Bill Gates ist der reichste Mensch auf Erden – heutzutage. Im historischen Vergleich landet er „nur“ auf Platz 9. Vor ihm liegen einige Personen, die über den Reichtum des Microsoft-Gründers nur müde lächeln würden, wenn sie denn noch lebten.
Das Time Magazine hat eine Liste der zehn reichsten Menschen der Geschichte erstellt. Die Daten dafür beruhen auf Interviews mit Historikern, sind aber natürlich nachträglich oft schwer zu erheben. Denn wie soll man den Reichtum eines römischen Kaisers mit heutigen Maßstäben messen? Währungen und Münzen sind eine relativ neuzeitliche Erfindung, Reichtum bemaß sich davor besonders in Sachwerten.
Die Redaktion des Time Magazins hat sich deswegen einer Methode des Stanford-Professors Ian Morris bedient: Der misst Reichtum in Form der Energie, die für die Werte verbraucht wurde. Das klingt kompliziert, deswegen ein Beispiel:
Der typische Jäger und Sammler der Steinzeit erbeutete etwa Wild und Beeren mit etwa 10.000 Kilokalorien am Tag – der heutige Durchschnittsamerikaner verbraucht pro Tag etwa 230.000 Kilokalorien. Da ist alles einberechnet: Vom Strom für die Lampen daheim über das Mittagessen bis zum Benzin fürs Auto. Auf diese Weise lassen sich auch historische Persönlichkeiten vergleichen, wenn wir ihren Besitz genau genug kennen.
Hier die reichsten Zehn:
10. Gengis Khan (1162 – 1227)
Der mongolische Herrscher Gengis Khan gilt als einer der größten Feldherren der Geschichte und machte die Mongolei zur führenden Macht und einem Riesenreich in Asien. Dieses Land ist, was ihn in diese Liste katapultiert, denn persönliche Besitztümer hatte Khan kaum.
Im Gegenteil: Unter Historikern gilt als gesichert, dass der Herrscher ein äußerst bescheidener und großzügiger Mensch war. Er selbst hatte keinen Palast und seinen Soldaten war es bei Strafe verboten, eroberte Gebiete zu plündern. Stattdessen wurde Beute nach Feldzügen von geistlichen Würdenträgern sortiert und an Soldaten und ihre Familien verteilt.
9. Bill Gates (1955 – heute)
Wie erwähnt belegt Bill Gates den neunten Platz in dieser Liste, als einzige noch lebende Person. Sein aktuelles Vermögen beträgt rund 79 Milliarden Dollar, damit hat er derzeit rund acht Milliarden Dollar Vorsprung auf Zara-Gründer Amancio Ortega.
Gates verdankt seinen Reichtum Windows-Hersteller Microsoft. Auch er gilt als bescheiden: Die mit seiner Frau Melinda gegründete Stiftung zur Bekämpfung tödlicher Krankheiten hat ein Stiftungsvermögen von 33 Milliarden Dollar – zumeist aus Gates‘ eigener Tasche.
8. Alan Rufus / Alan der Rote (1040 – 1093)
Alan der Rote ist der Neffe von Wilhelm dem Eroberer, der 1066 nicht weniger als Großbritannien eroberte. Alan begleitete seinen Onkel dabei und erkämpfte sich einen Reichtum von rund 11.000 Pfund. Das klingt jetzt nicht viel, war damals aber rund sieben Prozent des britischen Bruttoinlandsproduktes. Auf die heutige Zeit hochgerechnet besäße er damit rund 194 Milliarden Dollar.
7. John Rockefeller (1839 – 1937)
John Rockefeller ist in den USA eine Legende. Der Ölmagnat stieg 1863 ins Ölgeschäft ein und kontrollierte 17 Jahre später 90 Prozent des US-Marktes. Seine Steuererklärung von 1918 weist ein Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar auf. Das waren damals rund zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes der USA – und heute 341 Milliarden Dollar wert.
6. Andrew Carnegie (1835 – 1919)
Damit ist Rockefeller aber nicht einmal der reichste Amerikaner der Geschichte. Dieser Titel geht an Andrew Carnegie. Der gebürtige Schotte baute im 19. Jahrhundert die Stahlfirma U.S. Steel auf und verkaufte sie 1901 für 480 Millionen Dollar an die Großbank JP Morgan.
