“Das Ungeheuer” von Terezia Mora/Ausgelesen

Wiev schreibt man als Laie über ein Buch, dass den Deutschen Buchpreis bekommen hat. Ich weiß es nicht, versuche es einfach.
terezia Mora Er glaubte zu wissen, mit wem er verheiratet war, glücklich verheiratet … Nun nach dem Selbstmord  seiner Frau (38) erfährt Darius Kopp , dass es wohl eher die Vorstellung von der Person, als die Person selbst war, mit der er zusammenlebte.
Darius Kopp nach einer zehnmonatigen Depressionsphase, die er Traurigkeit nennt, begibt sich auf die Reise durch das östliche Europa um die Asche seiner Frau im Herkunftsland der Toten, es ist Ungarn, zu beerdigen. Die Urne und den Laptop mit Floras übersetztem Tagebuch immer bei sich, wird es eine Reise im Außen wie im Innen. Vor ihm entfaltet sich, beim Lesen des Tagebuches ein Paralleluniversum.
Gedanken und Gefühle seiner Frau schienen wenig kongruent mit dem zu sein, was sich im Sichtbaren als ihre Persönlichkeit wahrnehmen ließ. Vielleicht war auch Darius, der der nicht in der Lage war mehr wahrzunehmen, als das  Sichtbare und eventuell nicht genau hinschaute. Flora, ein  ”Niemandskind” am Leben gescheitert und Darius durch den doppelten Verlust (erst der Job, dann die Frau) in seinem Sein tief erschüttert. Auf seiner Reise, die auch dazu dienen soll, ihn dem Leben zurückzugeben, erlebt er viel. So begegnet Darius der jungen Oda, die ihn irgendwie an seine Frau erinnert, nur um sie später wieder zu verlieren. Letztendlich endet die Reise in einem Fiasko. Weder ist die Asche begraben, noch Darius dem Reich zwischen Leben und Tod entronnen. Müder und desillusionierter, maroder und hoffnungsloser erscheint Darius Kopp am Ende des Romans, der vermutlich nicht das Ende seiner Reise ist. Zunächst war ich irritiert von der Zweiteilung des Textes. Beide Erzählstränge sind durch eine horizontale Linie voneinander getrennt. Ich habe  experimentiert und  mich dafür entschieden Kapitel für Kapitel, erst Darius Text  und dann Floras zu lesen. Der Text innerhalb der Seite hatte (jedenfalls für mich nicht ersichtlich) keinen Bezug zueinander. Die Erzählstränge unterscheiden sich sprachlich auf beeindruckende Weise. Während  der Text von Darius Kopp  einheitlich fließt, zersplittert Floras Sicht der Dinge wie in einem Kaleidoskop. Trotz des Fragmentarischen, das sicher dem Tagebuchschreiben zuzuschreiben ist, bleibt der Text gut lesbar. Floras  Innenwelt ist beklemmend klar und hoffnungslos. Darius  Roadmovie dagegen ist eher eine Beschreibung des Erlebten von außen. Flora lotet die Tiefe aus. Obwohl sie die Sinnfrage nicht stellt, ist sie doch überall zwischen den Zeilen zu finden. Erholen konnte ich mich bei Darius, aber gegen Ende des Buches, begann man zu ahnen, dass die Leere und Hoffnungslosigkeit (die Bakterien der Schwermut, wie sie Floras Psychologin bezeichnete) einen neuen Ort gefunden hatten. Es war der Moment, in dem ich sagte: “genug.”

Ein Buch das keine Hoffnung macht und dabei sprachlich messerscharf seziert.

Ein Buch, dass ich schon jetzt zu meinen Lieblingsbüchern zähle.

Der Roman erschien im Luchterhand Literaturverlag und erhielt 2013 den Deutschen Buchpreis.



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