Das Telogic Vistream-Drama

Erstellt am 16. August 2012 von Hrgajek

Ein Mobilfunkanbieter hat Kunden, vergibt SIM-Karten, stellt Sender in die Landschaft, verbindet die Sender miteinander, schreibt seinen Kunden Rechnungen und kümmert sich drum, daß alles aus einer Hand mit einem Ansprechpartner richtig läuft. So war es mal gedacht.

Telogic ist ein virtueller Netzbetreiber

Dann kamen die Service-Provider. Die haben kein Netz, die vergeben SIM-Karten nur mit Genehmigung eines bestimmten Netzbetreibers, verbinden nicht selbst, schreiben aber Rechnungen und kümmern sich so gut es geht um ihre Kunden. Fragen zur Netztechnik oder zu Störungen im Netz, können nur weitergeleitet werden, denn darauf haben sie ja keinen Zugriff.

Und jetzt wirds virtuell…

Dann kam jemand auf die Idee: Wir machen einen virtuellen Netzbetreiber. Dazu brauchen wir eine eigene Vorwahl. Anfrage an die Bundesnetzagentur: Gebt uns bitte eine. Antwort: Hm.

Anfrage an die bestehenden Netzbetreiber: Können wir von Euch eine Vorwahl ausleihen?

Die einzigen, die sich das seinerzeit vorstellen konnten, waren E-Plus. Per im Amtsblatt der Netzagentur bekanntgegebenen “Mietvertrag” lieh sich die frisch gegründete “vistream GmbH” die Vorwahl “01570″ bei der E-Plus-Mobilfunk aus. Der Mietvertrag war klar und eindeutig: Wie Anrufe und Nachrichten zu 01570 richtig ankommen, ist Sache der vistream. Punkt.

Ankommende SMS nimmt E-Plus nicht entgegen, die vistream möge bitte selbst dafür sorgen, weltweit auf sich und seine Interconnect-Punkte aufmerksam zu machen. Damit war schon der erste Geburtsfehler des virtuellen Netzbetreibers eingebaut.

Zurück zu vistream: Die krasse Regelung mit ankommenden SMS sorgte am Anfang für echten Frust: Wer Online-Banking oder andere SMS-Dienste nutzen wollte, wo es um den Empfang einer Quittungs-SMS oder eines TAN-Codes ging, schaute als Kunde des vistream Netzes zunächst in die Röhre. Die SMS kamen einfach nicht an. Die Absender wußten oft nicht, daß vistream etwas “Besonderes” ist.

Vistream: Eigene Kennung, eigene Karten, geliehene Vorwahl

vistream erhielt den GSM-Code 262-16. Die ersten SIM-Karten waren mit doppelter Identität (Dual IMSI), in Deutschland als “vistream” – im Ausland als E-Plus. Direkte Roaming-Abkommen zwischen vistream und den einigen hundert Mobilfunknetzen dieser Welt waren wohl geplant, wurden aber nie verwirklicht, der Aufwand wäre auch gigantisch gewesen und E-Plus erklärte sich gerne bereit, das für den Kunden gleich mit zu übernehmen.

Die Umschalterei zwischen der vistream IMSI (die Mobilfunkkennung auf der Karte) und der E-Plus IMSI war auch nicht so ganz trivial, manche Handys nahmen diese unbekannte Software “übel” oder stürzten ab. Also kam man zum Entschluß: Es reicht, wenn die Karte eine E-Plus-IMSI hat, wir regeln und rechnen das dann intern ab und der Kunde kann störungsfreier telefonieren.

Für Leute, die nicht ganz so tief im Thema stecken: vistream “roamt” sozusagen im Netz von E-Plus, hat aber eine eigene Vermittlungstechnik und eine “eigene” (ausgeliehene) Vorwahl. Die Ersten waren sie nicht, das war die legendäre “QUAM”, die mit der eigenen Vorwahl 01505 im Netz von E-Plus roamte, dicht gefolgt von der nicht mehr existierenden “Mobilcom-Multimedia” mit der Vorwahl 01566.

