Das Schärfste in Baiersdorf in der fränkischen Schweiz

Von Thomas

Jährlich im Oktober finden in der fränkischen Schweiz die „Scharfen Wochen“ statt. Wieso scharfe Wochen? Ganz einfach: Das Thema ist Meerrettich, der in dieser Gegend angebaut wird.

Ich persönlich kenne Meerrettich im Glas oder als Wurzel  im Supermarkt. Und verwende diesen als Würzung für den Lachs und das Forellenfilet. Als Asienreisender kenne ich natürlich die asiatische Variante Wasabi zu Sushi.

Meerrettichmuseum in Baiersdorf

Wo also kann man sich dem Thema Meerrettich mit diesem Wissenstand annähern? Am Besten im Meerrettichmuseum in Baiersdorf (das schärfste Museum der Welt).

Vor dem Meerrettichmuseum in Baiersdorf

Hier wurde mein spärliches Wissen bei einer Führung gleich mächtig erweitert. Herr Hetz erzählte sehr lebendig über die Geschichte, die Verbreitungsgebiete, den Anbau und die Verarbeitung der Pflanze (dabei sah ich auch, dass es ein Gebiet in China mit Meerrettichanbau gibt und das ist schon eine Aufgabe für uns, dieses ausfindig zu machen).

H. Hetz im Meerrettichmuseum in Baiersdorf

Der Meerrettich braucht ein spezifisches Klima und Bodenreich und unter diesen Randbedingungen wächst er nur in ganz bestimmten Regionen auf der Welt. Es gibt rund ein gutes Dutzend nennenswerte Hauptanbaugebiete. Eines der Hauptanbaugebiete ist Mittel- und Oberfranken. Ich bin also gerade mittendrin.

Der Meerrettich gehört zu den Pflanzen der Kreuzblütler und ist mit Senf und Kresse verwandt. Die Pflanze benötigt intensive Pflege (doch dazu später mehr).

Was macht den Meerrettich so interessant? Er ist sooooo gesund. Derart gesund, dass man ihn täglich essen sollte. Auf einer Tafel im Museum konnte ich lesen, dass er geheimnisvolle Kräfte hat. Die Pflanze enthält verschiedene Mineralstoffe und Vitamine. In unserem Körper kann dies u.a. appetitanregend sein, gegen einen hohen Blutdruck wirken und den Kreislauf stärken. Für eine schöne Haut kann die äußerliche Anwendung sorgen.

Da ist Alles in unserer Zeit etwas in Vergessenheit geraten und dieses Wissen ist hier in der Region noch vorhanden und wird gepflegt. In frühen Jahren wurde der Meerrettich von sogenannten Krenweibli verkauft, die durch die Lande reisten. Das ist so gut wie ausgestorben. Im Museum ist ein Krenweibli in einer Vitrine zu sehen.

Krenweibli im Museum

Im oberen Stockwerk ist in Bildern zu sehen, wie der Meerrettich früher verarbeitet wurde und wie das heute gemacht wird. Ein Bild davon möchte ich hier zum Besten geben:

Im Meerrettichmuseum in Baiersdorf – so wurde früher gearbeitet

Ein Meerrettich liegt im Museum zum Reiben bereit und wir konnten eine Fingerspitze frischen Meerrettich probieren.

H. Hetz in Aktion im Meerrettichmuseum in Baiersdorf

Dem Museum angeschlossen ist einen kleiner Shop, in dem man verschiedene Meerrettichsorten kaufen kann. Die Produkte sind von Schamel, der auch das Museum betreibt.

Shop im Meerrettichmuseum in Baiersdorf

Frau Franziska Lexa von Schamel hatte für uns verschiedene Sorten sprich Geschmacksrichtungen vorbereitet.

Verschiedene Meerrettichsorten zum Probieren

Mit harmlosen Sorten starteten wir. Und das wurde langsam gesteigert. Sie warnte uns. Doch wir lieben es ja scharf und sind von Asien einiges gewohnt. Es folgten zum Schluss zwei scharfe Versionen. Einer davon hat den vielklingenden Namen Rachenputzer. Er macht wirklich frei …

Im Museum beim Testen von verschiedenen Meerrettichsorten

Mit einer tollen Tasche als Präsent von Schamel und Meerrettich darin Verliesen wir das Museum. Ich fühlte mich jetzt schon als Meerrettichexperte.

Soviel jetzt zur Theorie. Vom Museum aus, kann man auf Meerrettichpflanzen blicken, doch in Baiersdorf gibt es auch eine Anbaufläche. Jetzt also Praxis in der Natur.

Meerrettichfeld in Baiersdorf

Meerrettichpflanze in Baiersdorf

Zwei Meerrettichbauern warten auf uns. H. Kröner und H. Roß erklärten uns genauso lebhaft und engagiert wie H. Hetz die Besonderheiten des Meerrettichanbaus.

H. Kröner und H. Roß erklären den Meerrettichanbau

Die Pflanze benötigt sehr viel Pflege. Diese Pflege beginnt schon vor dem eigentlichen Anbau und Endet mit der Ernte. Ein Vergleich: pro Jahr und Hektar wird bei Getreide 10 Stunden, bei Speisekartoffeln 100 Stunden und bei Meerrettich 1.000 Stunden zu leistende Arbeit benötigt.

Erstaunt war ich, dass die Wurzel des Meerrettichs nicht senkrecht in der Erde ist, sondern nur leicht schräg im Acker in das Erdreich wächst.

H. Kröner präsentiert einen Meerrettich

Der Grund hierfür ist, dass die Triebe immer wieder abgeschnitten werden müssen, damit eine dicke Meerrettichwurzel entsteht und nicht eine dünne Wurzel mit sehr vielen Seitentrieben. Und auf diese Art lässt sie sich besser dafür „ausgraben“ , die Triebe abschneiden und dann wieder mit Erde zudecken.

Wir erhielten noch ein Stück einer frischen Wurzel und konnten uns vor Ort überzeugen, dass es wirklich eine scharfe Sache ist.

Interessant ist, dass ein Acker auf dem Meerrettich angepflanzt wurde, danach 6 Jahre Pause benötigt bevor man diesen erneut in diesem Acker anpflanzen kann. In der Zwischenzeit können verschiedene Getreidesorten angebaut werden und die Erde erhält wieder alle Mineralien zurück, die für den Meerrettich benötigt werden.

Dieser Bericht entstand im Rahmen einer Pressereise Fränkische Schweiz. Sehr vielen Dank an Fr. Schneider von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz und Frau Waxenberger von BPRC für das interessante Programm und die hervorragende Organisation. Ebenso ein Dankeschön an die Fa. Schamel.