Das Reich der Sieben Höfe - Dornen und Rosen von Sarah J. Maas

Von Paperdreams @xGoldmarie

Die junge Jägerin Feyre lebt in Armut und versucht verzweifelt ihre Familie am Leben zu erhalten. Als sie dabei auf der Jagd einen Wolf erlegt, um sein Fell zu verkaufen, ahnt sie nicht, dass es sich bei dem Geschöpf um einen Fae handelt - eines jener magischer Wesen, die die Menschheit vor vielen Jahren versklavt hat und die nun hinter einer magischen Mauer in ihrem sagenumwogenen Reich leben. Um ihre Schuld an dem Tod des Fae zu begleichen, wird sie in eben jenes Reich entführt und muss dort den Rest ihres Lebens verbringen. Doch Feyre will nur eines: fliehen, solange sie noch kann, denn die Fae sind grauenhafte, todbringende Wesen, denen man nicht trauen kann. Schließlich muss sie herausfinden, dass im Reich der Fae nicht alles so ist, wie es scheint...

HIGH FANTASY MIT EINER PRISE MÄRCHENMAGIE

Warum endet dieses Buch? Wenn man nach der letzten Seite einer Geschichte mit ebendieser Frage im Kopf leicht verzweifelt zurückbleibt und während des Lesens permanent weiterlesen möchte und gleichzeitig Angst davor hat, weiterzulesen, weil die Geschichte dann schneller zu Ende ist, hat das Buch wohl das ein oder andere richtig gemacht. So geschehen bei Sarah J. Maas' neuestem Streich "Das Reich der sieben Höfe: Dornen und Rosen" - und das obwohl ich anfangs doch recht skeptisch war, wie ich dieses Buch lesen kann, ohne dabei pausenlos an die Genialität von "Throne of Glass" zu denken. Tatsächlich hat die Geschichte diese Zweifel relativ schnell aus dem Weg geräumt und mich mit einer spannenden, epischen, sehr romantischen (und heißen) High Fantasy Geschichte überrascht, die mich nicht nur bestens unterhalten und fesseln konnte, sondern zudem wachgehalten und aufgewühlt hat. Neben dem ein oder anderen winzigkleinen Problem, das ich mit dieser Geschichte hatte (oder besser gesagt noch haben werde, das erkläre ich gleich!), hat der Auftakt der sechsbändigen Reihe um Feyre und die Fae tatsächlich nur einen wirklich Makel: es endet. Viel zu schnell!

"Das Reich der sieben Höfe: Dornen und Rosen" soll von dem allseits bekannten Märchen "Die Schöne und das Biest" inspiriert sein, doch auch wenn es das ein oder andere Element des Märchens umfasst, ist die Geschichte um Feyre und Tamlin eindeutig keine Nacherzählung oder Neuinterpretation - dafür fehlt einfach die Essenz des Märchens. Viel mehr würde ich es als romantische High Fantasy mit märchenhaften Elementen bezeichnen, doch das nur am Rande. Wie nicht anders von Maas erwartet, wird die Geschichte von einer starken weiblichen Protagonistin erzählt, die viel Identifikationspotenzial beherbergt und generell eine absolute Sympathieträgerin ist. Zwar besitzt sie nicht die Kraft und Arroganz einer Celaena (aus Throne of Glass), doch Feyre ist definitiv eine Kämpferin, die für das einsteht, was sie liebt. Mit Tamlin erschafft Maas einen faszinierenden männlichen Gegenpart, der eindeutig für einige sexuelle Spannung sorgt. Generell gelingt es der Autorin einmal mehr viele dreidimensionale Charaktere zu zeichnen, über die ich allesamt gerne mehr erfahren möchte und die, jeder für sich, ihre eigene Geschichte erzählen könnten, wie beispielsweise Feyres Schwestern, Lucien und natürlich Rhysand. Wenn ich Sarah J. Maas hier richtig einschätze, wird sich das in den Folgebänden weiterhin steigern - Charaktere formen und sich entwickeln lassen, das hat sie perfektioniert!

EINE FASZINIERENDE WELT UND DREIDIMENSIONALE FIGUREN

Neben den gut ausgearbeiteten Figuren, brilliert jedoch auch der Weltentwurf - von einer unsichtbaren, magischen Mauer getrennt, ist die Welt in die der Menschen und die der Fae aufgeteilt, wobei das Reich der Fae im Fokus steht. Geschickt verwebt Maas gängige Elfenmythen mit ihrer eigenen Fantasie und erschafft eine spannende, aufreibende und magische Welt, der man sich kaum entziehen kann. Viele Details, wie die unterschiedlichen Elfenhöfe und die Diversität an magischen Wesen, runden das Bild ab und hauchen der Geschichte noch mehr Leben und Spannung ein. Währenddessen ist der Plot anfangs eher ruhig und plätschert auf angenehme Art und Weise vor sich hin. Dafür weiß die Autorin mit sexueller Spannung und viel Romantik zu überzeugen, um im letzten Drittel des Buches schließlich sehr rasant und atemberaubend spannend zu werden. Die komplette Action findet nämlich tatsächlich relativ weit am Ende statt, was dem Buch für mich aber nicht schadet - im Gegenteil, ich mochte beides: die eher ruhigere Stimmung des Anfangs und das fulminante Finale. Beides ergänzt sich in meinen Augen perfekt und gibt der Geschichte genau das richtige Lesegefühl, das dafür sorgt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will.

"Das Reich der sieben Höfe: Dornen und Rosen" funktioniert als Reihenauftakt genauso gut wie als Einzelband, denn obwohl es offene Fragen gibt, ist das Ende halbwegs abgeschlossen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass man am Ende des Buches etwas verloren ist und eigentlich nur noch eines will: weiterlesen - schließlich bietet die Geschichte noch einiges an Potenzial und verschiedener Handlungsstränge, die es zu erkunden gilt! Eine Kleinigkeit trübt die Vorfreude allerdings für mich und das betrifft die Liebesgeschichte, die sich garantiert in eine andere Richtung entwickelt, als ich es gerne hätte - daher ist dies ein Problem, das ich vermutlich noch mit der Geschichte haben werde, welches sich aber bereits in "Dornen und Rosen" angekündigt hat. In diesem Fall werde ich mich einfach auf Sarah J. Maas verlassen, die mich bisher noch nicht enttäuschen konnte. Wer also Lust auf märchenhafte High Fantasy mit einer starken, weiblichen Protagonistin, magischen Elfenwesen und einer romantischen Liebesgeschichte hat, die sich spannend und actionreich entwickelt, der sollte es einmal mit "Dornen und Rosen" probieren!