Das Sommerloch – und dann Verantwortung?

Von Karim11986 @FROMHEROTOZERO1

Jeder kennt das Phänomen „Sommerloch“ sei es nun aus der Presse, wenn nur noch Mist geschrieben wird, oder aus einem Unternehmen als Angestellter oder als Gründer. Im Sommer sind alle im Urlaub und die, die nicht wegfahren, denken ans Wegfahren. Also passiert oftmals wenig: Weniger Umsatz, weniger Arbeit.

Ich kenne das Problem von letztem Jahr, wo es noch zusätzlich extrem heiß war. Also habe ich mich dieses Jahr gefragt wie ich meine Zeit sinnvoll nutzen kann.

Zuerst habe ich die Öffnungszeiten für den Store verkürzt, was mir mehr Spielraum gibt anstehende Aufgaben zu erledigen z.B. die Rückschau über das vergangene Jahr oder die Planung für die nächsten Monate. Und dann habe ich mich gefragt „und dann?“.

Also bin ich auf die Idee gekommen einfach Mal anderen zu helfen. Nicht immer nur an mich und mein Unternehmen zu denken, sondern an meine Umwelt. Ich habe ein gutes Jahr hinter mir. Auch wenn ich wenig bis gar kein Geld verdient habe, ich habe viel Zuspruch von Fremden bekommen und durfte viele Höhen und auch einige Tiefen erleben. Ich habe mittlerweile gelernt, dass nach jedem Tief auch wieder ein Hoch kommt. Das lässt mich als Unternehmer und auch als Mensch entspannter sein. Es läuft sicher nicht alles perfekt in meinem Start Up, aber ich habe mir gedacht es wäre an der Zeit etwas zurückzugeben von der Freude und der Motivation, die ich selbst bekommen habe.

Und so kommt es, dass ich heute Morgen, anstatt für mich oder für SUITLABS zu arbeiten, bei einem sozialen Start Up in die Backstube gegangen bin und dort als Praktikant zu arbeiten. Das Start Up Kuchentratsch ist eine Anlaufstelle für alle Seniorinnen und Senioren, die Freude am Backen haben. Wie der Namen schon sagt wird hier Kuchen (von den Senioren) gebacken und verkauft. Die Rezepte kommen dabei von den Omas und Opas. Die Senioren können so neue Leute kennenlernen und auch noch etwas dazuverdienen. Ich kenne die beiden Gründerinnen und finde die Idee großartig. Auch war ich schon häufiger bei Ihnen in der Backstube, aber die Finger habe ich mir noch nie schmutzig gemacht.

Das hat sich heute geändert. Ich habe Äpfel geschält, Geschirr abgespült, Boxen gefaltet und beschriftet und gefühlte 4 Kubikmeter Pappkarton klein gerissen und in die Mülltonne gepresst. Und es hat mir Spaß gemacht. Es war so schön zu sehen, dass die Idee von Kuchentratsch wirklich funktioniert. Ich habe lauter fröhliche (und sehr gesprächige) Senioren kennengelernt und mit ihnen gelacht. Das hat mir neue Kraft und neuen Schwung gegeben. Mir hat die Arbeit Spaß gemacht.

Meine Lohntüte

Ich glaube, ich bin weder ein Philanthrop, noch werde ich damit den Lauf der Menschheit entscheidend verbessern, aber ich konnte etwas zurückgeben und habe selbst auch sehr viel Freude (und Kekse) mitnehmen können. Wir glauben, nein Entschuldigung, wir SIND alle extrem wichtig und schauen ständig auf unser Smartphone. Es könnte ja eine wichtige E-Mail oder ein Anruf verpasst werden. Wir sollten statt dessen hin und wieder auch an andere zu denken und dort zu helfen, wo es gebraucht wird. Als Unternehmer trage ich viel Verantwortung und die trage ich auch gerne. Aber es gehört für mich auch dazu Verantwortung für andere zu übernehmen. Mir ist klar geworden, dass ich eigentlich gar nicht so wichtig bin wie ich mich nehme. Auch diese Erkenntnis hilft mir entspannter zu werden.

Für nächste Woche habe ich mir vorgenommen bei der Münchner Tafel an der Ausgabestelle zu helfen. Ich war schon häufiger dort um Spenden abzugeben und wurde immer wieder gefragt, ob ich nicht Zeit hätte zu helfen. Aber ich hatte nie Zeit (klar, ich bin ja auch extrem wichtig) und habe die netten Leute immer wieder vertröstet. Außerdem werde ich natürlich wieder in der Backstube helfen, aber nur, wenn ich keinen Abwasch mehr machen muss!