Selten hat mich eine Krimiautorin gleich auf der ersten Seite so abgeholt wie Sigrid Ramge mit “Das Riesling-Ritual”: gute Recherche in lebendige Bilder verpackt, so entwickelt die Wahl-Stuttgarterin zwei stringente Handlungsstränge mit höchst vergnüglichen Querverbindungen!
Und obwohl recht bald ein Geständiger im Gefängnis sitzt, ist der Fall noch lange nicht gelöst: durch einige rasante Kurven führen die Ermittlungsspuren direkt nach Bella Italia.
“Das Riesling-Ritual” lebt weniger von klassisch-authoritären Kommissars-Figuren und ausgetüftelten Strategien als von sympathischen Kommissaren im Dilemma von Schuld und Sühne, die zu äußerst differenzierten Ermessensspielräumen fähig sind. Auch die große Gesellschaftskritik sucht der begeisterte Leser beim Riesling-Ritual vergebens, trotzdem zeichnet Sigrid Ramge berührende Täter- und Sozialstudien. Als eventuelles Fazit bleibt die Erkenntnis, dass aus Porschefahrern arme Würstchen werden können, während auf Kleinkriminelle das ganz große Happy End warten kann.
So schmeckt fein ausgebauter, erfrischender Lese-Genuss!
Sigrid Ramge “Das Riesling-Ritual”, 256 Seiten, kartoniert, 9 Euro 90, Silberburg-Verlag