Fast täglich holte vistream neue Anbieter mit ins Boot, die davon träumten, unter eigenem Namen eine SIM-Karte im Handel anbieten zu können. Der Anbieter verkaufte die SIM-Karte, wer das Kleindgedruckte näher besah, wurde direkt Kunde bei der vistream, die auch im Auftrag des jeweiligen Anbieters die Abrechnung und Kundenbetreuung übernahmen, soweit es um technische Dinge ging.

Pionierkunden kauften die Karten, spielten ein wenig damit herum, aber so richtig glücklich wurden sie nicht, weil vieles zu Beginn eher hakelig anlief.

Warum sollte man bei vistream Kunde werden?

Einer der allerersten Anbieter hieß Sunsim. Ich bestellte mir eine Karte. Schön. Habe ich eine Frage, rufe ich bei Sunsim an, die waren freundlich, versprachen einen Rückruf, aber reklamierte Probleme wurden nicht behoben, etwa die anfangs irrtümlich bepreiste Rufumleitung auf meine Mailbox. Ich war Kunde bei Sunsim – die waren wiederum Kunde bei vistream – vistream roamt im Netz von E-Plus. Alles klar? Im Falle einer Störung war ich am ewig langen Ende einer viel zu langen Kette und als einzigen Vorteil konnte ich zu geringfügig günstigeren Tarifen telefonieren. Sunsim als Reiseanbieter gestartet, stellte eines Tages seinen Betrieb ein, Bestandskunden konnten zu Solomo wechseln. (Ich habe meine Karte schon vorher bewußt verfallen lassen.)

Viele End-Kunden wären gerne direkt bei vistream Kunde geworden. Da vistream “neutral” bleiben wollte, wurde Solomo erfunden. Vater Zimmer arbeitete bei vistream, sein Sohn leitet den Provider Solomo. Die wuchsen und gediehen, weil sie gute Ideen hatten. Eine Handynummer, die auch per SIP-Protokoll nutzbar ist, schlaue Umleitungen, wenn das Handy kein Netz hat, dann klingelt es auf dem SIP-Telefon und vieles mehr. Das war kreativ, doch mitunter funktionierte es nicht so, wie vom Kunden gedacht. Zumal man für die abgehende SIP-Telefonie ein eigenes Konto aufladen mußte, denn die Minutenguthaben fürs Handy gehören ja der vistream und nicht der Solomo. Alles klar?

Solomo dachte strategisch und versuchte es mit einem weiteren Netzpartner der Vodafone D2. Die waren über Neukunden höchst erfreut, aber so günstige Tarife und Möglichkeiten, wie sie vistream erlaubte, wollte man bei Vodafone dann doch nicht bieten. So wurde von Solomo das D2-Produkt eines Tages nicht weiter aktiv vermarktet.

Stellenweise unschlagbar günstiges Roaming

Dann die Roaming-Möglichkeiten mit vistream. Das Roaming funktionierte in der Regel gut und zu unschlagbaren Preisen, doch mitunter auch gerade in bestimmten Ländern oder zu bestimten Zeiten nicht – Regeln waren schwer zu erkennen. Vielleicht die, daß ständig wechselnde Anbieter, ständig wechselnde Anteilseigener, Allianzen komplizierte Routings und viele unwägbare Kleinigkeiten bei zig Anbietern auf dieser Welt viel Aufwand im Detail erfordern. Kleine Anbieter müßten eine Person nur für Roaming-Fragen abstellen, doch kleine Anbieter haben in der Regel eine dünne Personaldecke.

