Die Besonderheit von vielen Startups ist das schnelle Wachstum. Damit unterscheiden sie sich auch von anderen Unternehmensgründungen, die auch langsam und organisch wachsen. Diese Startups brauchen für den Unternehmenserfolg oft ein schnelles Wachstum, wobei das Wachstum nicht unbedingt den langfristigen Erfolg garantiert. Im Energie- bzw. Cleantechbereich sind schnell wachsende Startups noch wenig verbreitet. Dies ist eines der Erkenntnisse aus dem aktuellen Wachstums-Ranking 2015 des Magazins Gründerszene, das gemeinsam mit Ernst & Young zum ersten Mal erstellt wurde.
Zwei Startups aus dem Energiebereich konnten sich aber weit vorne im Wachstums-Ranking platzieren. In der Liste der 67 Startups konnten sich beide Unternehmen in den Top 10 platzieren. Das ist sehr beachtlich für eine Branche, die nicht gerade für Startups bekannt ist und in der es nur wenige Startups gibt.
Digitalisierung der Solar-Planung führt zu schnellem Wachstum für Greenergetic
Auf Platz vier landete Greenergetic aus Bielefeld, ein Anbieter von White-Label Vertriebslösungen für Photovoltaik-Anlagen. Mit Hilfe dieser Lösungen können Privat- und Geschäftskunden ihre PV-Anlage online konfigurieren und bestellen. Ein Installateur vor Ort übernimmt dann die Montage der Anlage. Hierzu arbeitet Greenergetic mit lokalen Handwerkern zusammen. Die Online-Plattform wird an Stadtwerke verkauft, so dass Greenergetic für die Endkunden nicht auftritt auf dem Markt.
Nach der Angabe von Gründerszene zählt mittlerweile jeder zweite Besitzer eines Einfamilienhauses zu den Kunden von Greenergetic. Es sind ja eher indirekte Kunden, die Kunden von Greenergetic sind die Stadtwerke als Partner, wenn ich es richtig verstanden habe. Aber ich denke damit wird gemeint sein, dass jeder zweite Besitzer einer PV-Anlage auf einem Einfamilienhaus zu den Kunden gehört, alles andere wäre etwas sehr viel. Dennoch ist die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 932 Prozent sehr beeindruckend.
Im nächsten Jahr wird Greenergetic sicher wieder vorne mit dabei sein. Denn das Angebot soll deutlich erweitert werden im kommenden Jahr. Zu den PV-Anlagen kommen nicht nur die passenden Speicher, auch Smart-Home Lösungen und Heizungen mit Wärmepumpen oder Gas-Brennwertheizungen werden das Angebot erweitern. Ich bin gespannt, ob wir dann noch mehr von Greenergetic hören und lesen werden.
Thermondo ist mit Digitalisierung am schnellsten wachsender Handwerker
Beim Thema Heizungen sind wir schon beim zweiten Startup im Wachstums-Ranking. Einen Platz dahinter, auf Platz 5, findet sich mit Thermondo ein sehr ähnliches Angebot. Dort kann man die neue Heizung online planen und diese wird dann vom eigenen Handwerker eingebaut. Es ist also quasi das erste Handwerker-Startup.
„Diese Auszeichnung, die auf realen Geschäftszahlen und einer Auswertung durch Ernst & Young basiert, ehrt uns ganz besonders. Denn sie zeigt, dass wir es schaffen, bei unserer komplexen Handwerksleistung eine ungewöhnlich tiefe Integration mit außerordentlichem Wachstum zu kombinieren. Vor zwei Jahren hat man uns gesagt: Digitalisierung und Handwerk – das geht nicht. Die Auszeichnung beweist, dass das geht, und zwar ziemlich gut”, so Philipp Pausder, Gründer und Geschäftsführer von Thermondo.
Ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 864 Prozent seit der Gründung 2012 ist ebenfalls ein beeindruckender Wert, erst recht für die Verbindung von Digitalisierung und Handwerk.
„Energiewende und Ressourceneffizienz sind keine Themen, die nur der Bundesregierung und den Konzernen vorbehalten sind. Innovationen entstehen vor allem in kleinen und agilen Einheiten wie Startups. Ich würde es mir sehr wünschen, dass nächstes Jahr mehr Cleantech-Startups im Ranking vertreten sind“, sagt Pausder.
Über das Gründerszene Wachstums-Ranking
Als Maßstab für das Ranking galt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der letzten drei abgeschlossenen Geschäftsjahre. Insgesamt wurden 67 Unternehmen mit einer Wachstumsrate von mindestens 50 Prozent ausgezeichnet. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young war für die Validierung zuständig, die Kanzlei CMS Hasche Sigle begleitete den Prozess unter rechtlichen Aspekten.
Man sieht an dieser Auflistung, dass auch Energie Startups schnell wachsen können. Noch haben Startups in der Energiewende keine große Aufmerksamkeit, aber so langsam ändert sich was. Ich bin gespannt, was sich da im neuen Jahr alles tun wird.
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.