Ich habe gerade einen auch im Zen gelegentlich zitierten Text übersetzt, das "Sutra der 42 Kapitel" 四十二章經 (hier zum Downloaden). Darin finde ich folgende Abschnitte besonders interessant:
Der Buddha sprach: „Meine Lehre besteht darin, den Gedanken zu denken, der undenkbar ist, die Tat zu tun, die nicht getan werden kann, die Sprache zu sprechen, die nicht ausgedrückt werden kann und mich in der Disziplin zu üben, die jenseits der Disziplin ist. Wer dies versteht, ist nah, wer davon verwirrt wird, ist fern.“
Der Buddha sprach: „Der hauslose Cramana schneidet seine Leidenschaften ab, befreit sich vom Anhaften, versteht die Quelle seines eigenen Geistes, durchdringt die tiefgründigste Lehre Buddhas und begreift den Dharma, der immateriell ist. Er trägt kein Vorurteil in seinem Herzen und sehnt sich nach nichts. Er wird nicht vom Gedanken an den Weg behindert, noch ist er in Karma verstrickt. Kein Vorurteil, kein Zwang, keine Disziplin, keine Erleuchtung, kein Aufsteigen auf dem Stufenweg, und doch im Besitz aller Ehren – dies wird der Weg genannt.“
(Keine Disziplin, keine Erleuchtung, kein Stufenweg - schon früh wusste man um die Gefahr von Konzepten und einem Korsett von Regeln.)
Es ist besser, einen Pratyekabuddha zu speisen als eine Milliarde Arhats. Es ist besser, einen der Buddhas zu speisen, ob aus Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, als zehn Milliarden Pratyekabuddhas. Es ist besser, jemanden zu speisen, der jenseits von Wissen, Einseitigkeit, Disziplin und Erwachen steht, als hundert Milliarden Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
(Lasst uns noch über das Buddasein hinausgehen!)
„Selbst wenn einer den üblen Schöpfungen entkommt, ist es noch ein seltenes Glück, als Mensch geboren zu werden. Ein noch selteneres Glück ist es dann, als Mann und nicht als Frau geboren zu werden. Für den Mann ist es ein noch selteneres Glück, in allen sechs Sinnen vollkommen zu sein. Für den in allen sechs Sinnen Vollkommenen – im mittleren Königreich geboren zu werden. Für den im mitt-leren Königreich Geborenen – in der Zeit eines Buddha geboren zu werden. Für den in der Zeit eines Buddha Geborenen – den Erleuchteten zu treffen. Für den, der den Erleuchteten trifft – das Herz zum Glauben erweckt zu bekommen. Für den zum Glauben Erweckten – das Herz zur Einsicht erweckt zu bekommen. Für den zur Einsicht Erweckten – einen spirituellen Zustand zu verwirklichen, der jenseits von Disziplin und Erlangen ist.“
(Hier schließt sich zwar der Kreis zu obigen Bemerkungen - etwas enttäuschen mag jedoch, dass Mannsein als etwas Glückhafteres denn Frausein bezeichnet wird ...)