Konkurrenz durch EU-Regulierung

Dann die EU-Roaming-Regulierung. Die offiziellen Roaming-Tarife werden von Jahr zu Jahr günstiger. Wozu soll ich mir da eine extra Reise-Karte ans Bein binden, die “gepflegt” werden will, denn SIM-Karten im Netz von vistream, die 13 Monate lang nicht aufgeladen wurden, wurden vollautomatisch vom Netz getrennt und deaktiviert. Verständlich, man möchte ja seinen Laden aufgeräumt haben. Eine so “versehentlich verlorene” Karte erzeugt beim Kunden aber “Frust”, der überlegt sich zweimal, ob er eine Zweit/Dritt/Viertkarte braucht.

Fans wechselten komplett

Fans schwenkten teilweise komplett auf vistream um, weil sie das Angebot knuffig, sofern sie den Netzausbau von E-Plus als ausreichend empfanden. Wo E-Plus aktuell ausbaut ist – ich habe es ja schon mehrfach erwähnt – bleibt niederländisches Staatsgeheimnis. Auch Datenbetrieb war dann eines Tages mit vistream möglich anfangs nur zum MB-Preis, später auch mit Paketen. Auch hier wieder die lange Kette, die Daten müssen vom Handy durchs E-Plus-Netz zum vistream APN, bevor sie dann im Netz der Netze ankommen. Was da unterwegs alles passieren kann, wer weiß das schon.

vistream war von Dr. Materna dem SMS-Pionier gegründet worden. Der Mittelständler hatte früh erkannt, daß SMS-Nachrichten zwischen den konkurrierenden deutschen Netzbetreibern nicht möglich waren, man konnte anfangs weder von D1 nach D2 noch von D2 nach D1 eine SMS schicken, weil dazu die Netze sich gegenseitig “Einblick” hätten gewähren müssen, was man – aus Angst vor regulatorischen Auflagen? – nicht wollte. Da kam Dr. Materna auf die Idee und baute der Mannesmann D2 ein SMS-Center, welches das leistete, später wurde auch die Telekom bedient, andere Anbieter waren bespielsweise die Firma IC3s und andere.

Doch mit dem Aufkommen von Premium SMS konnte man mit SMS-Nachrichten viel Geld verdienen, teilweise so viel, daß die Neigung, ahnungslosen Endkunden ein paar Premium-SMS-Nachrichten für nutzlose Abos anzudrehen, überhand nahm, der Gesetzgeber mußte eingreifen. Dr. Materna verlor die Lust an dem Geschäft, “das ist uns zu unheimlich, was da passiert, damit wollen wir nichts zu tun haben, vieles ist nicht mehr seriös”, so die sinngemäße Antwort vom Firmengründer auf meine Frage anläßlich einer CeBIT-Pressekonferenz.

Materna verkaufte 80% seiner Anteile an vistream der dänische Telogic. Dort kennt man sich mit Discount und virtuellen Anbietern bestens aus, dort wurden die ersten “No Frills” Discounter gestartet.

vistream hieß von nun an Telogic.

Die Welt entwickelte sich weiter. Eine Ur-Idee des Mobilfunks war die einheitliche Rufnummer. Es müßte eine einheitliche Rufnummer geben, die der Kunde selbst programmieren kann, heute klingelt es daheim, morgen auf Handy A, im Urlaub auf Handy B und wenn die Freundin anruft auf Handy C, der Chef landet auf der Mailbox. Dieses Prinzip war schon mit Einführung der Vorwahlen 0180 oder 0700 möglich. Aber 0180 war eher für Firmen gedacht und die 0700, die ursprünglich für Privatkunden gedacht war, scheiterte an absurden Tarifen z.B. aus dem Mobilfunk. All diese Erfahrungen führten zu der Überlegung, daß eine solche “Sammelnummer” am besten eine normale Mobilfunknummer sein sollte. Damit war sie aus allen Netzen erreichbar und die Tarife waren klar reguliert, also keine unliebsamen Überraschungen. “Anrufsammeldienst” nannte man diese Anbieter und die Bundesnetzagentur gab ihren Segen dazu.

