Legt euch nicht mit den Germanen an!
Eine bunt gemischte Reisegruppe, bestehend aus einer Nonne, einem Stubenmädchen, einem Student und einer Witwe, ist in einer Postkutsche unterwegs nach Braunschweig. In einem ziemlich düsteren Wald im Harz bleibt die Postkutsche wegen eines Achsschadens liegen. Durch einen glücklichen Zufall kommt auch gerade Leutnant Robert Collas mit vier Rekruten des Weges und bringt die vier Reisenden ins nächste Dorf. Robert ist vom preußischen König ausgesandt worden, um die sich häufenden, merkwürdigen Todesfälle im Dörfchen Ödrode aufzuklären. Kaum dort angekommen, beginnt er auch schon zu ermitteln und auch die Nonne Johanna will den Geschehnissen auf die Spur kommen. Noch ahnen die beiden nicht, dass sie sich mit einer alten germanischen Gottheit anlegen, die in den Harz gekommen ist, um die Menschen ins Chaos zu stürzen.
Alexandra Sell hat mit „Totendorf“ einen Historischen Roman geschrieben, der im Jahr 1729 spielt und neben Krimi- eben auch fantastische Elemente enthält. Die Stimmung in diesem Buch ist düster, denn es ist Oktober, es regnet fast die ganze Zeit und das Dorf Ödrode ist von dichtem Wald umgeben. Auch hängt eine bedrückende Stimmung über der Szenerie, die die Neuankömmlinge aus der Postkutsche und Leutnant von Collas erst nicht richtig einordnen können, bis sie selbst Zeuge einer geistig verwirrten Frau werden, die scheinbar grundlos Menschen aus ihrer Gemeinde mit einem Messer angreift. Mit der Zeit werden die Dorfbewohner immer misstrauischer und beginnen eine gnadenlose Hexenjagd, denn jeder könnte jeden in die Verderbnis stürzen.
Der Schreibstil ist mir am Anfang nicht ganz so gut bei mir angekommen. Ich fand ihn ein wenig hölzern und manchmal ein wenig gestelzt, aber nach einigen Seiten konnte ich gut damit umgehen und fand Gefallen daran. Nachdem alle Personen in Ödrode angekommen sind, wird es auf jeden Fall sehr spannend, denn ein merkwürdiges Ereignis jagt das Nächste und stellt Leutnant Robert, Nonne Johanna, Student Benedikt und Dienstmädchen Ida vor große Herausforderungen. Sie merken schnell, dass sie niemandem trauen können. Die Spannung lässt eigentlich nie nach, nur als zum Schluss die Ereignisse ihren Höhepunkt erreichen, flacht die Story meiner Meinung nach ab und wird zu leicht zu durchschauen. Hier hätte ich mir noch einen größeren Aha-Effekt gewünscht.
Die Protagonisten waren jeder für sich etwas Einzigartiges. Robert, der mutige Soldat, will sich beweisen um in der Armee voran zu kommen. Er verbündet sich mit Johanna, als er sie merken, dass beide wegen der gleichen Sache hier sind. Johanna ist eine weltoffene Nonne, die gerne dem Übersinnlichen nachjagt und alte Bücher sammelt. Sie ist ein interessanter Charakter, denn sie beweist Courage und bringt Robert dazu, über den Tellerrand hinauszublicken. Ida ist anfangs sehr naiv, entwickelt sich dann aber zu einer jungen Frau, die dem rechten Weg folgen will. Benedikt, der Student, ist ein wenig geheimnisvoll und zwielichtig, schleicht er doch zu gerne Ida hinterher.
Das Cover hatte es mir gleich angetan. Ich finde, es wunderbar gestaltet und gibt auch die düstere Stimmung im Buch bildlich wieder. Eine junge Frau im roten Barockkleid ist von Hinten zu sehen. Im Hintergrund ist ein düsterer Wald abgebildet.
Fazit: „Das Totendorf“ von Alexandra Sell ist eine gekonnte Mischung: Ein Historischer Roman mit einer Prise Krimi und gewürzt mit fantastischen Elementen, der mir viel Lesespass bereitet hat!
Das Totendorf
von Alexandra Sell Taschenbuch: 368 Seiten Verlag: Heyne Verlag (9. Januar 2012) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3453408772 ISBN-13: 978-3453408777
Rezension vom 11.07.2012 Vielen Dank an den