgen punkt acht Termin: bei meinem „Lieblingssanitätshaus“ anrufen. Alle Leitungen besetzt. Das fängt ja gut an. Beim nächsten mal dasselbe. Aber dann, gut dass Rollstühle nicht nur so konzipiert sind, das sie rollen, sondern auch stützen. Ich wurde angerufen „Hallo…Sie hatten eben angerufen?“ Ich hatte in den ersten Sätzen gestottert, weil ich nicht wusste, was da gerade passiert ist. Und es wurde noch unwirklicher, vielleicht hätte ich in dem Moment aufstehen und gehen sollen. Wenn es einen Moment geben sollte, in dem ich das gekonnt hätte, wäre es wohl dieser. Da fragt er mich tatsächlich, was er noch gemacht und was er denn nicht mehr gemacht hätte. Das war das erste Mal, dass ich Symptome geschildert habe. Ich habe kaum noch zu hoffen gewagt, dass die die Reparatur vielleicht hier machen können. Das letzte Mal, dass ich das gesehen habe, zahlte die Krankenkasse die Rechnung noch in D-Mark. Dann meinte er, er ruft gleich nochmal an und sagt, wann er abgeholt werden könnte. Vielleicht kommt jemand vorbei und ich im Geiste nur noch „Ja,ja.“ Zurückrufen „Ja,ja.“ und Vorbeikommen erst recht.
Jetzt fällt mir erst ein, muss wohl am Schock gelegen haben, dass ich traditionell, wenn der Rollstuhl kaputt ist die drei, vier Stunden BBC Fassung von Stolz und Vorurteil gucke, mit Colin Firth. Man ist das schön. Und jetzt fällt mir ein, dass ich gar nicht soweit überlegen konnte, weil ich von zu Hause aus gearbeitet habe. Aber schon blöd, dass ich das nicht in die Nachmittagsstunden gelegt habe, aber dann wäre sicher gekommen: „Darf ich auf KIKA umschalten?“Obwohl ich sollte nicht so gemein sein. Mein Sohn verhält sich vorbildlich und schiebt wohin es nötig ist, dann knuddelt er mich ganz oft zum Trost, weil der Rollstuhl kaputt ist.