Am 18. Juni feierten wir im Museum Villa Stuck gleich zwei Vernissagen. Zum einen die Eröffnung der Almanach-Ausstellung des kolumbianischen Künstlers José Antonio Suàrez Londoño mit über 1000 Zeichnungen. Zum anderen feierten wir mit der 12. Ausgabe der Reihe Ricochet Christian Hartards Ausstellungseröffnung von „Less Work for Mother“.
Das war die Eröffnung der Almanach-Ausstellung von José Antonio Suàrez Londoño:
Die von José Antonio Suárez Londoño (geb. 1955 in Medellín, Kolumbien) seit den 1970er Jahren angefertigten Druckgrafiken, Zeichnungen, Skizzenbücher und Gummistempel bilden zusammen ein immenses Gesamtwerk.
Suárez Londoño beherrscht meisterhaft die verschiedenen Techniken jeder dieser Gattungen, die sich alle auf das Alltägliche konzentrieren und sich auszeichnen durch eine einzigartige und sehr markante Ikonographie.
Es ist jedoch sein unermüdliches Schaffen insgesamt, das die Einzigartigkeit der künstlerischen Praxis von Suárez Londoño definiert: seine tägliche und wöchentliche Routine, die gleichzeitig ein Inventar der Welt und ein persönliches Tagebuch hervorbringt.
Mit insgesamt etwa eintausend Arbeiten ist die Ausstellung Almanach der bislang umfassendste Überblick zum Schaffen von José Antonio Suárez Londońo und seine erste Ausstellung überhaupt im deutschsprachigen Raum. Die Werke werden im 1. Obergeschoß der historischen Villa präsentiert.
Ricochet #12: Christian Hartard. Less Work for Mother
In der Einzelausstellungsreihe RICOCHET (französisch für den Auf- bzw. Abprall, auch: Querschläger) präsentiert die Villa Stuck Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart, die sich mit Diskursen unserer Zeit sowie aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Problematiken auseinandersetzen und diese durch ästhetische Transformation einer Neubetrachtung öffnen.
»Less Work for Mother« ist die erste museale Einzelpräsentation des Münchner Künstlers Christian Hartard (geb. 1977). Im Bild oben: die Kuratorin Verena Hein, der Künstler Christian Hartard in der Mitte und der Grafiker Bernd Kuchenbeiser, der den Ausstellungskatalog gestaltet hat, rechts.
Hartard nähert sich in zehn eigens für die Ausstellung entstandenen Werken elementaren Erfahrungen und Emotionen wie Angst, Ohnmacht, Verlust. Es entsteht eine Choreographie von Objekten, welche die Betrachter empfindsam auf Gegensätze wie hart/weich, durchlässig/fest oder kalt/warm reagieren lassen. Ihre sensorischen Eigenschaften, wie Geruch, Temperatur, Vibration oder Sound, lassen einen hinfühlen, hinriechen, hinhören, wenn hinsehen allein nicht reicht.
Durch die Verwendung fragiler, schutzbedürftiger Stoffe, weicher und viskoser Materialien oder durch den Einsatz von Wärme, Kälte, Elektrizität und Fließvorgängen wird ihr Minimalismus gebrochen und sinnlich aufgeladen.
Der Künstler interessiert sich für eine Kunst, die nicht Bilder, sondern Wirklichkeiten schafft. Die Betrachter sind daher mit konkreten Situationen konfrontiert, in denen die Werke als Gegenüber erfahrbar sind.
Ein stromführender Vorhang, zähflüssiges Industriewachs oder in Säure aufgelöstes Gold sind Energie- und Erinnerungsspeicher, die dem Nichtmehrvorhandenen einen Ort geben. Sie notieren, was verblasst und verschwunden ist. Auch das nervöse Zittern von Fensterglas, Bilder überkochender Milch, Dinge aus Porzellan und Textil sind Protokolle dessen, was einmal war oder gewesen sein könnte.
Beide Ausstellungen laufen bis zum 16. September.
Mehr Informationen zum Vermittlungsprogramm gibt es hier.
Fotos: Christin Büttner