Hazel Grace Lancaster (Shailene Woodley) und Augustus Walters (Ansel Elgort) in Regisseur Josh Boones Romanverfilmung “Das Schicksal ist ein mieser Verräter”
In der klassischen Tragödie gilt die sogenannte Katharsis als Reinigung von Affekten wie Jammer und Rührung. Schon seit der aristotelischen Poetik hat diese Idee der Reinigung Bestand und soll den Zuschauern eine Läuterung der eigenen Seele bescheren. Wendet man diese Idee nun auf Regisseur Josh Boones Romanverfilmung Das Schicksal ist ein mieser Verräter an, so sollte die menschliche Seele hiernach gänzlich geläutert sein. Hier bleibt keine Emotion unangesprochen, geradezu im Minutentakt ist man damit beschäftigt, sich die Tränen aus den Augen zu wischen, damit der Film nicht mit verschwommener Sicht vor einem abläuft.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Green, spielt Boone hier all seine Karten 100%ig richtig aus. Als Zuschauer erleben wir die emotionalen Höhen wie Tiefen, wir werden vom Lachen ins Weinen gestürzt, verlieren schon fast unsere emotionale Kontrolle. Es ist schier unmöglich sich den Leiden und Freuden der beiden Hauptprotagonisten zu entziehen, wunderbar miteinander harmonierend von Shailene Woodley und Ansel Elgort gespielt. Wenn diese beiden Menschen sich zum ersten Mal anlächeln, ist man mit ihnen sofort hin und weg. Selten gibt es eine solche Liebe auf den ersten Blick zwischen Liebespaar und Zuschauern.
Augustus und Hazel mit ihrem blinden Freund Isaac (Nat Wolff, mitte)
Woodley, die größtenteils ungeschminkt und mit mobilem Beatmungsgerät durch die Handlung führt, mimt Hazel Grace Lancaster, eine sechszehn Jahre junge Teenagerin, die an Schilddrüsenkrebs mit Metastasen in der Lunge leidet. In einer Selbsthilfegruppe lernt sie Augustus Waters kennen. Er hat in Folge eines Knochentumors sein rechtes Bein amputiert bekommen. Damit war zwar seine Karriere als Basketballer beendet, doch seine Krankheit gilt als geheilt. Dementsprechend fröhlich und nach vorne schauend tänzelt er positiv durchs Leben, überträgt diese Einstellungen auf die depressiv anmutende Hazel.
Depressiv ist sie aber nicht wegen ihrer Erkrankung, wie sie selbst im Off-Kommentar erzählt, sondern wegen dem drohenden Tod, der jederzeit kommen kann. Dabei sorgt sich Hazel weniger um sich selbst, als um ihre Umwelt. Sich selbst als tickende Zeitbombe sehend, versucht sie Augustus auf Abstand zu halten und macht sich immerzu Sorgen um ihre Eltern. Denn für sie gibt es nur eine Sache, die schlimmer ist als tödlich krank zu sein: Eltern, die mit ansehen müssen, wie ihr Kind vor ihnen diese Welt verlässt.
Hazel mit ihrer Mutter Frannie (Laura Dern, rechts)
Mit Augustus tritt aber eben ein Wandel in Kraft, der aus Darstellerin Shailene Woodley mehr als nur einmal ein bezauberndes Lächeln hervor holt. Mit einer großen Ladung Sarkasmus und Selbstbewusstsein, präsentiert Woodley ihre Hazel Grace als weitaus älter wie die sechszehn Jahre die sie erst hinter sich gebracht hat. Hazel und Augustus gehören zu diesen Film-Teenagern, die mit unzähligen schlauen Sprüchen wie weltwissende Philosophen erscheinen.
Die Leichtigkeit der Romantik erinnert dabei an (500) Days of Summer, der ebenfalls eher tragisch von einer Beziehung zwischen Mann und Frau erzählte und dennoch seinen Humor behielt. Die beiden Filme teilen außerdem ihre Drehbuchautoren Scott Neustadter und Michael H. Weber, die sich scheinbar auf nicht ganz konventionelle Liebesgeschichten eingespielt haben. Aber auch andere Teen-Geschichten stehen Pate für Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Überall dort, wo Jugendliche mit ihrem Frohmut der Tragik des Lebens begegnen – von Juno bis Vielleicht lieber Morgen – fühlt sich Josh Boones Film in bester Gesellschaft.
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Regie: Josh Boone, Drehbuch: Scott Neustadter, Michael H. Weber
Laufzeit: 126 Minuten, freigegeben ab 6 Jahren, Kinostart: 12. Juni 2014
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alle Bilder © Twentieth Century Fox of Germany GmbH