Die Zeitschrift MusikTexte hat in ihrer aktuellen Ausgabe meinen Text „Das Spießerproblem in der Neuen Musik" veröffentlicht. Hier steht er auch online zum Lesen bereit (runterscrollen, Seite 11) - viel Spaß!
In der gleichen Ausgabe gibt es auch Essays meiner Komponistenkollegen Stefan Keller und Ulrich Kreppein - ein Schelm, wer dahinter Absicht vermutet!
Wir haben nämlich ein Anliegen - wir möchten gerne den Diskurs in der Neuen Musik von Backbord nach Steuerbord verlagern. Anders gesagt: uns scheint, die aktuelle Diskussion habe ein wenig Schlagseite, und es geht in den einschlägigen Publikationen immer wieder um dieselben Themen, die längst nicht das gesamte Spektrum dessen abbilden, was heutzutage gedacht, gemacht und komponiert wird.
Konzeptualismus und Digitalisierung sind sicherlich spannende Phänomene. Wenn sich allerdings - wie in den MusikTexten Mai 2015 geschehen - 1000 Komponisten zum Thema 1000 Jahre Konzeptkunst äußern, dann könnte man womöglich auf die Idee kommen, es gäbe gar keine anderen wichtigen Fragen mehr, die junge Komponisten heute umtreiben. Oder alles andere wäre zwangsläufig rückwärtsgewandt und konventionell.
Das ist natürlich Quatsch. (Die klügeren Protagonisten des Konzeptualismus behaupten das auch nicht, wie man fairerweise zugestehen muss.) - Darum haben Keller, Kreppein & moi einfach mal ein paar andere Kategorien in den Ring geworfen. Stefan Keller schreibt über Möglichkeiten, von kubanischen Rhythmen zu lernen - und wie Nicolaus A. Huber mit den Füßen drauf rumtrampelt. Ulrich Kreppein schreibt über Klassikradio und sein unerwartetes Revival in der Neuen Musik. Ich schreibe über ein Festivalpublikum, das am gerührtesten ist, wenn der Dirigent die kommenden Finanzierungsschwierigkeiten beklagt.
Unsere gemeinsame Abneigung gilt Personen und Positionen, die sich der Musik geistig und emotional nicht aussetzen, sondern ihr durch Negation, Konventionalismus oder Zeitgeist-Chic ausweichen. Fröhliche Lektüre!