Auf der Suche nach Nummernlieferanten landeten die meisten Anbieter bei vistream oder der neuen Telogic, der nur hier konnte man recht unbürokratisch Nummern bekommen. Da gab es Angebote, wo man im Internet seine ankommende Rufnummer auf andere Anschlüsse weiterleiten konnte, aber nur, wenn man genügend “Guthaben” auf einem “virtuellen” Konto hatte. Das Guthaben gab es durch maximal viele ankommende Anrufe auf der 01570-Vorwahl von vistream. Mancher Anbieter triebs auf die Spitze und köderte seine Kunden mit Buchgutscheinen, wenn sie nur genügend Minuten generieren würden. Dummerweise waren diese Gutscheine auf einmal “ungültig”, weil angeblich schon eingelöst, die Kunden entsprechend sauer.

Da waren Nachrichtendienste, die den durchschlagenden Erfolg von “Whatsapp” wiederholen oder toppen wollten. Pinger beispielsweise vergab 01570 Rufnummern, zunächst nur für SMS, später auch für Telefonate. Die abgehenden Gespräche wurden über Voice over IP auf die überlasteten Mobilfunknetze gepropft, die sogenannten Interconnect-Gebühren aus ankommenden Gesprächen oder SMS nahm man hingegen gerne entgegen.

Die in Spanien beheimatete Yuilop setzte zunächst auch auf 01570 Rufnummern, erkannte aber schnell, daß die Kunden ihre Original-Rufnummer weiter einsetzen wollten und schwenkt derzeit um, daß Kunden unter ihrer gewohnten Nummer erreichbar bleiben, aber abgehend via VOIP telefonieren können.

Einige Dienste buchten nur SMS-Rufnummern, Sprachanrufe waren und sind nicht möglich. Die Wahrscheinlichkeit, daß aus der gleichen Quelle SMS-Nachrichten zurückommen, die offiziell über die Schnittstellen abgerechnet werden, wohl eher gering.

Anbieter von internationalen Roaming-Karten greifen gerne auf vistream-Rufnummern zurück, um ihren Kunden eine “deutsche” Rufnummer bieten zu können. Eine USA-Rufnummer, eine Liechtensteiner und eine deutsche Rufnummer auf einer SIM-Karte. Das Produkt heißt dann Free Time Telecom, das auch unter anderen Markennamen wie Pingy Call , Pilot Call oder SIM and Web

Dann gab es vermeintliche “Profis”, die drehten gleich das ganz große Rad: Ich kaufe mir einen (oder viele) Mobilfunkverträge bei D1 oder D2, der eine Flatrate in ein fremdes Wunsch-Mobilfunknetz für Anrufe und SMS enthält. Diese Karte lasse ich nun telefonieren und sms-en, bis das Handy glüht. Ach was, ich stecke diese Karte in eine “SIM-Box”, das ist eine Art Super-Handy, das in einem Computergehäuse steckt und verschiedene SIM-Karten verwalten kann und in der Lage ist, soviele SMS und Anrufe zu erzeugen, wie das Netz gerade noch verkraftet.

Damit die Geschichte nicht weiter auffällt (SIM-Boxen sind verboten oder wenigstens in den AGBs nicht erwünscht), baue ich meine Technik in einen Mini-Laster und lasse den durch die Gegend brummen. Dann merken es die Netzanbieter nicht gleich und es wird keine Zelle vor Ort überlastet.

Monatliche Nettoeinnahmen von 40-50.000 Euro sollen bei diesen dubiosen Spielchen keine Seltenheit gewesen sein, flüstern Eingeweihte. Dafür müßte eine Großmutter lange stricken.

Solange man solche Spielchen nicht “übertreibt”, können sie lange im Grundrauschen unentdeckt bleiben, aber was zu viel ist, ist irgendwann zu viel.

