Wer kennt das nicht, man steht oder geht eine Straße entlang, und dann kommt einem jemand entgegen und schaut einen intensiv an! Schon macht sich unser Gewissen breit, schulden wir ihm Geld, haben wir ihm früher mal ein Unrecht angetan?
Ich stand also morgens um etwa 9:30 Uhr vor unserer Bank, und wenn ich ehrlich bin, dann ist es ja auch irgendwie auffällig, wenn ein Mann vor einer Bank steht und wartet. Ich jedenfalls würde genau hinsehen, vielleicht ein Bankräuber, oder Schlimmeres.
Die Frau starrte mich schon aus ziemlicher Entfernung an, und doch erkannte ich schon jetzt, dass sie von der Polizei war. Was hatte ich getan? Hatte ich gegen ein Gesetz verstoßen, oder jemanden etwas getan?
Sämtliche Jugendsünden fielen mir komischerweise genau jetzt wieder ein. Wie viele Äpfel hatte ich als Kind gepflückt, wie viele Klingelstreiche angezettelt, und was wir sonst noch so an Streichen drauf hatten!
Jetzt war die Polizeibeamtin mittlerweile auf wenige Meter an mich rangekommen. Schon überlegte ich was sie jetzt wohl machen würde, vielleicht konnte sie ja sogar mein schlechtes Gewissen mit ihrem geschulten Blick erkennen!
Zu meiner Verblüffung schaute sie nun aber gar nicht böse, nicht einmal ernst, sondern sie fing an zu grinsen! Für einen Augenblick war ich sprachlos, was bei mir eigentlich nur sehr selten vorkommt, doch dann hatte ich mich auch schon wieder gefangen. Ich blickte sie freundlich an, und sagte laut: Ich hoffe ich hab nichts verbrochen, ich bin unschuldig! Aber sie lachte nur leise.
Dann blieb sie ganz kurz stehen, sah mir direkt ins Gesicht und antwortete mir: „Ich weis, ich hab nur über ihr T-Shirt gelacht!“
Jetzt fiel es mir auch auf, ich hatte ein schwarzes T-Shirt an, und darauf stand in wirklich großen Buchstaben geschrieben:
ICH CHEF, IHR NIX
So kann es einem also gehen, man sieht jemanden, und vermutet sofort das Allerschlimmste. Dabei muss es doch nicht immer unbedingt so sein!