“Aber wie ich am Comer See die ersten Vorhöhen der Alpen nur sah, in ihre Wolken gehüllt, hier und dort nur heller Schnee, und scharfe, schwarze Spitzen vorguckend, und steil in den See hinunter stürzend, erst mit Bäumen und Dörfern, dann mit Moos bedeckt, dann kahl und wüst und voll Schneespalten, da war mir zum erstenmale wieder zu Muth, wie damals, und ich sah, dass ich nichts übertrieben hatte.”*
Der Künstler war so beeindruckt vom Comer See, dass er im Juni 1837, anlässlich seiner Hochzeitsreise mit seiner jungen Frau Cécile Charlotte Sophie Jeanrenaud, noch einmal an den Lago zurückkehrte. Aus einem Tagebucheintrag Céciles vom 22. Juli 1831 geht hervor, dass Mendelssohn Bartholdy an einem Cadenabbia Gemälde arbeitete. Dieses Werk war unter den ca. 50 bekannten Mendelssohn Aquarellen bisher nicht zu finden. Allerdings befand sich in der Staatsbibliothek Berlin ein Aquarell des Künstlers mit der Bezeichnung “Blick auf Thun”. Die Leiterin des Museums im Leipziger Mendelssohn Haus, Cornelia Thierbach, recherchierte und fand eine zu dem Aquarell passende, original von dem Komponisten auf den 22. Juli 1831 datierte und mit “Cadenabbia” bezeichnete Bleistiftzeichnung, die sich in der Bodleian Library Oxford befindet. Somit war das bisher verschollene Werk gefunden.
Seit dem 03. Februar 2014, dem 205. Geburtstag des genialen Komponisten und begnadeten Malers, ist der sensationelle Fund, der als eines der schönsten Aquarelle Mendelssohns gilt, im neu eröffneten Mendelssohnhaus zu bewundern.
*Zitate: Reisebriefe von Felix Mendelssohn Bartholdy aus den Jahren 1830-1832/Nachdruck des Originals von 1862/BoD/Outlook