In indischer Sprache: Aryashalistambanamamahayanasutra
In tibetischer Sprache: ’phags pa sa lu’i ljang pa zhes bya ba theg pa chen po’i mdo
In deutscher Sprache: Das Edle Mahayana Sutra vom Reissetzling
Verehrung den Buddhas und Bodhisattvas!
Der ehrwürdige Shariputra sagte dann zu dem Bodhisattva Mahasattva Maitreya: „Maitreya, hier blickte heute der Bhagavan auf einen Reis-Setzling und sprach diesen Lehrspruch zu den Bhikshus: ‚Bhikshus, wer immer abhängiges Auftauchen sieht, sieht den Dharma. Wer den Dharma sieht, sieht den Buddha.‘ Nachdem er dies gesagt hatte, verstummte der Bhagavan. Maitreya, was bedeutet dieser Lehrspruch, den der Sugata sprach? Was ist abhängiges Entstehen? Was ist der Dharma? Was ist der Buddha? Wie sieht man den Dharma, wenn man abhängiges Entstehen sieht? Wie sieht man den Buddha, wenn man den Dharma sieht?“
12 Glieder des bedingten Entstehens
Der Bodhisattva Mahasattva Maitreya antwortete dann dem ehrwürdigen Sharadvatiputra: „Ehrwürdiger Shariputra, du willst wissen, was abhängiges Entstehen ist in der Aussage des Bhagavan, des Herrn des Dharma, des Allwissenden: ‚Bhikshus, wer das abhängige Entstehen sieht, sieht das Dharma. Wer den Dharma sieht, sieht den Buddha?‘ Nun, der Begriff ‚abhängiges Entstehen‘ bedeutet, dass etwas entsteht, weil etwas anderes bereits existiert. Etwas wird geboren, weil etwas anderes bereits geboren wurde. Das heißt, Nichtwissen bewirkt Tatabsicht. Tatabsicht bewirkt Bewusstsein. Bewusstsein bewirkt Name und Form. Name und Form bewirken die sechs Sinnestore. Die sechs Sinnestore bewirkt Kontakt. Kontakt bewirkt Empfindung. Empfindung bewirkt Verlangen. Verlangen bewirkt Aneignung. Aneignung bewirkt Werden. Ursachen bewirken Geburt. Und die Geburt bewirkt Altern und Tod, Trauer, Klage, Leiden, Verzweiflung und Angst. So entsteht dieser ganze große Leidenshaufen.
„Wenn die Unwissenheit endet, hören die Tatabsichten auf. Wenn die Tatabsichten enden, hört das Bewusstsein auf. Wenn das Bewusstsein endet, hören Name und Form auf. Wenn Name und Form enden, hören die sechs Sinnestore auf. Wenn die sechs Sinnesquellen endet, hört der Kontakt auf. Wenn der Kontakt endet, hört die Empfindung auf. Wenn die Empfindung eintritt, hört das Verlangen auf. Wenn das Verlangen aufhört, hört die Aneignung auf. Wenn die Aneignung aufhört, wird sie zu Erbschaft. Wenn das Werden aufhört, hört die Geburt auf. Und wenn die Geburt aufhört, hören Altern und Tod, Kummer, Klage, Leiden, Verzweiflung und Angst auf. So hört dieser ganze große Leidenshaufen auf. Dies nennt der Bhagavan abhängiges Entstehen.
„Was ist der Dharma? Der Dharma ist der achtfache Weg der Edlen: rechte Sicht, rechte Absicht, rechte Rede, rechte Handlung, rechter Lebensunterhalt, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und richtige Konzentration. Dieser achtfache Pfad der Edlen, kombiniert mit der Erreichung seiner Ergebnisse und Nirvaṇa, ist das, was der Bhagavan den Dharma genannt hat.
„Wer ist der Bhagavan Buddha? Ein Buddha, der so genannt wird, weil er alle Dharmas versteht, ist mit dem Weisheitsauge der Edlen und dem Körper des Dharma ausgestattet und nimmt somit die Dharmas derer wahr, die sich noch im Lernen befinden und derer, die jenseits des Lernens sind.
