Das Schwabenland: konservativ und grün

Von Modesty

Die Süddeutsche hatte schon vor der Wahl von Fritz Kuhn zum ersten grünen Bürgermeister einer Landeshauptstadt angekündigt, dass die Schwaben, fleißig und konservativ wie sie nun mal sind, in heutigen Zeiten kaum eine andere Wahl hätten, als den grünen Oberrealo zum Stadtoberhaupt zu machen. Da half es auch nicht, dass die Schwarzgelben den parteilose Kandidat Werbefachmann Sebastian Turner aufgestellt hatten – Werbung allein genügt nämlich nicht. Wobei schon ganz interessant ist, was der angeblich parteilose Kandidat bisher so getrieben hat: So war er einst geschäftsführender Gesellschafter bei Scholz& Friends, später einer von zwei Vorstandsvorsitzenden der internationalen Scholz & Friends Gruppe. Interessant auch, dass Turner einer derer war, die hinter der mehr als zweifelhaften Kampagne Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft stecken. Die INSM ist anerkanntermaßen ein grobes, aber leider wirksames Lobbyinstrument der deutschen Wirtschaftsverbände.

Herbstlich gefärbte Bäume vor dem Roten Rathaus. Das wird zwar nicht von Grünen regiert, passt aber in die Jahreszeit.

Und so einer als Bürgermeister? Da haben die braven Schwaben doch lieber einen soliden Grünen gewählt. Die Grünen sind ja auch optisch mehr als wählbar geworden – es handelt sich inzwischen um solide ältere Anzugmänner, glattrasiert und mit anständiger Frisur. Nicht einmal auf den Krawatten sind noch Sonnenblumen oder Regenbogen zu entdecken – aber die Grünen sind ohnehin immer bürgerlicher gewesen als die SPD und anständiger als die von der CDU und FDP zusammen. Und nun werden ein grüner Ministerpräsident und ein grüner OB von Stuttgart gemeinsam dafür sorgen müssen, dass das S21-Projekt, das nun einmal beschlossene Sache ist, möglichst geräuschlos umgesetzt wird. Darauf können die noch regierenden Schwarzgelben schon mal mit einem Kräutertee anstoßen.