Das Tagebuch der Anne Frank [Film]

Von Privatkino

Titel: Das Tagebuch der Anne Frank
Regie: Hans Steinbichler
Drehbuch: Fred Breinersdorfer

Produktionsland: Deutschland
Dauer: 128 Minuten
Erscheinungsdatum: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

Wer mich fragt, ob ich mit ins Kino gehe, wird immer ein Ja erhalten, egal welcher Film und egal ob es mich interessiert. So kam es, dass mich mein Bruder mit zu „Das Tagebuch der Anne Frank“ nahm, obwohl ich, zugegeben, den Film so nie geschaut hätte. Wie das mit der Vergangenheit so ist, scheu ich sie ein wenig, warum genau, keine Ahnung.

Vor dem Kino gab es dann auch schon das erste Problem: Ich fragte meinen Bruder, ob man bei so einem Film überhaupt was essen dürfe. Immerhin ist es ein sehr ernstes Thema, normalerweise sollte man da kerzengerade sitzen und aufpassen. Er schaute mich ganz böse an und bereute vermutlich zum ersten Mal, dass er mich überhaupt mitgenommen hatte, weswegen ich einfach einen großen Eimer Popcorn genommen habe, verscherzt hatte ich es mir ja ohnehin schon.

In den ersten 45 Minuten des Filmes wartete ich gebannt auf den Auftritt des Almöhi, weil mich die Schauspielerin von Anne (Lea van Acken) so sehr an Heidi erinnert und bevor ihr euch jetzt fragt: Nein, ich saß nicht im falschen Film, was ich meinen Bruder auch flüsternd gefragte habe, allerdings guckte er dann schon wieder so böse und ich beschloss, meine Gedanken ab jetzt für mich zu behalten.

Seid ihr noch da? Ja? Okay, dann erzähl ich euch nämlich jetzt endlich was über den Film.
Wie gesagt, die ersten 45 Minuten waren ziemlich mühselig, weil absolut emotionslos. Bei dieser Geschichte dachte ich, dass ich schon nach den ersten 5 Minuten weinen würde, aber der Beginn zieht sich.

Nach dieser Mühseligkeit hat es der Film aber dann doch noch geschafft, mich in den Bann zu ziehen. Vermutlich, weil Anne mehr zu Wort kam, der Zuschauer einen kleinen Einblick in ihren Kopf werfen durfte.
Eine Kritik, die ich gelesen habe, sagte, es wäre störend, weil scheinbar manche Passagen aus dem Buch von Anne einfach zitiert werden. Das Problem? Die moderne Sprache des Filmes, vermischt sich ein wenig mit der doch etwas älteren. Diesen Stilbruch merkt man, aber ehrlich, gerade das hat mir so besonders gut gefallen. Es hat mich soweit beeindruckt, dass ich mir das Buch kaufen werde, weil diese Gedanken, sie haben mich eingehüllt und gefesselt.

Kommen wir zu meinen anfänglichen Popcorndilemma: Darf man bei einen solchen Geschichte vergnüglich vor sich hinschmatzen? Man darf, absolut, weil dieser Film nicht beständig traurig ist, weil er so viel mehr zeigt. Anne ist es junges Mädchen, ein bisschen verloren in sich selbst, versucht sie ihren Platz in der Welt zu finden. Was man gesehen hat, hätte auch im Jahr 2016 spielen können, da war so viel Leichtigkeit.

Wir alle wissen allerdings, für damals ist das Wort Leichtigkeit ziemlich fehlerhaft. Auch die ernsten Szenen gab es, aber ehrlich, berührt haben mich diese überhaupt nicht. Allerdings weiß ich auch gar nicht, ob der Film darauf anspielen möchte, mir kam es eher so vor, als wolle man Anne Frank porträtieren. Ein normales, fröhliches Mädchen, nur laut Maßstäben damals, mir der falschen Religion.

Resümierend jetzt, bleibt bei mir dieses fröhliche Mädchen, was so viele Tiefe in sich getragen hat, in Erinnerung und die Gewissheit, dass ihr Tod so unendlich sinnlos war, sich die Geschichte einfach nicht wiederholen darf. Niemals.