das wirst du bereuen

Von Privatkino
Titel: das wirst du bereuen
Originaltitel: Tease
Autor: Amanda Maciel
Genre: Jugendbuch ab 12 Jahren
Verlag: Baumhaus Verlag
Format: Taschenbuch, 304 Seiten
ISBN: 978-3843210973


Kauft doch wieder mal in der örtlichen Buchhandlung ein!

Sara und ihre beste Freundin müssen sich vor Gericht verantworten – angeklagt, ihre Mitschülerin Emma gemobbt und in den Tod getrieben zu haben.
Die Beiden haben das Mädchen beständig gemobbt, auch andere Schüler haben sich hierbei angeschlossen und letztlich findet Sara, dass Emma doch selbst schuld war, immerhin hat sie ihr den Freund ausgespannt. Ein kleiner Denkzettel war doch hier nicht so schlimm….dachte sie.

Bücher zum Thema Mobbing gibt es einige, auch solche, die mit dem Tod enden – gerade durch die Verfilmung des Buches „Tote Mädchen lügen nicht“ (momentan schaue ich die Serie noch, aber eine Rezension dazu wird noch folgen, versprochen), ist es noch mehr in den Fokus gerückt, was ich eine gute Sache finde, es nämlich ein wahnsinnig wichtiges Thema ist.

Zum Buch: es wird in abwechselnden Kapiteln erzählt . Einmal ist Emma noch am Leben und dann erleben wir die Zeit nach ihrem Selbstmord. Erzählt wird das Ganze aus der Sicht von Sara, die sich einer Anklage gegenübersieht. Durch die Kapitelwechslung kann man sich ein rundes Bild machen, erfährt, wie das Mobbing begonnen hat und wie es soweit kommen konnte, dass am Ende jemand tot ist.

Im Prinzip klingt es nach einer guten Geschichte, Mobbing aus der Sicht des „Täters“ – man erwartet sich, Beweggründe zu erfahren, mehr darüber, was jemanden dazu bringt, einen anderen Menschen so fertig zu machen, dass dieser nur noch einen letzten Auswegen sieht. Wie gesagt, das Prinzip ist gut, aber ich muss sagen, die Umsetzung ist furchtbar, hat mich sogar wütend zurückgelassen.

Wie kommt’s? Nun, Sara ist eine Egoistin, wie sie im Buche steht – kontinuierlich ist sie am jammern. Sie hat Emma gar nicht gemobbt, die war einfach zu zart besaitet und in den Tod getrieben hat sie sich schon überhaupt gar nicht, immerhin hat sie sich selbst dazu entschieden, sich umzubringen, dass ist ja nun mal nicht ihre Schuld.
Nach Emmas Selbstmord, muss sie regelmäßig zu einer Anwältin und zu einer Therapeutin, zwar spricht sie dort nicht viel, aber als Leser erfährt man ihre Gedanken und die sind ein wahrer Graus.
Sie stilisiert sich zu einem Opfer der Gegebenheiten, sie konnte ja auch nicht einfach tatenlos zusehen, wie ihr Freund ausgespannt wurde, da war Rache doch mehr als angebracht. Ihren Freund Dylan irgendwie in die Verantwortung zu ziehen, nein, dass kommt ihr so gar nicht in den Sinn, an allen soll nur Emma die Schuld tragen und jetzt, wo sie sich umgebracht hat, vermurkst sie ihr auch noch die Zukunft.
In der Öffentlichkeit wird sie geschnitten, beleidet – man könnte sagen: gemobbt. Auge um Auge, Zahn um Zahn, ist keine gute Antwort, die Frage stellt sich nicht, aber so überhaupt keine Einsicht zu zeigen, dass kotzt an – ehrlich.

Die Zeit vor Emmas Tod beschreibt eindringlich das Mobbing, welchem sie ausgesetzt war und es war tatsächlich so, Gründe, wenn es für Mobbing überhaupt Gründe geben kann, lieferte sie nicht. Sara und Brielle haben sie irgendwie auserkoren, auch im Verlauf der Geschichte wird nicht ganz klar, warum überhaupt.
Natürlich klatscht man den Mobbern dann auch noch eine traurige Geschichte drauf – damit man Mitleid mit ihnen empfindet? Keine Ahnung, mir ist bewusst, dass kein Leben unbedingt leicht ist, es aber als hingeworfene Rechtfertigung zu nehmen, um Mobbing abzuschwächen, ist einfach extrem unpassend.

Das Buch hatte auch einen schweren Stand bei mir, weil mich die Geschichte von Cassidy Trevan seit Wochen begleitet. Sie war eine australische Schülerin, die auf grausame Art gemobbt wurde und sich letztlich am 12.Dezember 2015 das Leben genommen hat.
Einen deutschen Artikel findet man auf brigitte.de, zudem hat ihre Mutter die Facebook-Seite „Bullying Killed My Child Cassidy Trevan“ gegründet.

Diese Geschichte im Hinterkopf, hat mich dieses Buch einfach nur wütend gemacht, von Sara kommt das Buch hindurch nämlich keinerlei Einsicht. Sie jammert sich durch die Seiten und sieht sich selbst als Opfer, an Emma denkt sie gar nicht und wenn, dann nur, dass sie durch den Tod, ihre Zukunft verbaut hat, dass Sara Emmas Zukunft indirekt genommen hat, nein, der Gedanke taucht nicht auf.

Auf den letzten 20 Seiten kommt es zu einer Erleuchtung von Sara und man denkt sich, woher kommt jetzt bitte dieser Sinneswandel, denn man ihr einfach nicht abnehmen kann und vielleicht auch nicht will.
Dieses Buch hätte eine wichtige Geschichte über Mobbing sein können, war aber letztlich nur eine Farce und tatsächlich nahezu eine Verhöhung von jemanden, der sich auf Grund der enormen Belastungen von Mobbing das Leben nimmt.

Normalerweise urteile ich nicht so radikal über ein Buch, aber von diesem rate ich dringend ab und würde es nicht weiterempfehlen.