Abhängiges Entstehen
„Wie sieht man abhängiges Entstehen? In diesem Punkt sagte der Bhagavan: ‚Jemand, der abhängiges Entstehen als beständig, ohne Lebenskraft, ohne Lebenskraft, wahr, unverdorben, ungeboren, nicht entstanden, unerschaffen, unbehelligt, ungehindert, unmerklich, ruhig, furchtlos, unwiderlegbar, unerschöpflich und von Natur aus nie verstummt und der ebenfalls sieht, dass der Dharma auch beständig ist, ohne Lebenskraft, leer von Lebenskraft, wahr, unverdorben, ungeboren, nicht entstanden, unerschaffen, unbehelligt, ungehindert, unmerklich, ruhig, furchtlos, unwiderlegbar, unerschöpflich und niemals verstummt, versteht deutlich den Dharma der Edlen und sieht dadurch das richtige Wissen, sieht den Buddha, den Körper des unübertrefflichen Dharma.
„Warum heißt es abhängiges Entstehen? Es heißt abhängiges Entstehen, weil es kausal und bedingt, nicht nicht-kausal und nicht-bedingt ist. In diesem Zusammenhang lehrte der Bhagavan die Merkmale des abhängigen Entstehens wie folgt: ‚Die Ergebnisse kommen von ihren eigenen spezifischen Bedingungen. Ob Tathagatas erscheinen oder nicht, diese wahre Natur der Dinge wird bestehen bleiben. Es ist die wahre Natur. Die Beständigkeit von Dharma, die Unveränderlichkeit des Dharma, im Einklang mit dem abhängigen Entstehen, der Soheit, der unverdächtigen Souveränität, der unveränderlichen Soheit, der Wirklichkeit und der Wahrheit, unverkennbar und unfehlbar.
Ursächliche Beziehung und bedingte Beziehung
Pflanzen – äußeres bedingtes Entstehen
„Was ist die Ursachenbeziehung im äußeren abhängigen Entstehen? Es ist wie folgt. Aus einem Samen entsteht ein Spross, aus einem Spross ein Blatt, aus einem Blatt ein Stängel, aus einem Stängel ein Blütenstängel, aus einem Stiel ein Stempel, aus einem Stempel eine Blume, und aus einer Blume kommt eine Frucht. Wenn es keinen Samen gibt, kann der Keim nicht entstehen und so weiter bis schließlich ohne die Blume die Frucht nicht entstehen kann. Wenn es einen Samen gibt, wird sich der Keim bilden und so weiter bis schließlich, wenn es eine Blume gibt, sich die Frucht bilden wird.
„In diesem Prozess denkt der Samen nicht: ‚Ich entspringe den Keim.‘ Auch denkt der Keim nicht: ‚Ich bin durch den Samen gebildet.‘ Ebenso denkt die Blume nicht: ‚Ich bilde die Frucht.‘ Die Frucht denkt: ‚Ich bin von der Blume gebildet.‘ Doch wenn es einen Samen gibt, wird der Keim Gestalt annehmen und entstehen usw., bis schließlich auch, wenn es eine Blume gibt, die Frucht Gestalt annehmen wird. So ist die Kausalbeziehung im äußeren abhängigen Entstehen zu sehen.
„Wie also ist die bedingte Beziehung im äußeren abhängigen Entstehen zu sehen? Als Folge des Zusammentreffens von sechs Elementen. Wie aufgrund des Zusammenkommens welcher sechs Elemente? Das bedingt abhängige Entstehen ist nämlich als Folge des Zusammenkommens der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum und Jahreszeit zu sehen. Das Erdelement fungiert als Unterstützung für den Samen. Das Wasserelement befeuchtet den Samen. Das Feuerelement reift den Samen. Das Windelement öffnet den Samen. Das Raumelement erfüllt die Funktion, den Samen nicht zu blockieren. Und die Jahreszeit verwandelt den Samen. Ohne diese Bedingungen kann sich kein Keim aus einem Samen bilden. Aber wenn das äußere Element der Erde nicht mangelhaft ist und ebenso Wasser, Feuer, Wind, Raum und Jahreszeit nicht mangelhaft sind, dann bildet sich aus dem Zusammentreffen aller dieser Faktoren ein Keim, wenn der Same aufhört.
