Das Schweigen - eines der Geheimnisse des Lebens!


Das Schweigen - eines der Geheimnisse des Lebens!Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Rosemarie Schmidt erzählen:

„Das Märchen vom Schweigenland“

„Ein Prinz, der nur das laute Getümmel und den Lärm des königlichen Hofes kannte, gelangte in den Besitz eines Bildes, das eine wunderschöne Prinzessin zeigte. 

Das Schweigen - eines der Geheimnisse des Lebens!

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Er verliebte sich unsterblich in sie und wollte sie unbedingt zur Frau haben.Als er aber erfuhr, dass man im Heimatland der Prinzessin das Schweigen als höchstes Gut pflegte, sah er zunächst von einer Ehe mit ihr ab.
Aber tief in seinem Herzen liebte er sie jedoch so sehr, dass er schließlich alle Bedenken über Bord warf und nach Schweigenland aufbrach. Schließlich gelangte er auf das Schloss der Prinzessin an und eilte, um sie zu sehen.

Als er sie erblickte, rief er begeistert: „Dich will ich heiraten!“
Doch zu seiner Verblüffung verschwand die Prinzessin vor seinen Augen. Dies verschlug ihm so sehr die Sprache, dass ihm jedes Wort im Halse stecken blieb.
Er starrte noch immer schweigend den Thron an, als die Prinzessin wieder sichtbar wurde.
Dieser Vorgang wiederholte sich. Sobald er sprach, verschwand sie, sobald er schwieg, wurde sie wieder sichtbar.
„Du musst noch das Schweigen lernen. Der Staub zu vieler toter Worte haftet an Dir!“, sagte sie freundlich. So begann der Prinz, das Schweigen zu üben.
Einmal saß er mit der Prinzessin schweigend zusammen, da hörte er plötzlich eine wunderschöne Musik. „Woher kommt das?“, fragte er entzückt. „Diese Musik machen die Sterne, wenn sie ihre Bahnen ziehen. Nur wer richtig schweigen kann, kann sie hören. Und weil Du das aus Liebe zu mir gelernt hast, kann ich Dich nun auch lieben.“

Da verstand der Prinz, weshalb in Schweigenland überall Freiheit, Mitgefühl und Frieden herrschten. Er heiratete die Prinzessin und sie wurden sehr glücklich miteinander. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schweigen sie auch heute noch.“


Ihr Lieben,

am vorletzten Samstagnachmittag unternahm ich eine kleine Radtour in die weitere, wunderbar grüße Umgebung Bremens. Auf dem Rückweg kam ich mir meinem Fahrrad durch ein kleines Wäldchen und am Ende des Wäldchens stand eine alte Holzbank, auf der ich mich niederließ. 
Das Schweigen - eines der Geheimnisse des Lebens!
Es war ein wunderbarer Genuss, still auf der Bank zu sitzen. Eine wunderbare Stille umgab mich. Diese Stille wurde nur unterbrochen durch Vogelstimmen, durch das Zirpen der Grillen und durch einen ab und zu scheu vorüber hoppelnden Hasen.
Plötzlich – wie ein schreckliches Ungeheuer – wälzte sich aus einem Seitenweg eine Lärmlawine auf das Wäldchen zu. Eine Gruppe organisierter Wanderer unternahm eine Abendwanderung.

Aber die Wanderer hatten keinen Blick für die Schönheiten der Natur, denn ihre Blicke waren sie gebannt auf die wenigen Meter vor ihrem Körper ausgerichtet, um nicht aus dem Takt ihre Nording-Walkings, wie das neudeutsch heißt, zu kommen.
Von der Stille und den Stimmen der Natur bekamen sie auch nichts mit, denn während der eine Teil der Wanderer ein Lied sang, das sich anhörte wie „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“, unterhielt sich der andere Teil der Wanderer lautstark darüber, was sie in der letzten Woche so erlebt hatten.

Als ich das erlebte, musste ich an die alten Römer denken, denn einer ihrer berühmtesten Sätze, die wir heute noch kennen, lautet: „Oh, wenn Du doch geschwiegen hättest!

Auch wenn ich manchmal Politiker im Fernsehen reden höre,  wenn sie viele Worte von sich geben, wenn ihr Mund überquillt von Worten, sie aber inhaltlich eigentlich gar nichts sagen, dann möchte ich ihnen zurufen: „Oh, wenn  Du doch geschwiegen hättest!

Auch manchen Eltern möchte ich das zurufen. Wenn sie ein Gespräch mit ihren Kinder führen, dann handelt es sich oft um ein einseitiges Reden der Eltern und wenn sie dann doch ihren Nachwuchs zu Worte kommen lassen, dann hat dieser oft noch keinen ganzen Satz vollendet und schon fallen ihnen die Eltern mit einem „Aber“ ins Wort. „Oh, wenn sie doch geschwiegen hätten!

Als junger Theologiestudent hatte ich einmal die Pflicht, eine ältere Frau zu besuchen, deren Mann an einer schweren Erkrankung verstorben war. In meiner Angst, die falschen Worte zu wählen, schwieg ich mit Ausnahme der Begrüßung und Verabschiedung. Später erzählte die ältere Frau überall in ihrem Bekannten- und Freundeskreis, mein Besuch sei ihr der wertvollste gewesen, denn anders als alle anderen Besucher, die sie mit Worten überschütteten, hätte ich geschwiegen und ihr zugehört.

Schweigen ist etwas Wunderbares. Es hilft, wenn man in sich hineinhorchen möchte.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Es hilft, die eigene innere Stimme zu hören.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Es hilft uns, zur Ruhe zu kommen.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Es hilft uns, unsere innere Mitte zu finden.

Schweigen ist etwas Wunderbares. Es macht uns offen für die Nöte und Sorgen der Anderen.

Schweigen ist etwas Wunderbares. Er macht uns bereit, zuzuhören und hinzuhören.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Es weckt in uns das Mitgefühl mit anderen Menschen.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Es erfüllt uns mit tiefem inneren Frieden.

Schweigen ist etwas Wunderbares. Es sorgt dafür, dass wir unsere Worte mit Bedacht wählen.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Es zeigt uns die Schönheit der Stille.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Es entzündet ins uns das Feuer der Liebe zum Anderen.
Schweigen ist etwas Wunderbares. Wirkliche tiefe und verbindende Zweisamkeit herrscht nicht doch, wo viele Worte gewechselt werden, sondern wo sich zwei Menschen ohne alle Worte verstehen.

Ich wünsche Euch nun einen stillen, ruhigen Abend und grüße Euch herzlich aus dem stillen Bremen

Euer fröhlicher und oft stiller Werner

Das Schweigen - eines der Geheimnisse des Lebens!

Quelle: Karin Heringshausen



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