Das waren damals 2,1 Prozent des US-amerikanischen Bruttoinlandproduktes oder nach heutigen Maßstäben 372 Milliarden Dollar.
5. Josef Stalin (1878 – 1953)
Stalin zog seinen Reichtum ähnlich wie Gengis Khan aus dem Reich, das er kontrollierte. 1950, drei Jahre vor seinem Tod, machte die Sowjetunion 9,6 Prozent des globalen BIP aus. Das wären nach heutigem Maßstab rund 7,5 Billionen Dollar.
Zwar konnte Stalin nicht darüber verfügen, wie über persönlichen Reichtum, er hatte aber die Macht, das Land und seine Wirtschaftskraft beliebig zu lenken, weswegen Historiker mehrheitlich dafür plädieren, ihn in eine Liste der reichsten Personen der Geschichte einzuordnen.
4. Akbar (1542 – 1605)
Der Große Akbar ist der größte Herrscher, den Indien je gesehen hat. Zu seiner Zeit machte Indien rund 25 Prozent des weltweiten BIP aus. Das ist so viel, als wären Sie heute König von Europa und Südamerika zusammen.
Die reichsten Inder dieser Zeit stellten den europäischen Adel in Sachen Lifestyle locker in den Schatten. Überhaupt gilt die Mughal-Dynastie, zu der Akbar gehörte, zu den effektivsten Dynastien der Geschichte, wenn es darum geht, Geld aus dem Volk zu ziehen.
3. Shenzong (1048 – 1085)
Auch 37 Lebensjahre können genug sein, um unermesslichen Reichtum zu erlangen. Der chinesische Herrscher Shenzong herrschte im 11. Jahrhundert über ein Reich, dass je nach Schätzung bis zu 30 Prozent der Weltwirtschaft kontrollierte – also noch mehr als Akbar zu seiner Zeit.
Diese Wirtschaftskraft beruhte zum einen auf den technologischen Innovationen der Chinese, die Europa seinerzeit rund 100 Jahre voraus waren, und einem effektiven Steuersystem. Shenzong als Herrscher kontrollierte auf Grund des zentralistischen Systems diesen Reichtum sehr direkt.
2. Augustus Caesar (63 v.chr. – 14 n.chr.)
Auch Kaiser Augustus herrschte mit dem Römischen Reich über bis zu 30 Prozent der damaligen Weltwirtschaft. Doch bei Augustus kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: 20 Prozent des römischen Reichtums gehörte dem Herrscher und angeblichen Geliebten von Kleopatra direkt. Das wären nach heutigen Maßstäben unglaubliche 4,6 Billionen Dollar – das Bruttoinlandsprodukt von Japan.
1. Mansa Musa (1280 – 1337)
Überraschung: Der reichste Mann der Geschichte kommt aus Afrika. Und er war laut Historikern so reich, dass sich dafür nicht einmal eine Zahl berechnen lässt. Musa herrschte über ein Wüstenreich, dessen Palast im Timbuktu im heutigen Mali stand.
Zeitgenössische Chronisten beschreiben Musas Reichtum als irrsinnig hoch und überschlagen sich in ihrer Wortwahl. Als er zur muslimischen Pilgerfahrt nach Mekka aufbrach, soll er etwa in Ägypten so viel Geld ausgegeben haben, dass deren Währungssystem fast zusammenbrach. Dutzende Kamele sollen zentnerweise Gold mitgeschleppt haben. Andere berichten, dass er eine Armee von 200.000 Mann mitbrachte – für damalige Zeiten unbezahlbar.
Musas Reichtum: Gold! Sein Reich war nicht groß, aber der größte Goldproduzent der damaligen Zeit. Pro Jahr wurde schätzungsweise eine Tonne gefördert. So viel Gold, dass Musa nicht wusste, wohin damit: „Es gibt Bilder von ihm mit einem Goldzepter in der Hand auf einem goldenen Thron, in der anderen Hand eine goldene Tasse, auf dem Kopf eine goldene Krone. Stellen Sie sich so viel Gold vor, wie ein Mensch besitzen kann, und verdoppeln Sie diese Menge – dann haben Sie eine ungefähre Vorstellung von Musas Reichtum“, sagt der Historiker Rudolph Ware von der Universität Michigan.