„Das Erdelement denkt nicht: ‚Ich unterstütze den Samen.‘ Auch denkt das Wasserelement nicht: ‚Ich befeuchte den Samen.‘ Auch denkt das Feuerelement nicht: ‚Ich reife den Samen.‘ Auch das Windelement denkt nicht, ‚Ich öffne den Samen.‘ Auch denkt das Raumelement nicht: ‚Ich sorge dafür, dass der Samen nicht blockiert wird.‘ Auch denkt die Jahreszeit nicht: ‚Ich verwandle den Samen.‘ Auch denkt der Samen nicht: ‚Ich sprosse.‘ Der Spross denkt auch nicht: ‚Ich bin durch diese Bedingungen gebildet.‘ Doch wenn diese Bedingungen vorhanden sind und der Samen aufhört, bildet sich der Keim. Ebenso, wenn es endlich eine Blume gibt, bildet sich die Frucht.
„Der Spross ist nicht von sich selbst geschaffen, nicht von einem anderen erschaffen, nicht von beiden erschaffen, nicht von einem Weltenschöpfer (Ishvara) geschaffen, nicht von der Zeit transformiert, nicht aus einer Ursubstanz abgeleitet und nicht ohne Ursache geboren. Doch durch das Zusammenkommen der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum und Jahreszeit bildet sich der Keim, wenn der Same endet. So ist die bedingte Beziehung im äußeren abhängigen Entstehen zu sehen.
„Hier ist das äußere abhängige Entstehen in Bezug auf fünf Aspekte zu sehen. Welche fünf Aspekte? Als nicht permanent, als nicht unstetig, nicht von Transmigration bestimmt, als die Produktion eines großen Ergebnisses durch eine kleine Ursache und als eine Kontinuität ähnlichen Typs.
„Wie ist es nicht dauerhaft? Es ist nicht dauerhaft, weil der Keim und der Samen unterschiedlich sind. Der Spross ist nicht der Samen. Der Keim kommt nicht aus dem Samen, nachdem er geendet hat, noch kommt er aus dem Samen, solange er noch nicht geendet hat. Vielmehr wird der Keim genauso geboren, wie der Samen aufhört.
„Wie ist es nicht unstetig? Es ist nicht unstetig, weil ein Keim nicht aus einem bereits aufgegangenen Samen oder aus einem noch nicht aufhörenden Samen stammt. Eher wie der Balken einer Waage, die von oben nach unten kippt, wird genau dann ein Keim geboren, wenn der Samen aufgehört hat.
„Wie geht es nicht mit der Transmigration? Es beinhaltet keine Transmigration, weil der Keim und der Samen verschieden sind. Das, was der Sprössling ist, ist nicht der Samen.
„Wie führt es dazu, dass aus einem kleinen Grund ein großes Ergebnis erzielt wird? Eine große Frucht wird durch das Pflanzen eines kleinen Samens erzeugt. Daher umfasst es die Erzeugung eines großen Ergebnisses aus einer kleinen Ursache.
„Schließlich wird Obst genau nach der Art des Saatguts produziert. Daher beinhaltet es eine Kontinuität ähnlichen Typs. So ist das äußere abhängige Entstehen in fünf Aspekten zu sehen.