Millionen von Fantasieminuten oder Fantasie-SMS, die nur verschickt werden, um Auszahlungen zu erzielen? Normalerweise gleichen sich Verbindungsminuten und SMS zwischen zwei Netzen irgendwie aus. Wenn 1 Million Minuten vom Netz A zum Netz B anfallen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß auch in Gegenrichtung ähnlich viele Minuten anfallen, weil die Erfahrung lehrt, daß auf Anrufe mit einem Rückruf reagiert wird oder man selbst mal wieder anruft, weil der andere schon so oft angerufen hat.

Wenn aber die Minuten und SMS nur zum einseitigen Geldverdienen angestoßen werden, dann reißt den Großen dieser Branche irgendwann der Geduldsfaden. Gut möglich, daß große Netzbetreiber diese Auszahlungen eines Tages genauer beäugt und kriitsche Positionen erst einmal eingefroren haben, sprich auf den Konten der Telogic könnte schnell Niedrigwasser aufgetreten sein.

Und dann war auf einmal Funkstille: Telekom kappt Leitungen

Dazu könnten noch offene Aussenstände von Lieferanten und Geschäftspartnern gekommen sein und auf einmal – so Eingeweihte – sollen einige Millionen Euro auf der Uhr gestanden haben: Am 24.07.2012 beantragte die Telogic Deutschland die Insolvenz. Sowas ist nicht schön, aber sowas kommt vor. Doch offenbar hat man bei Telogic “vergessen”, seine Partner Kunden über die mißliche Lage zu informieren, zumindest beteuern diese unisono, von nichts gewußt zu haben, bis am 10.8.2012 um 6.15 Uhr die Deutsche Telekom alle Verbindungen zur Telogic/vistream gekappt hatte. Reintelefonieren – unmöglich – Raustelefonieren – unmöglich – internes Telefonieren bedingt möglich. SMS viellicht möglich, aber offenbar nicht von D1 zu Telogic, selbst nicht zu bereits portierten ehemaligen Telogic-Rufnummern.

Interesanterweise schienen alle Mobilfunkanbieter über die Telekom zu routen, offenbar lohnte es sich nicht, für die Verbindungen zu Telogic eigene direkte Übergangspunkte aufzubauen. Das läßt tief blicken.

Kaum war die Verbindung seitens der Telekom gekappt, passierte Wundersames. Da entdeckten findige Reporter, daß es im Telogic-Netz einen Anbieter mit dem Namen “Connect-D” gibt. Der gehört zum Rüstungskonzern Astrium und verkauft Roaming-SIM-Karten in den “Marketender” Shops der Bundeswehr speziell an Soldaten in Afghanistan, damit sie von ihren Lieben zu Hause nicht ganz abgeschnitten sind. Das waren sie jetzt aber.

Deren Tarife sind “mit dem Verteidigungsministerium abgestimmt”, sagt die Homepage. Diese Karten sind auch nicht die stabilsten, berichten Betroffene im Netz. Bei der Bundeswehr sei schon eine spezielle Umtauschstelle für Connect-D-SIM-Karten eingerichtet worden, weil jede dritte SIM-Karte zu Ausfällen neige, warum auch immer.

Schlaue Soldaten, die nach Afghanistan abkommandiert wurden, besorgten sich vor Ort in Afghanistan eine lokale Karte im Netz von Roshan, was offenbar nicht ganz einfach möglich ist, aber sie telefonieren damit oft günstiger. Das nur am Rande.

Nun also waren die Bundeswehrsoldaten privat abgehängt und das konnte man natürlich nicht zulassen. Verteidigungsminister Thomas de Maizière höchstselbst bat Telekom-Chef René Obermann um eine schnelle technische Lösung. Und das klappte. Bereits am Abend funktionierte der Service im “Isaf-Gebiet” wieder.

Warum keine direkte Lösung für Afghanistan?

