„Dass wir wieder werden wie die Kinder, ist eine unerfüllbare Forderung. Aber wir können zu verhüten suchen, dass die Kinder werden wie wir.“Erich Kästner
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute eine Geschichte des berühmten Dichters LEO TOLSTOI erzählen:
"Die drei Söhne"
"Drei Frauen kommen an einen Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Sie sprechen von ihren drei Söhnen.
"Meinen Sohn solltet ihr singen hören", sagte die erste, "das klingt so schön, als wenn eine Nachtigall singen würde."
Die zweite sagte: "Mein Sohn ist stark und schnell. Er schleudert einen Stein fast bis zu den Wolken und fängt ihn dann wieder auf."
Die dritte schwieg.
Da fragten die anderen: "Und dein Sohn?"
"Was soll ich erzählen", sagte sie, "mein Sohn ist ein junger Bursche wie andere auch."
Nun machten sich die drei Frauen auf den Heimweg. Die Sonne brannte, die Wassereimer waren schwer. Da kamen den drei Frauen ihre Söhne entgegen.
Der erste sang so schön wie eine Nachtigall, der zweite schleuderte Steine in die Luft und fing sie wieder auf. Der dritte aber lief hin zu seiner Mutter und nahm ihr den Eimer ab.
Ein alter Mann neben dem Brunnen hatte alles mit angesehen.
Eine der drei Frauen fragte ihn:
"Nun alter Mann, was sagst du zu unseren drei Söhnen?
"Drei Söhne?", fragte der alte Mann, "ich sehe nur einen!"
Ihr Lieben,
ich erlebe in meiner Umgebung immer wieder junge Familien, bei denen ich mich manchmal frage, wer da wen erzieht: Die Eltern die Kinder oder die Kinder die Eltern.
Den Kindern wird kein Wunsch abgeschlagen, die Kinder verfügen über eigene Fernseher, Computer und Handys und ihnen werden keinerlei Grenzen gesetzt.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Kinder als Erwachsene wirklich sozial eingestellte Wesen sein werden.
Daneben begegnen mir immer wieder Familien mit Kindern, in denen die Kinder gedrillt werden, die einen Terminkalender haben, der jedem Spitzenmanager Ehre machen würde.
Wenn ich genauer hinsehe, frage ich mich, ob hier nicht Eltern darauf hinwirken, dass ihre Kinder die Zeile erreichen, die sie selbst nicht erreicht haben.
Ob diese Kinder als Erwachsene wirklich glücklich sein werden?
Es ist sicher gut, wenn die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen etwas leisten, es ist noch besser, wenn sie etwas Außergewöhnliches können, aber am besten ist es, wenn die Kinder und Jugendlichen Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit entwickeln.
Und hier ist unser Vorbild gefragt. Wenn wir als Erwachsene in diesem Bereich unseren Kindern und Jugendlichen ein Vorbild sind, werden sie uns nacheifern.
Und indem sie unserem Vorbild nacheifern, wird sich zugleich ein tiefes Vertrauens-verhältnis zwischen uns und ihnen aufbauen, das die Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Kinder und Jugendlichen stark werden.
Ich wünsche Euch heute einen wirklich guten Tag und viel Fröhlichkeit
Euer Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt