Lisa hat zum Geburtstag von einem Onkel ein Schlauchraumschiff geschenkt gekriegt, aber das wäre fast schlecht rausgekommen, denn sie hat sich, durch einige Marsmenschen irregeleitet, fast im Weltraum verfahren. Aber alles der Reihe nach.
„Darf ich heute wieder mal ein bisschen im Weltraum rumfliegen?“ fragte sie artig ihre Mutter, und diese hatte das gar nicht gerne. Aber sie wollte es auch nicht immer verbieten, wenn Lisa schon mal so ein Schlauchdings hat. Und so sagte sie: „O.k., aber flieg nicht zu weit raus, ja?“.
Lisa zerrte ihr Schlauchraumschiff aus dem Keller in den Garten. Da und dort musste sie noch Luft nachfüllen, denn die geht manchmal von alleine raus. Das meiste konnte sie mit dem Mund aufpumpen, nur für die Triebwerke nahm sie die alte Velopumpe, denn dann flog ihr Schiff besser, wenn es richtig prallvoll war. Sie nahm noch die Haarspangen aus der Frisur, denn die könnten ja ein Loch in den Gummi machen. Lisa packte ihren Teddybär unter den linken Arm und eine grosse Tüte bunter Sugus* als Proviant unter den rechten Arm und kletterte rein. Und schon ging’s los.
„Schau mal, die Erde ist schon weit weg, nur noch wie ein blauer Mond!“ Sagte sie zu ihrem strubbligen Teddy, und der brummte gemütlich. Sie aß ein Sugus nach dem andern, und warf die Papierchen aus dem Gummifenster. Lisa wollte eigentlich nur ein, zwei Runden um den Mond drehen und dann wieder zurückgleiten, aber irgendetwas glitzerte so ungewöhnlich in der Ferne.
Zuerst dachte sie, das wäre ihre Freundin Maya, die hatte schon im Jahr vorher so ein Spielzeug zu Weihnachten gekriegt, aber dann war Lisa wieder unsicher. Sie flog auf das glitzernde Ding zu und sagte begeistert zum Teddy: „Guck mal, das ist auch ein Schlauchraumschiff, vielleicht ist es doch Maya!“ Aber so schnell und lang sie auch flog, sie kam nicht näher. Und sie hatte auch immer wieder den Eindruck, dass das andere Schlauchraumschiff rückwärts flog … bis es Lisa plötzlich klar wurde, dass es sich um einen großen Spiegel handelte, der hinten an einer marsianischen Raumfähre angemacht war! Und als hätten die Marsmenschen gemerkt, dass sie ihre Finte durchschaut hat, wurde der Spiegel weggeklappt und sie sah den riesige grünen Raumgleiter. Marsianer sind nicht eigentlich gefährlich, sie sind verspielt, frech und zu Späßen aufgelegt – aber sie führen einen leider auch gerne in die Irre, und das kann dann doch gefährlich werden! Im Hui war der grüne Gleiter dann auch verschwunden.
Lisa bremste ab und drehte zurück, aber längst war die Erde verschwunden und überall waren nur Sterne: oben und unten, links und rechts. Tapfer bemühte sie sich, nicht zu weinen, denn dann sieht man bekanntlich noch schlechter. Aber dann sah sie etwas Buntes flattern. Wie ein Wäschestück. Was war das!? Ein Suguspapierchen? Und dort vorne noch eines …und dort weiter weg noch eins … und so kam es, dass sie nur deshalb wieder heimfand, weil sie ein solches Schleckmäulchen war! Als sie weit in der Ferne wieder die Erde sah, fiel ihr richtig ein Stein vom Herzen. Und sie schwor sich, ihr Leben Lang jeden Tag ganz viele Sugus zu essen.
Unweit der Erde sah sie dann doch noch Maya in ihrem Gleiter. Lisa flog zu ihr und nebeneinander sausten durch den Raum auf die blaue Erde zu. Genau richtig zum Abendessen landete Lisa wieder im Garten, zwischen dem alten Apfelbaum und der vertrauten Rutschbahn.
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*SUGUS =
Schweizer Kaubonbon (seit 1931), ursprünglich vom Schokoladehersteller Suchard, später US Kraft Food, heute US Wrigley. Nationalspeise der Schweizer, täglich werden 380‘000 Bonbons verzehrt. Verkauf allerdings weltweit in grosser Menge.