Lucian Freud, der Enkel des Gründers der Psychanalyse, wurde 1922 in Berlin geboren und obwohl er einen Großteil seines Lebens in Großbritanien verbrachte, wo er wegen der Nazis hingeflüchtet war, gilt er als der einflussreichste berliner Künstler aller Zeiten.
Aus der Ecke der Surrealisten kommend, gab sich Lucian bald komplett der figurativen Malerei hin und eines seiner berühmtesten Modelle war der Verwandlungskünstler Leigh Bowery, der sich zur schmutzigen und dunklen Seite des Lebens und der menschlichen Existenz hingezogen fühlte. Beeinflusst durch die ägyptischen Masken, begann Lucian sich für das Geheimnis des Körpers zu interessieren, der Sexualität und des Todes: es war diese Auseinandersetzung, die Bowery auf Jahre hinaus zu Leitmotiv werden ließ. Freud hielt Bowerys Antlitz in zahlreichen Porträts fest, in denen diese bekannte Persönlichkeit Londons wie eine große fleischige, nackte Masse erscheint, weit entfernt von seinen extravaganten Anzügen und Transformationen: ein nackter Mann, auf seine materielle Beschaffenheit zurückgeführt und das in einer Fleischlichkeit, die die künstlerischen Phantasien Freuds wachrief und die in einem neuen und sehr persönlichen malerischen Stil resultierte. Ohne Zweifel war Lucian Freud der Künstler, der die Haut zu einer bloßen durchsichtigen Schicht werden ließ, die den absoluten Blick auf alles Dahinterliegende erlaubte. Die Grenze zwischen dem Sichtbaren und das Unsichtbaren, dem Verborgenen und dem Offensichtlichen, dem Bewussten und Unbewussten war mit dem Werk des Berliners ein für alle Male verschwunden.
Nach dem Tod Bowerys wurde seine Assistentin Sue Tilley, eine opulente Frau von großen Ausmaßen, zum bevorzugten Modell Freuds womit sie Ruhm erlangte und zu „Big Sue“ wurde. Lucian verbrachte Stunden damit die eigentümliche Haut Sues zu beobachten und er malte mit einer Faszination die Krater und Verschiebungen die durch die Fettleibigkeit und Hitze entstanden waren während sie in einem Sessel schlief , den der Künstler in seinem Atelier hatte. Viele dieser Gemälde erinnern an die Theorien die Sigmund Freud über die Schönheit, die Ästhetik, das Schreckliche und den Horror angedeutet hatte; ohne Zweifel gingen die Interessen von Enkel und Großvater in die gleiche Richtung, obwohl die Methoden und Formen ihrer Erforschung verschieden waren und die eigenen Sorgen dargestellt werden .
Eli M
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Ãœbersetzt: Mara Maroske
