Das Selbstbild eines Bloggers

Heute ist es soweit: mein kleiner Blog wird 1 Jahr! Die beste Gelegenheit um sich die Zeit für eine kleinen Blick auf mein Bloggerumfeld schweifen zu lassen und ein paar Fragen zur Identität der Blogger ins den virtuellen Orbit zu schicken.

Dieser Beitrag ist auch an niemanden persönlich gerichtet, sondern soll mein Gefühl beschreiben, welches mir meine ‘Bloggerszene’ in den vergangenen Wochen und Monaten bereitet hat.

Ich war schon immer ein Internetmensch. Mit 14, 15 war ich in den Chatrooms und in Foren unterwegs. Und auch da habe ich nicht nur sehr viel Zeit verbracht, sondern auch echte Freundschaften geschlossen. Die kleine Gruppe die sich da gebildet hat, hat drei Jahre überdauert, bis wir uns aus den Augen verloren haben. Mit den Leuten ist auch der kleine virtuelle Irish Pub eingeschlafen. Sehr schade eigentlich. Zum Glück darf ich mittlerweile echtes Guinness trinken.

Viele Jahre später habe ich dann mit dem Fernabitur begonnen. Darüber gebloggt und aktiv im Forum geschrieben. Es hat sich eine kleine RL-Lerngruppe gebildet und wir haben uns durch die Jahre getragen und uns auch so getroffen und unsere Freizeit miteinander verbracht. Und auch meine Mutter hat durch ein Hobbyforum Freundschaften zu Gleichgesinnten gefunden. Die Treffen sind klar hobbybezogen, aber es haben sich auch bereits langjährige Freundschaften entwickelt.

Was ich damit sagen möchte? Dieses Internet ist eine super Sache. Es bringt Leute zusammen, die die gleichen Interessen haben oder zufällig auf der gleichen Wellenlänge surfen.

Selbstbild eines Bloggers

In diesen ganzen Jahren Internet ist mir einiges schon begegnet. Leute die sich besonders wichtig nehmen und die für sich eine ganz klare Definition benötigen.

Jetzt bin ich ja auch so ein Blogger. Oder so. Oder ich teile einfach über das Medium Internet, mit Hilfe eines Blogsystems Wissen, Erfahrungen und Geschichten. Ich blogge.

Das Bloggen ist eine Tätigkeit und hat den Vorteil, dass es über die oben genannten Hilfsmittel -allen voran das Internet natürlich- viele Menschen erreichen und vernetzen kann. Das ist auch gut, denn für jeden gibt es ja bekanntlich genug und die richtigen Leser.

Es hinterlässt bei mir ein ungutes Gefühl, dieses definieren als Jemand, was aber eigentlich eine Tätigkeit beschreibt.

Es ist einfach das Gefühl, dass da was nicht zusammen passt: Die Definition von Blogger als etwas Besonderes, als jemanden Besonderes. Ist dabei nicht eigentlich so, dass Mensch dahinter steht – als einzigartige Person, die die Tasten drückt und die etwas tolles/wichtiges/interessantes verbloggt und dabei das Medium Internet als Multiplikator benutzt?

Der Blogger kann nichts. Ist aber alles!

Es gibt Millionen, wenn nicht gar Milliarden von Blogs. Einige werden nach kurzer Zeit der Euphorie aus verschiedenen Gründen wieder offline genommen. Wer aber dabei bleibt kann, wenn er sich gut vernetzt, eine stetig ansteigende Leserschaft an sich binden. Ganz unverbindlich schreiben sie ihre Texte an die unbekannte Leserschaft. Der Blog lebt von einem Menschen, der seine Geschichten (Geschichten stehen jetzt hier stellvertretend für alles Geschriebene) veröffentlicht.

2014 gab es bei Tumblr 182,5 Mio. Blogs – und dann kommen die anderen Plattformen noch dazu!

Was ich damit sagen will: Was ihr (und ich natürlich auch!) da macht ist nichts besonderes! Jeder der einen Internetzugang hat und die Grundkenntnisse der geschriebenen Sprache beherrscht, kann einen Blog schreiben. Und das ist auch gut so: Meinungsfreiheit und Vielfalt und so.

Mir fiel das als erstes Beispiel nur die Beschreibung der Fähigkeit Geschicklichkeit Stufe 1 (aus dem alten Vampire-Regelwerk) ein: du kannst gehen und Kaugummi kauen gleichzeitig! *hier ironisches klatschen einfügen *

Wie ich aus einem Vampir mit Knoten in den Beinen keinen erfolgreichen Jäger machen kann, so schreibt man nur mit der Fähigkeit eine Tastatur zu bedienen keinen Top-Blog oder wird zu einem Pulitzer-Anwärter.

Warum ist es also gerade in der Elternblogger-Szene so verbreitet sich so stark hervortun zu wollen, sich dieses Label ‘Blogger’ auf die Stirn tackern und diese Tätigkeit als Selbstzweck zu stilisieren?