Fühlende Wesen – inneres abhängiges Entstehen
„Was ist dann die Ursachenbeziehung im inneren abhängigen Entstehen? Es beginnt mit Nichtwissen, das Tatabsicht bewirkt und so weiter, bis schließlich die Geburt Alter und Tod bewirkt. Wenn Nichtwissen nicht entsteht, dann manifestieren sich keine Tatabsichten und so weiter bis schließlich, wenn die Geburt nicht auftritt, Altern und Tod sich nicht zeigen. Genauso entstehen aus dem Vorhandensein von Nichtwissen die Tatabsichten und so weiter, bis schließlich aus dem Vorhandensein der Geburt Altern und Tod kommen.
„‚Nichtwissen denkt nicht, ich produziere Tatabsicht.‘ Auch denken Tatabsichten nicht: ‚Wir werden durch Nichtwissen erschaffen‘ und so weiter. Schließlich denkt die Geburt nicht: ‚Ich produziere Altern und Tod.‘ Auch Altern und Tod denken nicht, ‚Ich werde durch Geburt geboren.‘ Nichtsdestoweniger nehmen Tatabsichten Form an und entstehen durch das Vorhandensein von Nichtwissen usw. bis schließlich Altern und Tod nehmen Form an und entstehen durch die Existenz der Geburt. So ist die Ursachenbeziehung im inneren abhängigen Entstehen zu sehen.
„Wie ist die bedingte Beziehung im inneren abhängigen Entstehen zu sehen? Als Folge des Zusammentreffens von sechs Elementen. Wie aufgrund des Zusammenkommens welcher sechs Elemente? Die bedingte Beziehung im inneren abhängigen Entstehen ist nämlich als Folge des Zusammenkommens der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum und Bewusstsein zu sehen.
„Was ist das irdische Element im inneren abhängigen Entstehen? Das, was sich zusammensetzt, um die Festigkeit des Körpers zu bilden, wird das Erdelement genannt. Das, was den Zusammenhalt im Körper bewirkt, nennt man Wasserelement. Das, was verdaut, was der Körper isst, trinkt, kaut und schmeckt, nennt man das Feuerelement. Das, was die Funktion des Ein- und Ausatmens des Körpers übernimmt, wird als Windelement bezeichnet. Das, was dem Körper erlaubt, Hohlräume im Inneren zu haben, wird das Raumelement genannt. Das, was die Sprossen des Namens und der Form wie Schilf in einer Garbe hervorbringt – die Kombination der fünf Sammlungen des Bewusstseins, zusammen mit dem unbefleckten geistigen Bewusstsein – wird das Bewusstseinselement genannt. Ohne diese Bedingungen kann der Körper nicht geboren werden. Aber wenn das innere Erdelement nicht unzulänglich ist, und ebenso die Elemente Wasser, Feuer, Wind, Raum und Bewusstsein nicht unzulänglich sind, dann bildet sich aus dem Zusammentreffen all dieser Faktoren der Körper.
„In diesem Prozess denkt das irdische Element nicht: ‚Ich versorge die Festigkeit des Körpers, indem ich mich versammle.‘ Auch denkt das Wasserelement nicht: ‚Ich sorge für den Zusammenhalt des Körpers.‘ Auch denkt das Feuerelement nicht: ‚Ich verdaue was auch immer der Körper isst, trinkt, kaut oder schmeckt.‘ Auch das Windelement denkt nicht: ‚Ich führe die Funktion des Ein- und Ausatmens des Körpers aus.‘ Auch denkt das Raumelement nicht: ‚Ich erschaffe Hohlräume innerhalb des Körpers.‘ Das Element des Bewusstseins denkt auch nicht: ‚Ich produziere den Namen und die Form des Körpers.‘ Auch denkt der Körper nicht: ‚Ich werde durch diese Bedingungen erzeugt.‘ Doch wenn diese Bedingungen vorliegen, wird der Körper geboren.
„Das Erdelement ist kein Selbst, kein Wesen, keine Lebenskraft, keine Kreatur, kein Mensch, keine Person, nicht weiblich, nicht männlich, nicht sächlich, nicht ich, nicht meins und nicht das eines anderen.