Nur Fragen bleiben: Jeder vernünftige Staat hätte gleich dafür gesorgt, daß in den Camps vor Ort deutsche Sendeanlagen installiert werden, die mittels Satelliten-Verbindung direkt mit den Netzeen des Heimatlandes verbunden sind: Die Soldaten hätten dann mit vorhandenen heimischen Karten zu innerdeutschen Tarifen telefonieren können. Das können beispielsweise Swisscom oder die finnische Telia-Sonera. Wenn man das Geschäft nicht alleine der Telekom überlassen wollte, hätte sich sicher auch eine Lösung für Vodafone, E-Plus oder o2 finden lassen. Stattdessen setzte man auf eine lange empfindliche Kommunikationskette über einen Sub-Anbieter.

Durch das schnelle Wiedereinschalten der Telekom-Leitungen ist das Problem von Telogic noch nicht ganz gelöst. Der Konkursverwalter ist für die Medien nicht erreichbar, offizielle Informationen gibt es also nicht. Aber der Buschfunk berichtet, daß es einen neuen Investor geben könnte, der bereits testweise Leitungen ins Netz von vistream geschaltet hat und über den schon einige Verbindungen laufen. Insider merken es an einem neuen Freizeichenton, wenn sie eine 01570 Rufnummer anrufen.

So ganz stabil läuft Telogic indes noch nicht, SMS aus den Netzen der Telekom zu 01570 Rufnummern (auch solchen, die längst wegportiert wurden) kommen derzeit noch nicht an. Die Telekom kennt das Problem und arbeitet daran, das könnte noch bis nächste Woche dauern.

Schnell Wegportieren oder besser nicht?

Wem seine Rufnummer wichtig ist und wer nun – lieber gestern als heute – seine Rufnummer wegportieren will, sollte sich diesen Schritt nochmal genau überlegen, denn der Weg ist sehr steinig. Erstens: Die Portierung kostet 25 Euro. Diese dürfen aber nicht – wie gewohnt – auf das Sprachguthaben der Karte aufgeladen werden, sonst gelangen sie in die Insolvenzmasse und sind zunächst “eingefroren”. Für Portierungen wurde ein “Anderkonto” des Konkursverwalters eingerichtet.

Da im Moment viele Kunden ihre Nummer abholen möchten, ist ein Stau bei Telogic entstanden und offenbar funktionieren bestimmte Systeme nicht ganz erwartungsgemäß, was die Sache weiter verzögert. Wer seine 01570 Rufnummer “mitnimmt”, muß trotzdem damit rechnen, nicht aus allen Netzen zuverlässig erreichbar zu sein.

Tipps für Betroffene

Was also tun? Ich würde etwaige automatische Aufladungen der Karte sofort abschalten und im Moment auch nichts mehr frisch aufladen. Stattdessen das Restguthaben in Ruhe abtelefonieren (SMSen, surfen), soweit das möglich ist, jedoch nicht ganz auf Null fallen zu lasen. Auf der Mailbox der betroffenen Karte eine Ansage einrichten, die auf eine neue Rufnummer, wo Sie zuverlässiger erreichbar sind, hinweist.

Ausblick

Wenn alles schief geht und Telogic den Betrieb einstellen sollte, wird es sicher eine Auffanglösung geben (müssen), denn die Vorwahl 01570 gehört weiterhin zu E-Plus. Wenn alles gut geht und Telogic weitermachen kann, dann können Bestandskunden sofort weiter telefonieren. Den neuen Investoren bei Telogic sollte man wünschen, daß sie etwas Geld in die Hand nehmen, um alle Systeme zu aktualisieren und eine Plattform für kreative und bezahlbare Dienste zu schaffen, die nicht nur den Betreibern, sondern auch den Kunden und den Zulieferanten Spaß machen und allen Beteiligten Luft zum Leben lassen. Wohin einseitige Auszahlungsmodelle führen, wissen wir schon seit o2 Easy Money, Xtra-Clever …& Co. Da frisst die Gier dann das Gehirn und die “anständigen” Kunden müssen drunter leiden.

Das brauchen wir aber gewiss nicht.

Schlagwörter: D1, Deutsche Telekom, E-Plus, Insolvenz, Konkurs, o2, Telogic, vistream, Vodafone D2