Ich bin kein Blogger! Sondern ein Mensch der Sachen ins Internet schreibt!

Mit diesem Trugschluss, dass man mit der Bedienung eine Blogsystems nicht nur seine Berufung, sondern auch seinen neuen Beruf gefunden hat und nun zur schreibenden Zunft gehören möchte, werden die frischgedruckten Visitenkarten, die About-Seiten auf dem und die Biographie auf Twitter nicht nur mit der eigenen Blog-Adresse gefüllt, sondern auch mit den wohlklingenden Bezeichnungen: Blogger, Journalist, Autor.

Weil ich mal ein paar Teile nähe, bin ich ja auch keine Näherin. Oder Köchin, weil ich auch gerne koche, oder?

Einheitsbrei und Artikel um ihrer selbst willen

Von den 590 Twitter-Followern befinden sich geschätzt 350 Elternblogger und den unendlichen Blogs in meinem Feed-Reader sind auch überwiegend Familienblogs zu finden. Ich brauche nicht mal mehr ein Drittel davon zu lesen, denn die Artikel ähneln sich immer mehr.

Wer jetzt sagt: ‘dann klick doch einfach weg.’, hat vielleicht recht. Und das mache ich auch: die immer gleichen Artikel rund um die gleiche Kooperationskampagne, und das eine Produkt oder 25 mal der gleiche Bericht zum Blogger-Event von Firma XY, ein Video zur Flechtfrisur oder ein 08/15-Kinderbuch im Test…muss nicht sein!

Das sind die einen Artikel die mich gerade nerven, denn sie sind ÜBERALL!

Was aber eher diese ungute Gefühl verursacht sind die Berichte über sich selbst als Blogger. Wie toll es als Blogger ist, was man alles macht, wie einen der Sog der Zahlen motiviert weiter zu machen. Und dann kommt nämlich in vielen Berichten der Punkt: der Blogger produziert Content für die Klickzahlen! Ich glaube ich habe schonmal an anderer Stelle darüber geschrieben.

Und dann gibt es die, die es unbedingt wollen: Blogger sein! Mit dabei bei den Großen!

Manchmal kommen auch neue Blogs hinzu, die starten durch. Sind plötzlich da, bedienen ihre Nische und sind zudem noch von sehr sympathischen, bodenständigen Personen. Und dann gibt es die, die auftauchen und sehr, sehr penetrant und überall nach Aufmerksamkeit gieren. Man merkt dann: diese Person will es unbedingt! Blog to Business, sich etablieren und bei ‘den Großen’ mitspielen.

Auch nach einem Jahr virtuelles Leben habe ich wohl noch nicht die Nische gefunden, in der ich mich wirklich zu Hause fühle. Das hat nichts damit zu tun, dass ich die Menschen, die ich bereits kennenlernen durfte nicht zu schätzen weiß, ganz im Gegenteil. Sie bereichern meine Welt und sind daraus nicht mehr wegzudenken.

Und doch muss ich sagen,dass ich mich so wie sich meine Filterbubble gerade zusammensetzt, nicht wirklich identifizieren kann.

Das hat vor allem etwas damit zu tun, wie ich das Selbstbild der Blogger aus dieser Blase empfinde.

Damit ihr mich nicht falsch versteht: Kontakte knüpfen und Netzwerken sind ein wunderbares Instrument auf so vielen Ebenen! Und darum soll …

… sich zusammenfinden, was zusammen gehört!

Im Allgemeinen würde es uns alle weiterbringen, wenn weniger ‘Blog to Business’ in Vordergrund stehen würde und das die Zahlen (die sind natürlich wichtig) einen nicht das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren lassen.

Anstatt nur auf die Kooperationen zu schielen, wären fundierte Angebote in Sachen Textarbeit, Recherche, Stilfindung und moderierte, themenbezogene Diskussionsrunden eine gute Alternative zu der ewigen Frage nach Kooperationen, oder?


Mein Wunsch: mehr gute Texte, weniger Füller, weniger Werbung, weniger Selbstdefinition über die Tätigkeit Bloggen und dafür mehr Mensch! Mehr Geschichten! Individuelle, bunte, lebendige Geschichten!

Zum Schluss komme ich natürlich noch einmal auf die Frage zurück, wohin in mit meinem Blog gehen wird. Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht! Werbung und Kooperationen stehe ich persönlich weiterhin kritisch gegenüber. Das hat viele unterschiedliche Gründe. Der Hauptgrund ist aber einfach, weil es nicht zu mir passt.

Vielleicht fällt es mir auch einfach schwer, diesen Zustand und diese Entwicklungen zu akzeptieren, weil ich noch nicht in dieser ‘digitalen Welt’ angekommen bin, in denen es die Berufsbezeichnung: Blogger und Speaker gibt :-)

In diesem Sinne: Ahoi!

 


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