„Ebenso sind das Wasserelement, das Feuerelement, das Windelement, das Raumelement und das Bewusstseinselement auch kein Selbst, kein Wesen, keine Lebenskraft, keine Kreatur, kein Mensch, keine Person, nicht weiblich, nicht männlich, nicht sächlich, nicht ich, nicht meiner und nicht der anderer.
Nichtwissen
„Sie werden Nichtwissen im Sinne von Verschleierung, Tatabsicht im Sinne von Formung, Bewusstsein im Sinne von Wissen, Namen und Form im Sinne gegenseitiger Unterstützung, die sechs Sinnesquellen im Sinne von Zugangswegen, Kontakt im Sinne der Berührung, Empfindung im Sinne von Erfahrung, Verlangen im Sinne von Durst, Identifizierung im Sinne von Aneignung, Werden im Sinne des Gebären wiederholten Werdens, Geburt im Sinne der Entstehung der Erlebnishaufen, Altern im Sinne von der Reifung der Erlebnishaufen, Tod im Sinne des Vergehens, Trauer im Sinne von Trauer, Klage im Sinne des Klagens, Leiden im Sinne von körperlicher Qual, Verzweiflung im Sinne seelischer Qual und Angst im Sinne von subtile Befleckung. Darüber hinaus ist es Nichtwissen, die Wirklichkeit nicht zu kennen, im Sinne, sie nicht zu begreifen und falsch zu interpretieren.
Die zwölf Glieder
„Die vier immateriellen Erlebnishaufen, die mit dem Bewusstsein gemeinsam zusammen mit der physischen Form entstehen, sind das, was mit ‚Bewusstsein verursacht Name und Form‘ gemeint ist. Aufgrund der Entwicklung von Name und Form erfolgt die Durchführung von Handlungen durch die Eingänge der sechs Sinnestore. Dies ist mit ‚Name und Form verursachen die sechs Sinnestore‘ gemeint. Aus den sechs Sinnestoren entstehen die sechs Kontakthaufen. Das ist gemeint mit ‚die sechs Sinnesquellen verursachen Kontakt‘. Empfindungen treten genau in Abhängigkeit von der Art des Kontakts auf. Dies ist mit ‚Kontakt verursacht Empfindung‘ gemeint. Diese verschiedenen Arten von Empfindungen zu genießen, sich an ihnen zu erfreuen, sich an sie zu klammern und dieses Anhaften zu behalten, ist das, was mit ‚Empfindung verursacht Begehren‘ gemeint ist. Vom Genießen, Entzücken, Festhalten und Anhaften bleibt ein Widerwillen loszulassen, mit dem wiederholten Wunsch: ‚Möge ich mich niemals von diesen lieben und lieblichen Formen lösen!‘ Das ist gemeint mit ‚Begehren verursacht Identifizieren.‘
„Ein solches Begehren lässt durch Körper, Sprache und Geist Handlungen des Werdens entstehen. Dies ist mit ‚Werden‘ gemeint. Die Bildung der fünf Erlebnishaufen, die aus solchen Handlungen hervorgegangen sind, ist das, was mit ‚Werden bewirkt Geburt‘ gemeint ist. Die Reifung der Entwicklung der Erlebnishaufen, die sich aus der Geburt gebildet haben, und ihr Zerfall ist das, was mit, ‚Geburt bewirkt Altern und Tod‘ gemeint ist.
„Also ist dieses zwölffache abhängige Entstehen, das aus verschiedenen Ursachen und aus verschiedenen Bedingungen kommt, weder dauerhaft noch unbeständig, weder zusammengesetzt noch unzusammenhängend, ist nicht ohne Ursache oder Bedingung, ist kein Erfahrender und ist nicht erschöpfbar etwas Zerstörbares oder etwas, das aufhört – ist seit undenklichen Zeiten ohne Unterbrechung wie der Fluss eines Flusses fortgegangen.
