Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte des Autors DAS ESELSKIND erzählen:
„Im letzten Jahr, es muss an einem der warmen schönen Sommertage gewesen sein, da machte ich einen kleinen Spaziergang durch einen wunderschönen Park mit altem Baumbestand. Auf großen gepflegten Beeten blühten altenglische rote Rosen und die Rasenflächen waren übersät mit Gänseblümchen, eine Blumensorte, die ich besonders liebe.
Unter einer großen alten Linde, die mit ihrem breiten Blätterdach milden Schatten spendete, schmiegte sich an den Stamm des Baumes eine gemütliche Holzbank, die mich zum Verweilen einlud.
Ich saß vielleicht eine Viertelstunde auf der Bank, als sich der Bank eine zusammengesunkene, traurige Gestalt näherte, die immer wieder ein Taschentuch an die Augen führte und deren Augen wie erloschen, ja, fast möchte ich sagen, wie tot wirkten.
Die müde Gestalt, es handelte sich um eine Frau von etwa 35 Jahren, nahm neben mir Platz. Die Frau seufzte tief und Tränen rannen ihr über das Gesicht.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte ich sie und sie entgegnete mir:
„Mir kann keiner helfen!“ „Doch“, antwortete ich ihr, „ich kann Ihnen helfen“. „Aber Sie kennen mich doch gar nicht“, wunderte sich die Frau über meine Hilfsbereitschaft und meine Zuversicht, ihr helfen zu können.
Aber durch meine aufmunternden Worte fasste sie Mut und so begann sie zu erzählen, etwas kraus und durcheinander zwar, aber dann sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus.
Die Frau erzählte mir von ihrer großen Familie, dem schönen Haus, ihrem lieben Mann, ihren drei wohlgeratenen Kindern, sie berichtete von ihren sicheren Job in einer guten Firma, sie schilderte ihre ehrenamtliche Mitarbeit in einer aktiven Kirchengemeinde und im Schulelternbeirat der Schule, die von ihren Kindern besucht wurde, und es stellte sich heraus, dass sie auch noch in drei Sportvereinen als Betreuerin tätig war.
„Und wann leben Sie, wann kommen Ihre Bedürfnisse zur Geltung?“
fragte ich die Frau.
Tief traurig entgegnete sie:
„Eigentlich gar nicht! Aber ich weiß auch nicht, wie ich das ändern kann!“
Wenn eines meiner Kinder irgendwo hingefahren werden möchte,
bittet es mich, es mit dem Auto dorthin zu bringen. und das mache ich natürlich.
Wenn mein Mann abends Freunde mit nach Hause bringen möchte und mich darum bittet, ein leckeres Abendessen zuzubereiten, dann schlag ich ihm die Bitte natürlich nicht ab, obwohl ich nach meiner Arbeit manchmal ziemlich müde bin.
Wenn meine Arbeitskollegen ihren Arbeitstag früher beenden wollen,
bitten sie mich darum, statt ihrer länger in der Firma zu bleiben.
Wenn mein Chef wichtige Verträge oder Projekte vorbereitet hat,
kann es schon einmal vorkommen, dass er mich bittet, auch am Samstag oder Sonntag der Firma zur Verfügung zu stehen und ich helfe ihm ja wirklich gerne.
Wenn in der Schule meiner Kinder Verantwortliche gesucht werden,
die das nächste Schulfest organisieren sollen, wird regelmäßig mein Name genannt und wenn mich dann alle so aufmunternd ansehen, habe ich, ehe ich mich versehe, ein weiteres Ehrenamt übernommen.
Wenn in den drei Sportvereinen meiner Kinder Turniere stattfinden und Mütter gesucht werden, die belegte Brötchen schmieren, die am Grill stehen und Bratwürste grillen oder die zuhause einen Kuchen backen, der auf den Turnieren dann stückchenweise verkauft wird, werde ich schon gar nicht mehr gefragt, meine Mitarbeit wird vorausgesetzt!
„Ich weiß, was Ihnen fehlt“, sagte ich zu der immer noch leise weinenden Frau und lächelte sie freundlich an.
„Aber Sie kennen mich doch kaum, woher sollten Sie also wissen, was mir fehlt?“„Ich weiß, was Ihnen fehlt, Ihnen fehlt das Wort NEIN!
Das ist die Ursache für Ihren Zustand, Sie haben einfach nicht gelernt, NEIN zu sagen!“
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„Ja, aber“, entgegnete die Frau, „alle erwarten doch, dass ich mich so verhalte,
wie ich mich verhalte.“
„Sie haben Recht!“, stimmte ich der Frau zu, „aber die Menschen verhalten sich Ihnen gegenüber deshalb so, weil Sie niemals NEIN sagen.
Zum Ausnutzen gehören immer zwei:
Einer, der einen Anderen ausnutzt und
einer, der sich ausnutzen lässt.
Sie sollen auch in Zukunft hilfsbereit sein, aber lernen Sie endlich, NEIN zu sagen.
Legen Sie sich am besten an Ihren Arbeitsplatz einen Zettel in Sichtweite, auf dem mit großen Buchstaben NEIN steht, legen Sie zuhause neben das Telefon einen weiteren Zettel mit dem Wort NEIN und hängen Sie sich in die Küche und in Ihr Arbeitszimmer zuhause weitere Zettel, auf denen ebenfalls das Wort NEIN stehen sollte.“
Für mich war es langsam Zeit, einen Spaziergang fortzusetzen und so wünsche ich der jungen Frau von Herzen alles Gute, viel Mut zum NEIN und Durchhaltevermögen.
In der letzten Woche habe ich die Frau in der Stadt wiedergetroffen.
Ich hatte sie gar nicht erkannt, weil sie dieses Mal so fröhlich war. Sie stürzte auf mich zu und meinte: „Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen danken, Sie haben mir mein Leben wiedergeschenkt."
Sie habe zunächst nach unserem Gespräch auf der Parkbank gedacht:
„Was für ein verrückter Alter!“, aber dann habe sie sich gesagt:
„Ich habe nichts zu verlieren, ich probiere den Rat einfach einmal aus!“
Zunächst habe es von allen Seiten erstaunte Gesichter gegeben und das eine oder andere Mal sei sie auch rückfällig geworden und habe JA gesagt, wo sie NEIN sagen wollte.
Aber inzwischen werde es akzeptiert, dass sie gelegentlich NEIN sage und endlich habe sie auch Zeit für sich gewonnen.
Sie schüttelte mir voller Dankbarkeit heftig die Hand und ging ihres Weges und mich durchströmte ein tiefes Glücksgefühl, war es mir doch gelungen, einen Menschen von der Wichtigkeit und der Notwendigkeit des Wortes NEIN zu überzeugen.“
Ihr Lieben,
Im Umgang mit unseren Mitmenschen, das lehrt uns diese Geschichte, gibt es eine wichtige Frage und ein wichtiges Wort, die Wunder bewirken können:
Die Frage lautet: „Kann ich Ihnen helfen?“
Das Wort lautet: „NEIN!“
Probiert es einmal aus, Ihr werdet Wunder erleben und Euer Leben wird reicher und zuffriedener.
Ich wünsche Euch einen fröhlichen Nachmittag, ich werde gleich noch einige Schneeglöckchenzwiebeln stecken und einige Osterglockenzwiebeln eingraben
Euer fröhlicher Werner