Das Toll(e)haus im DBU-Forum

Ich habe mich köstlich amüsiert, aber an dieser Diskussion im Forum der DBU nicht beteiligt. Der User "karmahain" macht sich hier stark für Eckhart Tolle und seine Hauptlehre, im Hier und Jetzt und damit leidensfrei zu sein. Nachem er, diesen zitierend, den Buddhisten auch ihre Konzepte vorhält, bekommt er prompt ein paar japanische Zen-Begriffe um die Ohren geschlagen! Insbesondere die Zen-Buddhisten wehren sich vehement gegen einen, der so ganz ohne Zazen zu den wesentlichen Erkenntnissen vorgedrungen sein will, oder sagen wir: insbesondere die Dogen-Adepten. Dabei sollten sie sich freuen, dass da einer den Weg weg von Ole Nydahl fand und nicht rettungslos verloren war. Natürlich ist Skepsis angebracht, wenn einer, der eigentlich Ulrich heißt, sich Eckart nennt. Und wenn man mal die ebenfalls beim gemeinen Volk recht populären Bücher eines Paulo Coelho gelesen hat, dann weiß man auch gleich, wann einer in den Weisheiten der Welt wildert und geschickt nur mit Wasser kocht. Doch inwiefern ist tatsächlich etwas anderes nötig als das von Tolle behauptete eigene Erwachen und konzeptfreie Verwurzeltsein im Hier und Jetzt?
Schon im Palikanon lesen wir, dass ganze Massen allein vom Hören bestimmter Buddhaworte erwachten. In der Zentradition setzt sich dieser Eindruck in der - wenn auch teils paradoxen - Koan-Überlieferung fort, in einem Klassiker wie dem Denkoroku wird eine ganze Chronologie von Meistern auf den Buddha zurückgeführt, indem man ihre Erleuchtungserlebnisse überwiegend in Dialogszenen einbindet. Wenn im Palikanon von dyana die Rede ist, dann ist Versenkung gemeint, ohne den Zusatz "sitzen". Und keineswegs wird "Übung" gleichgesetzt mit Meditation oder Zazen. All diese Argumente können also auch an einem Buddhisten abprallen, wenn er - ja, wenn er ein wenig belesen ist und nicht nur "sitzt".
Dann wird auch noch behauptet, es sei ein Missverständnis, dass "Praxis" (also hier: Übung, also sitzen) etwas bringen müsse, ohne dass man sich klar macht, dass auch dies typischer Dogen-Schulduktus ist - man vergleiche nur mal die "Ziele des Zen" von Yasutani Roshi, selbst ein Dogenfan: Konzentration (jôriki), Satori-Erwachen (kenshô-godô) und Verwirklichung im Alltag (mujôdô-no taigen). Danach wird natürlich darauf hingewiesen, dass man Gelesenes empirisch zu überprüfen habe. Wollen wir mal wetten, wer da mehr Nieten zieht, der fette Palikanon oder die wenigen zitierten Kernaussagen Tolles?
Wenn man diesen einen Thread liest, weiß man, wie leicht die Zen-Adepten zu entlarven sind. All ihre Praxis für die Katz. Die schlichten, zitierten Weisheiten eines cleveren Geschäftsmannes würden das Herz des 6. Patriarchen mehr erfreuen als all die reflexhafte Wehrhaftigkeit der Zennies, die diesen auch noch bestätigt. Und ganz nebenbei watscht "karmahain" auch noch Ole Nydahl ab, indem er dessen Rat zitiert, man solle keine anderen (als seine) Bücher lesen. 
Und dann diese Stelle von Userin "Kokoro": "Was bei Tolle in seinen Gruppen passiert, das ist eine Form der Gehirnwäsche - die Gruppe sitzt in Stille 10 bis 20 min - dann hört oder sieht sie 1 1/2 Stunden Tolle und dann sitzt sie nochmals 10 oder 20 min. Diskutiert soll nicht werden, da dass den Verstand und das Ego stimulieren würde." Ist das nicht urkomisch? Da ersetze man mal einfach Tolle mit Zenleher XY, und schon ist man auf einem Sesshin.
Falls jemand bei der DBU bemerkt, was das für eine Perle ist, und sie löscht und unter den Teppich kehrt (so wie einem Geschädigten von Dr. Sex offenbar kürzlich geraten wurde, nicht vor Gericht zu gehen) - ich hab das alles kopiert. Ein Glanzstück!
"Bis Du es eben erkannt hast und dann macht es auch keinen unterschied mehr ob Du eine Wand anstarrst oder das Klo putzt." (karmahain). Selbst da wurde ihm noch widersprochen. Ich verneige mich vor Dir, karmahain!
Denkt nun einer tatsächlich, ich sei ein Tolle-Fan? Weit gefehlt. Hier findet Ihr schnell, woran auch er scheitert und als Wohlfühlprediger entlarvt wird. Es ist seine Idee des "Schmerzkörpers", die "Summe biografischen Leidens", die sich auflöse, wenn man die Identifikation damit beende. Wir jedoch sind in diesem Moment genau das, was wir - biografisch, leidend wie nicht-leidend - geworden sind, ob wir dieses Karma abschneiden oder nicht. Die Nicht-Identifikation damit beendet nicht die ganz inviduelle Geschichte. Und der eigentliche Schmerzkörper ist genau das, was auch mit dem Dharma nicht überwunden wird - der Körper ist es, der dem Geist seine Grenzen setzt. Hier, ganz am Anfang der buddhistischen Lehre, beim falschen Nachplappern der Vier Edlen Wahrheiten, wird auch von den Plagiatoren Buddhas der entscheidende Fehler gemacht. Sie glauben, alles hinter sich lassen zu können, statt es anzunehmen als das, was es ist.

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