Teil 4: Praktische Anwendungsmöglichkeiten
Denn durch Überlegung gewinnst du den Kampf, viele Ratgeber verhelfen zum Sieg(Die Bibel: Sprüche 24, 6).
Das Stressmonster, groß und böse und… pure Einbildung?
Wozu das alles? Was bringt das ganze Wissen über Stress, wenn ich mich am Ende vom Tag trotzdem elend fühle?
Dazu ein Gedanke.
Was würdest du tun wenn… dein Kind schreiend ins Wohnzimmer gerannt kommt und felsenfest darauf beharrte, dass da ein Monster unter seinem Bett wäre?
>>Ein Monster? Ganz sicher? – Ja, Papa! Ein Monster! Oh ich habe ja solche Angst!
Ein Monster, wirklich? Bist du dir da auch ganz sicher? – Ja, Papa! Ich… – Gaaaaanz sicher?<<
Das Monster ist für das Kind zweifelsohne genauso real, wie sonst irgendetwas – in seinem Kopf jedenfalls. Zu sagen: „ Nein, du Dummerchen, Monster gibt es doch nicht!“ wird da wenig helfen. Also, was tut man?
Ebenso, das vergleichbare Szenario mit Phobien: Spinnen, ja- gut, verstehe ich… Schlangen? Sind schon irgendwie gruselig… Blut oder Nadeln?- fang bloß nicht damit an! … Pfirsiche? Federn? Wie wäre es mit Plüsch? Ist selten, kommt aber ebenso vor. Was macht die Angst vor Spinnen realer als Angst vor Federn oder Pfirsichen? Oder einem Monster unter dem Bett? Genau: ist alles im Kopf.
[Nota Bene: Obwohl Phobien ein klein bisschen komplizierter sind, weil es meist darum geht, was mit den einzelnen Angstobjekten oder Situationen verboten wird. Obwohl es ein wenig mysteriös ist, wo genau Phobien herkommen, sie können in manchen Fällen wieder „verlernt“ werden]
Also, Pfirsichphobie, Monster unterm Bett – was macht man?
Man geht mit ins Kinderzimmer, schaltet das Licht an und kuckt unter dem Bett nach. Huch, kein Monster? Na so was! – Gute Nacht! Ebenso verfährt man mit Phobien (im idealen Fall der Fälle jedenfalls): Man führt die Patienten langsam an ihre Angst heran, bis sie erkennen, dass man keine Angst zu haben braucht [nennt sich Cognitive Behavioural Therapy, oder kurz CBT]. Tod durch Pfirsich? Mmh, lecker…
Ebenso könnte hier eine Parallele zu Stress gezogen werden. Einfach zu sagen: „Nein, du Dummerchen! Stress existiert nur in deinem Kopf!“ hilft jetzt nicht unbedingt. Aber: wir können das Licht einschalten, und uns dem Stressmonster stellen! Und genau das habe ich versucht in Teil 1, Teil 2, und Teil 3 zu machen.
Nun, hier ein paar praktische Ideen, wie man dieses Wissen im Leben umsetzen könnte. Hier ist es wieder wichtig hervorzuheben, dass das bei jedem Menschen anders funktioniert und ich nicht alle Möglichkeiten aufzählen kann. Es liegt an euch auszuprobieren, was wirklich funktioniert.
Dabei gibt es zwei Ansatzmöglichkeiten; Chronischen Stress vorbeugen (vor der Stresssituation) und direkt entgegenwirken (während der Stresssituation).
Chronischen Stress vorbeugen
Das ist eher weniger neu und kommt regelmäßig in irgendwelchen Zeitschriften und Ratgebern vor, daher fasse ich mich hier nur sehr kurz. Ich bin mir sicher, dass ihr das so oder so ähnlich mit Sicherheit schon einmal gehört habt.
I. Kurz und knapp: Durch gesunde Ernährung und viel Sport.
Eine Stressreaktion ist wie ein intensives Workout, dein ganzer Körper steht auf höchster Alarmbereitschaft und verbrennt Unmengen an Energie in kürzester Zeit. Um gewappnet zu sein, ist ein gesunder Körper das A und das O. Denn natürlich kannst du (meistens jedenfalls) Situationen nicht vorhersehen. Krasse Lebenssituationen kommen einfach vor: einen geliebten Menschen zu verlieren oder gefeuert zu werden kündigt sich selten an. Aber auch Alltagsstress hat seine Auswirkungen und kann meistens vorgebeugt & vermieden werden.
II. Kurz und knapp: Durch einen starken sozialen Kreis.
Wie wir in Teil 3 gesehen haben, schützt Oxytocin vor chronischem Stress und erhöht die eigene Körperheilung (v.a. Herzkranzgefäße). Das ist an sich schwieriger durchzuführen, weil du nicht direkt deinem Körper befehlen kannst, Oxytocin zu produzieren. Aber du kannst entschieden die Produktion und Ausschüttung unterstützen; Kommst du z.B. an einen neuen Ort (Umzug ist immer stressig!), wo gäbe es Möglichkeiten dich einzubringen? Uni, Kirche, Freiwilligenarbeit, schmeiß dich ins soziale Leben ;-).
Das heißt jetzt nicht, dass du deine Persönlichkeit verändern musst (bin ja auch nicht so der extrovert). Sondern sei dir einfach nur bewusst, dass es besonders hilft in schwierigen Zeiten Freunde & Bekannte um dich zu haben und dich an sie zu wenden. Vielleicht doch die Nacht vor dem Abschlussexamen mit deinen Freunden verbringen, dich ausspannen bei Kerzenschein & Kuschelrock?
III. Kurz und knapp: Durch bewusste Ruhephasen nach einer intensiven Arbeitsphase.
Wir kennen das ja alle: Man kommt abends um 7 von der Arbeit (oder Uni), hatte einen anstrengenden Tag und freut sich jetzt einfach auf Zuhause. Man schickt die Ehefrau ein Bier holen (schlimmer- schlimmer Finger!!!) und bricht auf der Coach vor dem Fernseher zusammen. Sicher ein bisschen Ablenkung tut jetzt gut.
Nein. Eigentlich nicht.
Auch wenn das jetzt dem Ego weh tut: Wenn es eins tut, dann fördert es den chronischen Stress.
Fernsehen heißt, dass auch hier dein Gehirn nicht zur Ruhe kommt, du deswegen länger brauchst um einzuschlafen – weniger schläfst (d.h. für die Pfiffigen unter euch: weniger Tiefschlaf = weniger Regeneration). Zudem kann der Geist vor dem Fernseher nicht zur Ruhe kommen: Unmengen an Info (besonders Sehen & Hören) prasseln auf dich nieder, die es zu verarbeiten gilt, was wiederum Tonnen an Energie benötigt. Energie, die dein Körper jetzt gerne zur Regeneration von z.B. Organen hätte. Das verlängert nur die chronische Stressreaktion deines Körpers.
Je nachdem wie energiegeladen (oder aufgeregt, aufgewühlt) du von der Arbeit bist, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für manche wirkt ein Abendspaziergang (oder Joggen) Wunder. Andere Malen gerne, lesen ein Buch, hören Musik (auch so eine Sache: lieber ruhige als laut und energiegeladen) oder nehmen ein Bad. Aktive Regeneration nennt man das in der Sportwissenschaft. Nicht einfach nur nichts tun, sondern deinen Körper in irgendeiner Weise leicht (dreifach unterstrichen!!!) betätigen.
Komm von deinem Tagestrip runter.
Relax.
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