Ende 2015, 70 Jahre nach dem Tod von Adolf Hitler, werden die Rechte an dessen Buch “Mein Kampf” frei. Dies schafft jedoch ein Problem! Um die Neuverlegung kommt die Gesellschaft nicht umhin, doch inhaltlich soll es mit Fußnoten unschädlich gemacht werden.
Wenn in zwei Jahren die Rechte an “Mein Kampf” freiwerden, kann jeder Verlag Hitlers Schrift nachdrucken. Schon seit 2010 wird über diesen Fakt gestritten. Wie kann der Inhalt des Buches entschärft werden? Wie gefährlich ist die Hass-Schrift für die heutige Gesellschaft? Seit 1945 wurde “Mein Kampf” nicht mehr publiziert und dies macht es einfach für viele Menschen interessant. In Rechten Kreisen gilt es als Trophäe. Nun beschäftigen sich fünf Historiker mit diesem Buch und wollen darin quasi den Zünder herausdrehen. Christian Hartmann ist einer von ihnen, Militärhistoriker und forscht seit mehr als 20 Jahren an der Geschichte des Nationalsozialismus. Er empfindet diese Lektüre als Qual. 800 Seiten Rassenwahn und Gedröhne von morgens bis abends.
Um “Mein Kampf” unschädlich zu machen, haben die Historiker die Bände nach Kapiteln aufgeteilt und Seite um Seite mit Fußnoten versehen. Darin findet sich historischer Kontext, Exkurse, Zukünftiges und Anmerkungen zu Hitlers Quellen. All diese Arbeit ist extrem mühsam, schließlich hat man damals auf Fußnoten keinen Wert gelegt. Als Ergebnis wird “Mein Kampf” doppelt so dick sein und umrahmt von Kleingedrucktem eher als historisches Dokument angesehen. Dies macht den Unsinn auch nicht leichter ertragbar.
Kritiker fragen sich, ob dies nicht zuviel Ehre ist, doch Hartmann wiegelt ab. Er beurteilt es als Fehler vieler Menschen den Autor von “Mein Kampf” zu unterschätzen. Hitler war mitunter ein sehr präziser Beobachter und erkannte Schwächen eines monarchischen oder republikanischen Systems. Manche Passagen, in denen er den Parlamentismus verspottet würde heute in jedem Streit über den Brüsseler Regierungswahn heftig beklatscht werden.
Ob “Mein Kampf” als Bestseller später in den Regalen stehen wird, muss bezweifelt werden. Auch damals waren viele Anhänger des NS-Regime nicht gerade begeisterte Leser gewesen. Das wird heute nicht anders sein. Man kann es nur hoffen und wenn nicht, haben die Historiker hoffentlich eine gute Arbeit gemacht.
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Joern Petersen