Dieses zwölffach abhängige Entstehen, das aus mehreren verschiedenen Ursachen und aus verschiedenen Bedingungen kommt, ist weder dauerhaft noch unbeständig, weder zusammengesetzt noch unzusammenhängend, ist nicht ohne Ursache oder Bedingung, ist kein Erfahrender und ist nicht etwas Erschöpfbares, etwas zerstörbares oder etwas, das aufhört – ist in der Tat von alters her ohne Unterbrechung wie der Fluss eines Flusses verlaufen. Nichtsdestoweniger gibt es vier Verbindungen, die als Ursache für die Zusammenstellung dieses zwölffachen abhängigen Entstehens dienen. Welche vier Glieder sind das? Und zwar Unwissenheit, Verlangen, Karma und Bewusstsein.
„Bewusstsein funktioniert als Ursache, indem es die Natur eines Samens hat. Karma funktioniert als Ursache, indem es die Natur eines Feldes hat. Nichtwissen und Verlangen funktionieren als Ursachen, indem sie die Natur von Leiden haben.
„Karma und Bedrängnis lassen den Samen des Bewusstseins wachsen. Hier fungiert Karma als das Feld für den Samen des Bewusstseins. Begehren befeuchtet den Samen des Bewusstseins. Nichtwissen sät den Samen des Bewusstseins. Ohne diese Bedingungen entwickelt sich der Keim des Bewusstseins nicht.
„In diesem Prozess denkt das Karma nicht: ‚Ich fungiere als das Feld für den Samen des Bewusstseins.‘ Auch nicht das Verlangen denkt: ‚Ich befeuchte den Samen des Bewusstseins.‘ Auch denkt Unwissenheit nicht: ‚Ich säe den Samen des Bewusstseins.‘ Der Same des Bewusstseins denkt auch nicht: ‚Ich werde durch diese Bedingungen erzeugt.‘ Doch wenn der Same des Bewusstseins wächst, gepflanzt auf dem Feld des Karma, angefeuchtet vom Wasser der Sehnsucht und verstreut mit dem Mist des Nichtwissens, sprießt der Keim von Name und Form, und manifestiert sich, egal in welchem Mutterleib man auch immer wieder geboren wird.
„Und dieser Keim von Name und Form ist nicht von selbst geschaffen, nicht von einem anderen erschaffen, nicht von beiden erschaffen, nicht von einem Weltenschöpfer geschaffen, nicht von Zeit umgewandelt, nicht von einer Ursubstanz abgeleitet, nicht von einem einzigen Faktor abhängig und nicht ohne irgendeine Ursache geboren. Dennoch, aus der Kombination der Vereinigung der Eltern, der Periode des Eisprungs und anderen Bedingungen, erzeugt der Samen des Bewusstseins, gefüllt mit Appetit, den Keim des Namens und der Form innerhalb des Mutterleibes, durch die man wiederum Geburt annehmen wird. Denn obwohl die Dinge ohne Besitzer, ohne Besitz, nicht greifbar und raumgleich sind und ihre Natur das Merkmal der Illusion ist, gibt es keinen Mangel an notwendigen Ursachen und Bedingungen.
„Zum Beispiel entsteht das Augenbewusstsein durch fünf Prinzipien. Welche fünf Prinzipien? Und zwar entsteht das Augenbewusstsein basierend auf dem Auge, von dem es abhängt, Form, Licht, Raum und der entsprechenden Aufmerksamkeit. Hier dient das Auge als Grundlage für das Augenbewusstsein. Form dient als Objekt der Wahrnehmung für das Augenbewusstsein. Licht dient als Sichtbarkeit. Der Raum dient, indem er nicht behindert. Angemessene Aufmerksamkeit wirkt als mentale Reflexion. Ohne diese Bedingungen kann das Augenbewusstsein nicht entstehen. Aber wenn die innere Sinnesquelle, das Auge, nicht mit Mängeln behaftet ist und ebenso, wenn Form, Licht, Raum und angemessene Aufmerksamkeit nicht mangelhaft sind, dann entsteht aus dem Zusammentreffen all dieser Faktoren das Augenbewusstsein.
