Die Rhetorik der neuen griechischen Regierung deutete bis zum Wochenende auf einen kommenden einseitigen Schuldenschnitt hin: "Das sind nicht unsere Schulden." meinte Tsirpas und verwies auf die für das Desaster verantwortlichen griechischen Regierungen vor ihm.
Dass all diese Regierungen vom Volk gewählt worden waren und somit in dessen Namen handelten scheint für Syriza und Konsorten keine Rolle zu spielen. Dass die gleichen Griechen, die die Troika aus dem Land gejagt sehen wollten, nun erstmal ihre Ersparnisse abhebt, interessiert auch niemanden in Athen. Entwicklung ist halt Kampf der Gegensätze sagen sich die nationalen und internationalen Sozialisten.
Und ihr Vorbild scheint Genosse Lenin zu sein, der nach der siegreichen Oktoberrevolution erst einmal erklärte, dass die Altschulden die Angelegenheit des Zaren seien. Zahllose Anleger, vor allem in Frankreich, gingen daraufhin Pleite. Erst 1997, in der Russlandkrise, ging die damalige russische Regierung hin und kündigte an, die Altschulden begleichen zu wollen. Sie war nämlich Pleite und wollte am Markt neue Anleihen aufnehmen.
Diese Abhängigkeit vom Markt und dem Vertrauen der Anleger müsste man auch einem Tsirpas klar machen können. Sonst kommt Ende Februar der Zusammenbruch, denn da werden auslaufende Kredite bzw. Anleihen fällig.
Die Geschichte wiederholt sich, könnte man meinen: SPIEGEL 1/1997 (Link)