Das wandelnde Schloss

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Das wandelnde Schloss

8Fantasy

Ähnlich wie das namensgebende Schloss bringt Hayao Miyazaki 2004 einen Film in die Kinos der das Publikum auf eine Reise mitnimmt, von der man nicht weiß, wo sie hinführen wird.

Sophie (Chieko Baishō) ist Hutmacherin und trotz ihres jungen Alters, im Kreislauf eines erwartbaren Alltags. Das ändert sich jedoch schlagartig, als sie eines Tages vom gutaussehenden Zauberer Hauro (Takuya Kimura) gerettet wird. Der junge Mann ist zwar kurz darauf wieder verschwunden, doch die Begegnung lässt Sophie das Ziel, der bösen Machenschaften, der Hexe aus dem Niemandsland (Akihiro Miwa) werden. Diese belegt sie am selben Abend mit einem Fluch, der die junge Frau in eine alte Dame verwandelt. Am nächsten Morgen macht sich die nun 90-jährige Sophie auf eine Reise ins Niemandsland. Auf dem Weg hilft sie einer umgefallenen Vogelscheuche, die ihr danach dankbar folgt. Als Sophie ihren neuen Begleiter darum bittet ihr einen Unterschlupf für die Nacht zu zeigen, kehrt dieser nach kurzer Zeit, gefolgt von Hauros wandelndem Schloss, zurück. Da Hauro nicht zu gegen ist, lernt die alte Dame zunächst die anderen Bewohner kennen und wird Teil dieser ungewöhnlichen Familie.



Das wandelnde Schloss ist eines der wenigen Werke von Hayao Miyazaki, die nach einer bereits existierenden Vorlage gedreht wurden. Doch wie so oft beweist der Großmeister eindrücklich, dass er den unterschiedlichsten Geschichten seinen eigenen Charm und die unverkennbare Ghibli-Note einverleiben kann. Die interessanten Charaktere treiben die Geschichte voran und sind dabei so ungewöhnlich wie sympathisch. Die Figur der jungen Sophie wirkt in den ersten zehn Minuten blass und geht erst nach ihrer Verwandlung in eine alte Frau so richtig auf, was ein schönes Spiel mit den vermeintlichen Erwartungen der Gesellschaft darstellt. Für die böse Hexe empfindet man im Laufe des Films Mitleid und auch sie wird zu einem liebenswürdigem Charakter. Calcifer der sich als furchteinflößender Dämon vorstellt, ist die meiste Zeit ängstlich und ungewollt lustig.

Einzig über Hauros Charakter fällt es schwer ein Urteil zu fällen. Über die Dauer des Films steht er zumeist für den selbstbewussten Helden, bleibt dadurch aber kühl und distanziert. Kurze Momente, in denen er eine depressive Phase durchlebt, werden schnell abgehandelt und lassen es nicht zu, dass das Publikum ihm näherkommen kann. Visuell ist Das wandelnde Schloss so einzigartig wie es nur sein kann. Wenn sich der vierbeinige Metallberg zum ersten Mal auf Sophie zubewegt und gefühlt jede einzelne Schraube für sich animiert ist, dann ist das auch fast 20 Jahre danach immer noch beeindruckend. Wenn Sophie zu Beginn durch die Straßen ihrer Heimatstadt läuft und jedes Haus mit einer individuellen Verzierung an der Fassade versehen ist, ist man gewillt zu pausieren, um alles aufsaugen zu können.

Während dem Schauen ist man so sehr in der Geschichte verfangen, dass man gar nicht dazu kommt etwas zu kritisieren. Doch jedes Mal wenn man zurückdenkt, merkt man wie wenig von der teilweise wirren Geschichte hängen bleibt. Das mag dem Film zwar einen hohen Wiedersehenswert geben, lässt ihn aber im Gegensatz zu den anderen großen Produktionen des Studios abfallen. Wer sich aber einen Überblick über die besten Werke aus dem Hause Ghibli verschaffen will, wird nicht an Das wandelnde Schloss vorbeikommen.

Regie und Drehbuch: Hayao Miyazaki, basierend auf dem Roman von Diana Wynne Jones, Stimmen (Original): Chieko Baishô, Takuya Kimura, Akihiro Miwa, Tatsuya Gashûin, Ryûnosuke Kamiki, Filmlänge: 119 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 18.05.2012