„Das Auge denkt nicht: ‚Ich diene als Grundlage für das Augenbewusstsein.‘ Auch die Form denkt nicht: ‚Ich diene als Objekt der Wahrnehmung für das Augenbewusstsein.‘ Auch das Licht denkt nicht: ‚Ich diene als Sichtbarkeit für das Augenbewusstsein.‘ Auch denkt der Raum nicht: ‚Ich verstopfe das Augenbewusstsein nicht.‘ Auch denkt angemessene Aufmerksamkeit nicht: ‚Ich biete dem Augenbewusstsein geistige Reflexion.‘ Auch denkt das Augenbewusstsein nicht: ‚Ich werde durch diese Bedingungen erzeugt.‘ Aber das Augenbewusstsein wird aus der Gegenwart dieser Bedingungen geboren. Ebenso sollte eine entsprechende Analyse auf die übrigen geistigen Fähigkeiten angewendet werden.
„Hier ist nichts, was von dieser Existenz zur nächsten übergeht. Und dennoch, weil es keinen Mangel an notwendigen Ursachen und Bedingungen gibt, manifestiert sich dennoch das Ergebnis von Karma. Es ist wie die Erscheinung der Reflexion eines Gesichts auf der Oberfläche eines gut polierten Spiegels. Das Gesicht hat sich nicht auf die Oberfläche des Spiegels verschoben, aber da es keinen Mangel an notwendigen Ursachen und Bedingungen gibt, erscheint das Gesicht dennoch dort.
Ohne innewohnende Person
„Ebenso gibt es niemanden, der von hier nach dem Tod wandert und woanders geboren wird und trotzdem, da es keinen Mangel an notwendigen Ursachen und Bedingungen gibt, manifestiert sich dennoch das Ergebnis von Karma. Es ist wie ein Feuer, das aus der Ansammlung seiner notwendigen Ursachen und Bedingungen entflammt und nicht, wenn es an seinen notwendigen Ursachen und Bedingungen mangelt. Auf die gleiche Weise, obwohl die Dinge ohne Besitzer, ohne Besitz, nicht greifbar, raumgleich sind und ihre Natur das Merkmal der Illusion aufweist und weil es keinen Mangel an notwendigen Ursachen und Bedingungen gibt, wird der Same des Bewusstseins und der Bedrängnisse, die aus Karma geboren wurden, nichtsdestotrotz den Keim des Namens und der Form hervorbringen, in welchem Mutterleib man auch immer wiedergeboren wird. So ist die bedingte Beziehung im inneren abhängigen Entstehen zu sehen.
Fünf Aspekte
„Hier ist das innere abhängige Entstehen in Bezug auf fünf Aspekte folgendermaßen zu sehen. Welche fünf Aspekte sind das? Als nicht dauerhaft, als nicht unstetig, als nicht der Seelenwanderung unterworfen, als die Produktion eines großen Ergebnisses aus einer kleinen Ursache und als eine Kontinuität ähnlichen Typs.
„Wie ist es nicht dauerhaft? Es ist nicht dauerhaft, weil die endgültigen Erlebnishaufen beim Tod eine Sache sind und die bei der Geburt eine andere; das heißt, die endgültigen Erlebnishaufen beim Tod sind nicht diejenigen bei der Geburt. Und erst wenn die letzten Erlebnishaufen beim Tod aufhören, entstehen die Erlebnishaufen bei der Geburt.
„Wie ist es nicht diskontinuierlich? Es ist nicht diskontinuierlich, weil die Erlebnishaufen bei der Geburt nicht aus den endgültigen Erlebnishaufen beim Tod entstehen, wenn sie bereits aufgehört haben oder noch nicht aufgehört haben. Wie der Balken einer Waage, die von oben nach unten kippt, entstehen die Erlebnishaufen bei der Geburt genau dann, wenn die letzten Erlebnishaufen beim Tod aufgehört haben.
