Das Wetter, die Getreidepreise und der Hunger

Derzeit ist das Wetter ziemlich durchwachsen – aber das, was für uns in Deutschland nur ein durchwachsener Sommer, also völlig normal ist, gerät in anderen Teilen der Welt zu Katastrophe. In den USA wurden laut Financial Times Deutschland vom 11. Juli (leider habe ich ausgerechnet diesen Artikel nicht online gefunden) allein in der vergangenen Woche nicht weniger als 1067 Hitzerekorde aufgestellt. Insbesondere der Mittleren Westen wird von dieser Dürre heimgesucht, eine Region, die ja ohnehin unter einer fortschreitenden Verwüstigung leidet, die vor allem menschgemacht ist.

Dabei denke ich nicht nur an den Klimawandel an sich, sondern auch an die Folgen der intensiven Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und der Zerstörung der ursprünglichen Flora und Fauna, die wiederum dazu geführt hat, dass der Boden weniger fruchtbar ist und schneller erodiert – mit der Folge, dass irgendwann gar nichts mehr wächst. Und diese Wüstenbildung führt wiederum dazu, dass das Klima in den betroffenen Regionen noch wärmer und trockener wird – es gibt keinen Bewuchs mehr, der das Wasser im Boden hält und mit der Verdunstung durch die Pflanzen selbst für mehr Feuchtigkeit in der Luft sorgt, die wiederum zu mehr Wolkenbildung und Niederschlägen führt. Das gibt es freilich nicht nur in den USA, in der ehemaligen Sowjetunion wurden weite Landstriche um den Aralsee auf diese Weise ebenfalls ruiniert. Der Aralsee ist inzwischen fast ausgetrocknet und um ihn herum hat sich eine Salzwüste ausgebreitet. Riesige Flächen, die vor wenigen Jahrzehnten noch für eine extensive Landwirtschaft genutzt werden konnten, wurden in einer kurzen Zeit der intensiven Nutzung für immer verdorben.

Der Zustand der Getreidepflanzen Mais, Weizen und Soja soll im Mittleren Westen so schlecht sein wie seit der Dürre im Jahr 1988 nicht mehr. Das ist fatal, denn die USA sind der weltgrößte Getreidexporteur – allein 40 Prozent der globalen Maisernte kommen von dort. Wenn nun die Ernte schlecht ausfällt – und genau das zeichnet sich derzeit ab – dann steigen die Preise auf dem Weltmarkt und vor allem die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern können sich gerade diese Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. Schon 2007 und 2008 hatten die hohen Preise für Agrarprodukte zu Hungerunruhen geführt. Noch fataler ist allerdings, dass das Wetter auch in anderen Regionen verrückt spielt – auch in anderen Ländern, die klassischerweise im großen Stil Getreide und andere Agrarprodukte exportieren, etwa in Russland, der Ukraine oder Kasachstan, ist es zu heiß und trocken, was ironischerweise dann auch wieder zu Unwettern und Überschwemmungen an anderen Orten führt – die Ernten in den von den jüngsten Überschwemmungen in Russland heimgesuchten Regionen wurden ebenfalls vernichtet. Ich spüre das sogar im eigenen Garten: Durch den vielen Regen und die Wärme wuchert das Unkraut, während die Kirschen am Baum vergammeln, bevor sie reif sind. Nun könnte man in einer vernünftigen Welt halt versuchen, das Elend zu begrenzen, in dem man das, was überhaupt zu retten und zu ernten ist, auf alle verteilt. Denn trotz widriger Umstände ist die Produktivität inzwischen so hoch, dass auch Ernteausfälle in mehreren Weltregionen durch vernünftige Verteilung kompensiert werden könnten. Es wird noch mehr als genug geerntet, um alle Menschen satt zu kriegen – allerdings müsste man halt mal aufhören, Grundnahrungsmittel als Biosprit in den Tank zu füllen oder buchstäblich vor die Säue zu werfen, damit sich die Leute in unseren Breiten ordentlich Übergewicht und die damit einhergehenden Krankheiten anfressen können.

Aber so ist diese Welt leider nicht organisiert, die heiligen freien Märkte sorgen dafür, dass die Preise auf dem Agrarmarkt in die Höhe schnellen werden und sich nicht mal die Produzenten, sondern die Spekulanten einen Haufen Geld in die Taschen schaufeln können. Wenn es nur gut fürs Geschäft ist, findet kein Profiteur des Kapitalismus etwas dabei, ein paar Millionen Menschen verhungern lassen. Ist ja für den einzig guten Zweck auf diesem Planeten.



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