„Wie beinhaltet es keine Seelenwanderung? Es beinhaltet keine Seelenwanderung, weil Wesen aus verschiedenen Klassen der Existenz ihre Wiedergeburt in einer gewöhnlichen Form der Geburt erreichen.
„Wie umfasst es die Produktion eines großen Ergebnisses aus einem kleinen Grund? Das Reifen eines großen Ergebnisses wird durch das Durchführen einer kleinen Handlung erfahren. Es bringt also die Erzeugung eines großen Ergebnisses aus einem kleinen Grund mit sich. Es handelt sich um eine Kontinuität ähnlichen Typs, weil die Reifung einer Handlung genau nach der ausgeführten Handlung erfahren wird.
„Ehrwürdiger Shariputra, der mit vollkommener Weisheit dieses abhängige Entstehen sieht, perfekt gelehrt vom Bhagavan, wie es tatsächlich ist – wie immer und für immer ohne Lebenskraft, ohne Lebenskraft, wahr, unverfälscht, ungeboren, nicht entstanden, unerschaffen, unzusammenhängend, unbehindert, unmerklich, ruhig, furchtlos, unerschütterlich, unerschöpflich und von Natur aus nie still – wer immer es wirklich und wahrhaftig als unwirklich, eitel, hohl, nicht-substanziell, als Krankheit, als Furunkel, als Dorn, als elend, unbeständig, schmerzhaft, leer und selbstlos versteht, ein solcher Mensch denkt nicht über das vergangene Denken nach: ‚Existierte ich in der Vergangenheit oder nicht? Was war ich in der Vergangenheit? Wie war ich in der Vergangenheit?‘ Eine solche Person denkt auch nicht über das zukünftige Denken nach: ‚Werde ich in der Zukunft existieren oder nicht? Was werde ich in der Zukunft sein? Wie werde ich in der Zukunft sein?‘ Eine solche Person reflektiert auch nicht das gegenwärtige Denken: ‚Was ist das? Wie ist das? Was werden, was werden wir? Woher kommt dieses Wesen? Wohin wird es gehen, wenn man von hier im Tod wandert?‘
„Welche Lehrmeinungen Bettelmönche und Brahmanen überall in der Welt halten, ob sie den Glauben an ein Selbst, den Glauben an ein Wesen, den Glauben an eine Lebenskraft, den Glauben an eine Person oder den Glauben an Zeremonien und Feste beinhalten, solche Lehrmeinungen, die zur Erregung und Trägheit neigen, sind alle zu dieser Zeit aufgegeben. Völlig als falsch verstanden, werden diese Lehrmeinungen an der Wurzel durchtrennt und verdorren wie der Kopf einer Palme, um in der Zukunft niemals aufzustehen oder zu enden.
„Ehrwürdiger Shariputra, wer mit solch einer Annahme des Dharma begabt ist und so bedingtes Entstehen vollkommen versteht, wird vom Tathagata, dem Arhat, dem vollkommenen und vollkommen Erwachten, dem vollkommenen Wissen und Verhalten, für unübertroffenes, vollkommenes und vollständiges Erwachen prophezeit, der Sugata, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Wagenlenker derer, die gebändigt werden müssen, der Lehrer der Götter und Menschen, der Bhagavan, der Buddha, auf diese Weise: ‚Solch eine Person wird ein vollkommener und vollständiger Buddha werden!‘“
Nachdem der Bodhisattva Mahasattva Maitreya so gesprochen hatte, freute sich der ehrwürdige Shariputra zusammen mit der Welt der Götter, Menschen, Asuras und Gandharvas, und lobte, was der Bodhisattva Mahasattva Maitreya gelehrt hatte.
Dies beschließt „Das Edle Mahayana Sutra vom Reissetzling“.
Deutsche Übersetzung vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2018) basierend auf der englischen Übersetzung „The Rice Seedling“ von „84.000 Translating the Words of the Buddha“.